11. Juni 2019
Radio Free Asia, www.rfa.org

Tausende von Mönchen und Nonnen aus dem monastischen Zentrum Yachen Gar ausgewiesen

Die Behörden in der Provinz Sichuan zwangen kürzlich rund 3.500 Mönche und Nonnen zum Verlassen des im Bezirk Palyul der Präfektur Kardze gelegenen Yachen Gar Tibetan Buddhist Center.

Die jetzige Vertreibungsaktion, die im Mai begann, richtete sich vor allem gegen Bewohner, die aus Gegenden außerhalb Sichuans kamen und in dem entlegenen, aber florierenden Tempelkomplex untergebracht waren. Bis vor wenigen Jahren beherbergte dieser schätzungsweise 10.000 Mönche, Nonnen und Laienbuddhisten, die sich dem Studium der Schriften und der Meditation widmeten.

Zentrum für monastische Studien
Yachen Gar

Ein Tibeter aus der Gegend, der mit dem tibetischen Dienst von RFA sprach, sagte, die Ausweisungen seien bereits im Gange gewesen, als er Yachen Gar am 11. Mai besuchte.

„Seit die Ausweisungen im Mai begannen, wurden etwa 3.500 Mönche und Nonnen zum Verlassen des Zentrums gezwungen“, verlautet aus der Quelle von RFA, die anonym bleiben muß. „Etwa 600 chinesische Offizielle sind nun permanent in Yachen Gar stationiert, um das Geschehen in dem Zentrum ständig zu verfolgen“.

„Sie überwachen die Bewegungen der Mönche und kontrollieren alle Besucher von außerhalb“, sagte er und fügte hinzu, daß die erfahrenen Mönche und Lehrer in Yachen Gar sehr unglücklich über die Vertreibungsaktion seien, jedoch unwillig darüber zu sprechen.

Die zur Abreise gezwungenen Bewohner sind von weither gekommen, etwa aus den Präfekturen Chamdo und Nagchu in der TAR, ihr Zuhause ist in den Bezirken Jomda und Gonjo der Präfektur Chamdo oder der Hauptstadt Lhasa.

„Abgesehen von ein paar wenigen hoch qualifizierten buddhistischen Lehrmeistern wie Lamas und Khenpos, ist nun niemand mehr, der aus diesen Orten kam, in Yachen Gar anzutreffen.“

„Nur Mönche und Nonnen, die aus Gebieten in Sichuan stammen, sind von der Ausweisung ausgenommen, während Mönche und Nonnen aus der Präfektur Yulshul in der Provinz Qinghai nur unter der Bedingung bleiben dürfen, daß in ihrer Heimat die Lokalbehörden gewährleisten, daß sie nicht politisch aktiv werden“, fügte er hinzu.

Um emotionale Abschiedsszenen zwischen den Betroffenen und ihren zurückbleibenden Freunden zu vermeiden, darf keiner diese begleiten, wenn sie zu den Busses gebracht werden, die sie abtransportieren.

„Die chinesischen Offiziellen haben bisher die Behausungen der Mönche und Nonnen noch nicht abgerissen, wie sie es in Serthar taten“, sagte die Quelle. Die Bewohner von Yachen Gar, die aus anderen Gegenden in das Zentrum gekommen sind, hätten in Behelfsunterkünften gewohnt, und „diese sind schon entfernt worden“.

Die Restriktionsmaßnahmen in Yachen Gar und dem besser bekannten Larung Gar Komplex im Bezirk Serthar sind Teil einer „sich immer weiterentwickelnden politischen Strategie“, die den Einfluß und das Wachstum dieser für das Studium und die Praxis des tibetischen Buddhismus wichtigen Zentren begrenzen soll.

„Beide Zentren haben Tausende von chinesischen Gläubigen angezogen, die dort die buddhistische Lehre studierten und spirituelle Unterweisungen erhielten. Sie bildeten eine Brücke zwischen den tibetischen und den chinesischen Gemeinschaften“, heißt es in einem Bericht der International Campaign for Tibet von 2017.

Quellen aus der Gegend zufolge wurden zwischen 2017 und 2018 mindestens 4.820 tibetische und han-chinesische Mönche und Nonnen aus Larung Gar hinausgeworfen, während seit 2001 über 7.000 Behausungen und andere Bauten abgerissen wurden.

Der Vorsitzende der parteiübergreifenden US-Kommission für Internationale Religiöse Freiheit, Tenzin Dorjee, bezeichnete Chinas Restriktionsmaßnahmen in Yachen Gar als eine „ungeheuerliche Verletzung der Religionsfreiheit“.

„Dies ist ein Fall, den wir genau verfolgen und bei allen wichtigen Foren ansprechen werden“, sagte Tenzin Dorjee. „Um die Religionsfreiheit in Tibet ist es schlechter denn je zuvor bestellt“.