4. August 2017
Radio Free Asia, www.rfa.org

Tibeter aus Drayab wegen mutmasslicher Kontakte nach außen misshandelt und festgenommen

Die Behörden in der Präfektur Chamdo (chin. Changdu) in der Autonomen Region Tibet (TAR) schlugen einen Mann und hielten ihn unter dem Verdacht, Kontakte nach außerhalb der Region zu unterhalten, zwei Tage lang fest. Dies teilte eine tibetische Exilquelle mit.

Wegen der von den Chinesen verhängten Kommunikationssperre erreichte die Nachricht über den Vorfall die Außenwelt erst verspätet.

Der 30jährige Jampa Choegyal wurde irgendwann im Juli von der Polizei in Gewahrsam genommen, als er gerade beim Tsechok Fest im Kloster Chowar im Bezirk Dragyab (chin. Chaya) der Provinz Chamdo weilte, teilte die Quelle mit, die anonym bleiben möchte.

„Während er bei dem Fest war, wurde er von einem chinesischen Beamten angerufen und aufgefordert, sich in der etwa eine Meile vom Kloster Chowar entfernten Gemeinde Nortom zu melden. Und als er dort ankam, wurde er sofort festgenommen und geschlagen. Jampa Choegyal und andere Tibeter seines Heimatortes hatten keine Ahnung, warum die Polizei ihn vorlud und ihn dann festhielt.“

Sie brachten Choegyal in eine Polizeistation des Verwaltungssitzes des Bezirks Dragyab und hielten ihn dort zwei Tage lang fest. Die Beamten befragten ihn immer wieder über seine Beziehungen zu seinem Verwandten Ngawang Jampa, der nach seiner Flucht nach Indien kürzlich nach Australien gezogen war.

„Er wurde u.a. auch gefragt, ob andere Personen seiner Familie in Kontakt mit Ngawang Jampa stünden. Da sie ihn jedoch mit keinem konkreten Beweis über seine Kontakte zu außerhalb Tibets lebenden Verwandten festnageln konnten, ließen sie ihn wieder laufen“.

Der Quelle zufolge konfiszierten die Behörden Choegyals Mobiltelefon und bestellten ihn nach ein paar Tagen wieder ein, damit er es wieder an sich nehme. „Zu diesem Zeitpunkt waren die Behörden deutlicher bezüglich seines Verwandten Ngawang Jampa, der ihnen zufolge ein aktiver Kollaborateur der ‚Dalai Clique’ sei“, womit sie den seit dem gescheiterten Aufstand 1959 in Indien im Exil lebenden Dalai Lama und die tibetische Exilregierung meinten. „Sie warnten ihn, um seiner eigenen Sicherheit willen, Ngawang Jampa nicht mehr zu kontaktieren“.

Choegyal, der aus der Gemeinde Khargang Sotri, Bezirk Dragyab, stammt, ist der Sohn von Dorje Namgyal und Dorje Dolkar.

Peking weist die Forderung des Dalai Lama nach einer Lösung im Sinne des „Mittleren Weges“, also eines halbautonomen Tibets unter chinesischer Souveränität, ab, und beschuldigt ihn und seine Anhänger, Tibet vom übrigen China abspalten zu wollen.

Die Chinesen ergriffen in der Präfektur Chamdo zur Kontrolle der politischen Meinung der tibetischen Dorfbewohner besonders drastische Maßnahmen. So werden die einzelnen Haushalte gezwungen, Portraits der chinesischen Staatsführer zur Schau zu stellen, und Klöster und auch Privathäuser wurden angewiesen, die chinesische Nationalflagge auf ihren Dächern zu hissen.

Im Dezember schlug die Polizei eine Gruppe von Dorfbewohnern im Bezirk Chamdo, Präfektur Chamdo, weil sie zu spät zu einem Vortrag über öffentliche Gesundheit erschienen waren. Einige kamen ins Krankenhaus, während andere im Bezirksgefängnis landeten. Nach dem Angriff auf diese Leute durchsuchten die Lokalbehörden ihre Privathäuser und verhörten jeden, den sie dort antrafen.

Im April letzten Jahres erfuhr RFA aus einer in Chamdo lebenden Quelle, daß ein Tibeter namens Tashi, der von der chinesischen Polizei im Haftzentrum Tsangshul im Bezirk Markham (chin. Mangkang), Präfektur Chamdo, unter unbekannter Anklage festgehalten wurde, sich im Polizeigewahrsam das Leben genommen hatte, um der brutalen Folterung seiner Schergen ein Ende zu bereiten. Er war kurz vor dem 10. März, dem Jahrestag des Volksaufstandes von 1959 gegen die chinesische Herrschaft, in Gewahrsam genommen worden (*).

(*) 1.4.2016 „Tibetan Kills Himself to End Torture in Jail”