26. August 2019
Radio Free Asia, www.rfa.org

Ein Tibeter wegen Weitergabe eines Dalai-Lama-Photos auf WeChat festgenommen

Wie aus tibetischen Quellen hervorgeht, wurde im Juli ein Tibeter aus der Provinz Sichuan von der Polizei in Gewahrsam genommen, weil er auf der populären Internetplattform WeChat ein Photo des spirituellen Oberhaupts der Tibeter, des Dalai Lama, veröffentlicht hatte.

Rinso, der im Dorf No. 3 der Gemeinde Thangkor im Kreis Dzoege wohnt (früher zu der historischen Region Kham gehörend), wurde etwa eine Woche lang festgehalten und dann wieder freigelassen. „Die Polizei ließ ihn nach zehn Tagen im Gewahrsam am 16. Juli laufen“, teilte die Quelle von RFA, die anonym bleiben muß, mit.

„Die chinesischen Behörden verfolgen die Einträge auf WeChat ganz genau und greifen sofort ein, wenn ihnen etwas mißfällt“, erklärte die Quelle und fügte hinzu: „Es ist besser, gewisse Dinge nicht öffentlich zu diskutieren und keine Photos weiterzugeben“.

Rinso

Wenn Tibeter irgendwo ein Bild des Dalai Lama zeigen oder seinen Geburtstag öffentlich feiern, so wird das streng bestraft.

Wegen Chinas strenger Kontrolle von als politisch heikel geltenden Informationen erreichte die Nachricht über die Festnahme und Freilassung von Rinso die Außenwelt ziemlich verspätet.

Eine zweite tibetische Quelle bestätigte RFA gegenüber, daß der 50jährige Rinso von der Polizei nur eine kurz Zeit festgehalten wurde, ehe er ohne Erklärung wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. „Es stimmt, daß Rinso aus der Gemeinde Thangkor freigelassen wurde. Die Polizei hielt ihn nur etwas über eine Woche fest“, verlautete aus der Quelle.

„Anfang Mai gaben die chinesischen Behörden eine zweisprachige Bekanntmachung heraus, in der sie vor dem unangemessenen Gebrauch von WeChat zur Verbreitung von politischen Nachrichten warnten“, sagte die Quelle und fügte hinzu, daß Diskussionen über die Entwicklungen in Hong Kong und Taiwan als besonders sensibel eingestuft wurden.

„Nur von der chinesischen Regierung gebilligte Berichte dürfen weitergegeben werden und schwerwiegende Verstöße gegen diese Bestimmungen können mit bis zu acht Jahren Gefängnis bestraft werden“, sagte die Quelle.

Die chinesischen Behörden in Tibet bieten jetzt Prämien von bis zu 300.000 Yuan (US$ 42.582) für Hinweise an, die zur Festnahme von Nutzern sozialer Netzwerke führen, denen es an Loyalität gegenüber China mangelt.

Gemäß einer am 28. Februar von drei Departments der Autonomen Region Tibet herausgegebenen Bekanntmachung besteht sogenanntes illegales Verhalten auch in Online-Aktivitäten, die auf „den Sturz des sozialistischen Systems“, „die Förderung des Extremismus“, „die Destabilisierung der nationalen Sicherheit“ und „die Diffamierung der Volksrepublik China“ gerichtet sind.

Ebenso verboten sind im Internet befürwortende Äußerungen über die „Mittlere-Weg-Politik“ des Dalai Lama, die für eine größere Autonomie für Tibet wirbt, während sie Pekings Souveränität über die jetzt einen Teil Chinas bildenden tibetischen Gebiete anerkennt.

Die Behörden in den tibetischen Gebieten überwachen ständig das Internet und überprüfen Mobiltelefongespräche auf politisch heikle Inhalte, während Nachrichtensendungen aus dem Ausland schweren Restriktionen unterliegen.