19. August 2014
Radio Free Asia, www.rfa.org

Drei weitere festgenommene tibetische Demonstranten starben an ihren Schusswunden

Noch drei Tibeter sind infolge der unbehandelten Einschußwunden gestorben, nachdem die chinesischen Behörden vergangene Woche auf friedlich Protestierende hatte schießen lassen und obendrein den vielen festgenommenen Verwundeten die medizinische Hilfe verweigerten.

Die Leichen dreier Männer, alle aus demselben Haushalt, wurden am Montag ihren Familien übergeben, nachdem sie in dem Haftzentrum von Lochung, TAP Kardze, ihren Verletzungen erlegen waren.

Schwer verwundeter Tibeter

Zwei der Protestierenden waren bereits am Sonntag in dem Haftzentrum gestorben, wobei einer aus Protest gegen „Folterungen“ sich selbst das Leben nahm und ein anderer an den unbehandelten Wunden starb.

Die fünf Verstorbenen gehörten zu den Dutzenden Festgenommenen, nachdem die chinesische Polizei am 12. August auf eine demonstrierende Menge im Dorf Shugpa im Bezirk Sershul gefeuert hatte. Viele der Festgenommenen, die Schußwunden davontrugen, blieben eine Woche lang ohne jegliche medizinische Versorgung, die Kugeln wurden einfach in ihrem Körper gelassen.

Wann die drei genau in dem Haftzentrum verstarben, ist nicht klar, doch ihre Körper wurden am Montag den Angehörigen übergeben, wie aus Exilquellen verlautet. Sie werden als Tsewang Gonpo, 60, Yeshe, 42, und Jinpa Tharchin, 18, genannt.

„Die medizinische Hilfe wurde ihnen vorenthalten und außerdem wurden sie gefoltert“, sagte der in Indien lebende Tibeter Demay Gyaltsen. „Sie erlagen ihren Verwundungen im Gewahrsam und ihre Körper wurden am 18. August den Familien übergeben“.

Gonpo, der älteste der drei, ist ein Onkel von Dema Wangdak, einem örtlichen Dorfchef, dessen Festnahme am 11. August zu dem Protest am folgenden Tage führte.

Tibet-Unterstützungsgruppen haben die chinesischen Behörden wegen ihrer eklatanten Menschenrechtsverletzungen, für die sie straffrei ausgehen, heftig kritisiert.

„Diese alarmierende Nachricht zeigt einmal wieder, daß die Behörden in dieser Gegend offensichtlich in völliger und gefährlicher Straffreiheit handeln“, erklärte Matteo Mecacci, der Präsident der International Campaign for Tibet, am Montag.

„Die internationale Gemeinschaft muß dringend ihrer Empörung über ein solches Vorgehen der Behörden und der paramilitärischen Polizei in Kardze Ausdruck verleihen und an die zentrale Führung in Peking appellieren, sie solle sicherstellen, daß die Verwundeten medizinische Behandlung erfahren und aus der Haft entlassen werden, sowie daß die Festnahme von Tibetern auf diese Demonstration hin enden muß“.

Khenpo Sonam Tenphel, der zweite Sprecher des tibetischen Exilparlaments in Indien, drängte die chinesische Regierung, die „unschuldigen“ Tibeter freizulassen und zu gestatten, daß ein Ermittlungsteam und internationale Medien sich an Ort und Stelle begeben, um die tödliche Schießerei zu untersuchen.

Etliche Tibeter in New York protestierten seit Montag vor dem UN-Hauptquartier, sie fordern die Weltorganisation auf, sich für ein Ende der chinesischen Grausamkeiten an Tibetern einzusetzen.

Indessen zitierten die chinesischen Behörden tibetische Bewohner der Gemeinde Lochung am Montag zu einem Meeting, wo der inhaftierte Dorfchef der Veruntreuung angeklagt werden sollte.

„Am 18. August wurden die Leute des Ortsteils Denkor in Lochung zu einer öffentlichen Zusammenkunft beordert, wo die Behörden sie anwiesen, die Nachricht zu verbreiten, daß Wangdaks Festnahme nichts mit dem Pferdefest oder Räucheropfern zu tun habe, sondern daß sie wegen seiner Veruntreuung öffentlicher Gelder erfolgte“, erklärte Gyaltsen.

Doch es kamen nur wenige zu dem Meeting. „Daher haben die Behörden ein weiteres Meeting für den 19. August anberaumt, um ihre gegenstandslosen Anschuldigungen zu wiederholen“.

Die Tibeter in der Präfektur Kardze sind bekannt für ihr starkes Identitäts- und Nationalbewußtsein, und wie es in einem Bericht von ICT heißt, „ist deshalb das politische Klima in der Region ausgesprochen repressiv“.

Letztes Jahr wurden mindestens acht Tibeter verletzt, als die chinesische Polizei Schüsse und Tränengaspatronen abfeuerte, um eine Menge von etwa eintausend Mönchen und Nonnen auseinanderzutreiben, die sich im Juli versammelt hatten, um den Geburtstag ihres geistlichen Oberhauptes, des Dalai Lama, zu begehen.