1. September 2016
Radio Free Asia, www.rfa.org

Verschwundener tibetischer Mönch heimlich zu drei Jahren verurteilt

Ein tibetischer Mönch, der verschwunden war, seit ihn die Polizei vergangenes Jahr auf einen Soloprotest hin festnahm, befindet sich seinen Angehörigen zufolge in einem Gefängnis in Sichuan. In einem geheimen Verfahren wurde er zu drei Jahren Haft verurteilt.

Lobsang Kelsang, damals 19 Jahre alt, begann um drei Uhr nachmittags am 7. September 2015 auf der Hauptstraße der Stadt Ngaba im gleichnamigen Bezirk zu protestieren, wurde aber schnell von der in der Nähe stationierten Polizei überwältigt.

Lobsang Kelsang (RFA)

„Er hielt ein Portrait Seiner Heiligkeit des Dalai Lama über seinem Kopf und rief ‚Freiheit für Tibet’“, teilte eine Quelle, die anonym bleiben will, mit.

Ein Tibeter, der versuchte, ihn zu schützen, wurde ebenfalls festgenommen, und einmal gab die Polizei sogar Warnschüsse in die Luft ab, um die zusammengelaufenen Leute zu vertreiben. Nachdem seine Angehörigen monatelang vergeblich versucht hatten, herauszufinden, wo er festgehalten wird, fanden sie nun heraus, daß er im Deyang Gefängnis in der Stadt Deyang in Sichuan inhaftiert ist.

„Zuerst befand er sich für eine Weile in einem Gefängnis im Bezirk Maowen, TAP Ngaba, und während er dort einsaß, bekam er eine dreijährige Haftstrafe, worauf er nach Deyang verlegt wurde“. „Seine Familie weiß immer noch nichts Genaues über Kelsangs gegenwärtigen Zustand, besonders seine Gesundheit, und darf ihn auch nicht besuchen“.

Kelsang, der in der Gemeinde Meruma in Ngaba geboren wurde, war Novize im Kloster Kirti, dem Schauplatz wiederholter Selbstverbrennungen und anderer Proteste tibetischer Mönche, als Ausdruck ihres Widerstandes gegen die chinesische Herrschaft. „Im August wurden zwei weitere Mönche des Klosters Kirti, Lobsang Drakpa und Jamphel Gyatso, wegen Soloprotesten ebenfalls zu drei Jahren Haft verurteilt“ (1).

Die chinesischen Behörden gaben kürzlich ein Handbuch heraus, das in der gesamten Region Ngaba verteilt wurde, und in dem sie Soloproteste mit dem Bild des Dalai Lama, Selbstverbrennungen und den Versand von Informationen ins Ausland durch die sozialen Medien kriminalisieren.

Immer wieder kommt es in den tibetisch-bevölkerten Gebieten zu sporadischen Demonstrationen gegen Pekings Herrschaft, seit die Region 2008 von weitverbreiteten Protesten erfaßt wurde. Insgesamt 145 Tibeter setzten sich mit der Forderung nach Freiheit für Tibet und der Rückkehr des Dalai Lama in Flammen, seit die Welle der feurigen Proteste 2009 begann.

(1) 14. September 2015: Kein „goldenes Zeitalter“ für friedliche tibetische Demonstranten: Zwei weitere Einzel-Aktivisten zusammengeschlagen und abgeführt