9. August 2016
Radio Free Asia, www.rfa.org

Politischer Gefangener, der sich der „patriotischen Umerziehung“ widersetzt hatte, verstorben

Ein tibetischer politischer Gefangener und Mönch, den die Behörden mit fünf Jahren Gefängnis bestraften, weil er sich nicht der „patriotischen Umerziehungskampagne“ fügen wollte, starb am 8. August in der Autonomen Region Tibet.

Wie aus einer tibetischen Quelle aus Nepal verlautet, wurde Khenrab Tharchin, der bei seinem Tod etwa 40 Jahre alt war, 2008 ins Gefängnis gesperrt, wo er unter Schlägen und Folter zu leiden hatte. 2013 wurde er aus gesundheitlichen Gründen entlassen, doch sein Zustand verschlechterte sich seitdem kontinuierlich.

„Sein Zustand verbesserte sich nicht mehr, seit er entlassen wurde, und er war bis zu seinem letzten Atemzug bettlägerig“, teilte eine dortige Quelle mit. „Zuletzt brachten seine Verwandten ihn ins Krankenhaus, doch er starb bereits auf dem Weg dorthin“.

Tharchin stammte aus dem Dorf Drushe, Gemeinde Shelkar, Bezirk Dingri, Präfektur Shigatse. Zur Zeit seiner Festnahme im Mai 2008 (1) war er einer von mehreren Mönchen im Kloster Shelkar Choedhe in Dingri, die sich gegen die patriotische Umerziehung wehrten, die ihnen von den dortigen chinesischen Behörden aufgezwungen wurde.

Im April 2008 hatten die Behörden die patriotische Umerziehungskampagne in tibetischen Klöstern wiederaufgenommen, das war ihre Antwort auf die Unruhen einen Monat zuvor, die sich ausgehend von Protesten in Lhasa über die gesamte Region ausgebreitet und zu Krawallen, Bränden, Plünderungen und Tötung von Einheimischen geführt hatten.

Der Zweck der Kampagne war es, die religiöse Ausübung zu kontrollieren, die Verehrung des Dalai Lama zu unterbinden und jede Idee von Unabhängigkeit oder einer echten Autonomie Tibets zu vernichten. Die buddhistische religiöse Praxis sollte allmählich vollständig unterdrückt werden.

Zum Umerziehungsprogramm gehörte auch, daß sogenannte „Arbeitsbrigaden“ in die religiösen Institutionen kamen und die Insassen gemäß der offiziellen chinesischen Version über die Geschichte Tibets, die Religionspolitik und die Gesetze unterrichteten. Mönche und Nonnen mußten sich fügen, andernfalls riskierten sie Verhaftung und Ausweisung.

Als Tharchin 2008 festgenommen wurde, war er 32 Jahre alt und Mitglied des Demokratischen Verwaltungsrats, der von den Behörden eingerichtet wurde, um sicherzustellen, daß die Mönche die öffentliche Ordnung nicht durch Protestaktionen störten.

Tharchin stand auf, während die patriotische Erziehung gerade vonstatten ging, widersetzte sich ihr und erklärte der „Arbeitsbrigade“, daß er den Dalai Lama nicht anprangern könnte, wie die Kampagne es von ihnen forderte. Elf weitere Mönche standen ebenfalls auf und lehnten die Kampagne ab.

Khenrab Tharchin als Leiche und vor der Festnahme

In derselben Nacht überfielen die chinesischen Sicherheitskräfte das Kloster Dingri Shelkar und nahmen die 12 Mönche fest, ohne mitzuteilen, wohin sie sie brachten.

Später wurde bekannt, daß die Behörden drei der Mönche zu 18 Monaten, und Tharchin zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt hatten. Während sechs der Mönche am 19. Januar entlassen wurden, blieben drei in Haft, darunter Khenrab Tharchin, der besonders grausam behandelt wurde. Zuerst war er in einer Anstalt in Shigatse inhaftiert und später wurde er in das Gefängnis Chusul unweit von Lhasa verlegt.

(1) 31. Mai 2008, „Zwölf Mönche des Klosters Shelkar Choedhe in Tingri verhaftet“,