29. August 2016
Radio Free Asia, www.rfa.org

Noch mehr Selbstmorde aus Protest gegen die Zerstörung von Larung Gar

Zwei weitere buddhistische Nonnen, die in dem Klosterkomplex Larung Gar in Sichuan lebten, töteten sich aus Verzweiflung über die Zerstörung dieses wichtigen tibetisch-buddhistischen Studienzentrums durch die chinesischen Behörden. Bereits im Juli hatte sich eine Nonne das Leben genommen. Eine andere Frau, die sich ebenfalls töten wollte, wurde in letzter Minute von Freunden zurückgehalten.

Tsering Dolma inmitten der Zerstörungen

Die etwa 20jährige Tsering Dolma erhängte sich am 17. August, sie konnte „den Schmerz nicht länger ertragen, dabei zusehen zu müssen, wie Larung Gar zerstört wird“, erfuhr RFA aus einer dortigen Quelle. „Sie ließ eine Notiz zurück, in der sie ihre Verzweiflung über die Verwüstung zum Ausdruck brachte und beklagte, daß die Chinesen sie nicht in Frieden leben lassen“.

Tsering Dolma, die aus der Gemeinde Mewa im Bezirk Marthang in der TAP Ngaba stammt, wirkte vor ihrem Tod „sehr niedergeschlagen und fassungslos“ angesichts der Zerstörung von Tausenden von Behausungen der Akademie, wie die Quelle von RFA mitteilte. „So erhängte sie sich“.

Auch eine Nonne namens Semga aus dem Dorf Dowa im Bezirk Dzamthang in der TAP Ngaba brachte sich kürzlich um, wann genau und unter welchen Umständen weiß man allerdings nicht. Und eine dritte Nonne machte einen Selbstmordversuch, „aber andere Leute kamen dazu und retteten sie“.

Diese Todesfälle folgten auf den Tod von Rinzin Dolma am 20. Juli, einer Nonne, die sich erhängte, als die chinesischen Einsatzkräfte damit anfingen, die Häuser der Mönche und Nonnen niederzuwalzen, um der angeblichen Überbelegung der Larung Gar Akademie im Bezirk Serthar zu begegnen.

Viele Tausende von Tibetern und Chinesen studierten in dem florierenden Komplex Larung Gar, der 1980 von dem inzwischen verstorbenen religiösen Lehrer Khenpo Jigme Phuntsok gegründet worden war, und der weltweit zu einem der größten und wichtigsten Zentren für das Studium des tibetischen Buddhismus wurde.

Der Verordnung, die Anzahl der Bewohner von Larung Gar um etwa die Hälfte auf 5000 Personen zu reduzieren, ist keine regionale Entscheidung, sondern „kommt von den höheren Behörden“, wobei Chinas Präsident Xi Jinping sich persönlich für die Angelegenheit interessierte.

Die chinesischen Behörden stationierten bewaffnete Sicherheitskräfte bei dem Abbruchareal und warnten vor Protesten oder Widerstand, denn derartige Versuche würden mit Festnahme und Inhaftierung bestraft werden, verlautet aus einer Quelle. Auch in benachbarten Gegenden sei bewaffnete Polizei stationiert worden.

Als Mitglieder des staatlich ernannten Verwaltungsrats von Larung Gar über den Tod von Tsering Dolma informiert wurden, war ihre erste Reaktion, sich nicht mit dem Fall zu befassen, doch später versuchten sie, die Herausgabe der Leiche zu fordern.

„Sie sagten, den Anweisungen zufolge sei es ihre Pflicht dafür zu sorgen, daß die Demolierungsarbeiten ungehindert vonstatten gehen, für irgend jemandes Tod seien sie nicht verantwortlich“. Als sie dies hörten, „weinten und wehklagten“ die Nonnen, fügte die Quelle hinzu.

Menschenrechtsgruppen verurteilten scharf die staatlich verordnete Zerstörung von Larung Gar, wobei Human Rights Watch (HRW) aus New York sagte, Peking sollte das tibetische Volk selbst entscheiden lassen, wie es am besten seine Religion praktiziere. Um Sophie Richardson, die Direktorin von HRW China zu zitieren: „Wenn die Behörden meinen, daß der Larung Gar Komplex überfüllt sei, dann ist die Antwort einfach: Erlaubt den Tibetern und anderen Buddhisten mehr Klöster zu bauen“,