10. Januar 2019
Radio Free Asia, www.rfa.org

Chinas älteste Lehranstalt für tibetische Studenten stellt den Unterricht in tibetischer Sprache ein

Um die Dominanz der chinesischen Kultur durchzusetzen, hat Chinas älteste Universität für tibetische und andere Studenten aus ethnischen Minderheiten den Unterricht auf Tibetisch eingestellt, was den Schülern mit Tibetisch als Muttersprache zu einem großen Nachteil gereicht.

1958 als eine tibetische staatliche Schule in der Stadt Xianyang in der Provinz Shaanxi gegründet und dann 1965 in Tibet Minzu Universität umbenannt, beherbergt die Hochschule gegenwärtig über 6.000 Studenten, von denen die Hälfte Tibeter sind.

Minzu Universität

„Elf Spezialgebiete werden an der Schule gelehrt, aber die Unterrichtssprache in all diesen Kursen ist Chinesisch, was ein Problem für uns tibetische Schüler darstellt“, sagte RFAs Quelle, ein tibetischer Schüler, der namentlich nicht genannt werden will.

„Gegenwärtig gibt es nur einen Kurs für tibetische Sprache, die als Zweitsprache angeboten wird, und an der gesamten Schule nur ein Stipendium für tibetische Sprache“, teilte die Quelle mit.

Die an der Minzu Lehranstalt gelehrten Fächer sind Erziehung, Finanzwesen, Informatik, Ingenieurswesen, Sport, Jura, Management, fremde Sprachen, Ethnologie, Journalismus und tibetische Medizin, fuhr die Quelle fort.

Sogar der Unterricht in traditioneller tibetischer Medizin wird jetzt nur noch auf Mandarin Chinesisch angeboten. „Die tibetischen Schüler, die sich auf tibetische Medizin spezialisierten, haben eine Menge Schwierigkeiten und Verständnisprobleme, weil die Fächer jetzt auf Chinesisch gelehrt werden“, sagte er.

„Sogar Kurse für das Studium ethnischer Minderheiten finden jetzt auf Chinesisch statt“. „Wir haben überhaupt keine Möglichkeiten mehr“.

Obwohl die Tibet Minzu Universität ursprünglich als eine Schule für tibetische Studenten eingerichtet wurde, „gibt es jetzt einen akuten Mangel in der Verwendung der tibetischen Sprache“, meinte eine zweite Quelle.

„Und es gibt überhaupt keine Gelegenheit mehr, Spezialkurse in Tibetisch zu belegen, was sehr traurig ist“.

Die tibetischen Schüler an der Schule nehmen aber „die Sache in ihre eigene Hand und sie gründeten eine Studiengruppe für tibetische Sprache und Kultur“. Die Gruppe trifft sich an Wochenenden, um miteinander zu sprechen und etwas zu planen.

Schriftsteller, Sänger und Künstler, die die tibetische nationale Identität und Kultur fördern, wurden und werden häufig festgenommen und mit langen Gefängnisstrafen belegt, nachdem die weit verbreiteten Proteste gegen die chinesische Herrschaft sich 2008 über die tibetischen Wohngebiete verbreiteten.

Sprachrechte sind in den letzten Jahren zu einem besonderen Brennpunkt für die Bemühungen der Tibeter, ihre nationale Identität zu behaupten, geworden. Es gibt inoffiziell organisierte Sprachkurse, die von den Behörden jedoch zu „illegalen Organisationen gehörig“ behandelt und deren Lehrer verfolgt und eingesperrt werden.

Im Mai 2018 verurteilte ein Gericht in der Provinz Qinghai den tibetischen Geschäftsinhaber und Sprachaktivisten Tashi Wangchuk zu fünf Jahren Gefängnis wegen Separatismus, was in Regierungskreisen und bei Menschenrechtsorganisationen international einen Aufschrei auslöste, denn das Urteil reflektiert Pekings Mißachtung seiner eigenen Gesetze zum Schutz der ethnischen Autonomie.