3. Mai 2013
Radio Free Asia, www.rfa.org

Nach Lobsang Tenzin kommt noch ein weiterer politischer Häftling krank aus dem Gefängnis

Die chinesischen Behörden in Tibet entließen einen weiteren tibetischen Langzeit-Gefangenen nach Ableistung seiner 21jährigen Haftstrafe in schlechtem Gesundheitszustand.

Der 52jährige Lodroe Gyatso war im Gefängnis Chushul in der Nähe der Hauptstadt Lhasa inhaftiert, wie ein dort wohnender Tibeter, der anonym bleiben möchte, RFA mitteilte.

„Er wurde in den Morgenstunden des 2. Mai 2013 nach Vollendung seiner Haftstrafe entlassen. Vier Polizisten kamen eigens vom Bezirk Sog, Präfektur Nagchu, TAR, um ihn an seinen Herkunftsort in Sog zu geleiten, wo sie ihn seinen Angehörigen übergaben“.

Lodroe Gyatso vor dem Gefängnis und danach

Lodroe Gyatsos Gesundheitszustand ist sehr schlecht, er leidet unter heftigen Kopfschmerzen, einer Lungenerkrankung und Nierenproblemen, alles Folgen der wiederholten Mißhandlungen im Gefängnis.

Lodroe Gyatso, ein ehemaliger Tanzkünstler und Gewichtsheber aus der Gegend von Sog, wurde 1991 unter der Anklage des Mordes zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Doch weil er im Gefängnis politisch aktiv war, wurde das Urteil später verlängert.

„Am 4. März 1995 ermunterte er andere Häftlinge zum Protest und rief „Tibet ist unabhängig, China raus aus Tibet“, sagte der in Indien lebende Ngawang Tharpa. Er rief auch, der Dalai Lama möge lange leben und alle Tibeter sollten in Eintracht zusammenstehen. Auch soll er im Gefängnis Schriften aus dem Widerstand verbreitet haben.

Auf diese Protestaktionen hin wurde er über einen Monat lang heftig gefoltert, und die Gefängnisbehörde forderte sogar sein Todesurteil. Als Ergebnis der wiederholten Appelle von Amnesty International und den Vereinten Nationen, Nachsicht walten zu lassen, blieb ihm die Hinrichtung erspart, aber seine Haftstrafe wurde um sechs Jahre verlängert (1).

Diese Nachricht erfolgt, nachdem ein anderer Langzeitgefangener, Lobsang Tenzin, nach 25 Jahren im Gefängnis in einem erbärmlichen Zustand entlassen wurde. Wann Lobsang Tenzin genau entlassen wurde, ist immer noch unklar. Das TCHRD meldete nämlich, er sei letzten Monat freigelassen worden, während sein ehemaliger Zellengenosse zu berichten wußte, sie hätten ihn im Juni letzten Jahres aus dem Gefängnis entlassen.

Der dem TCHRD zugegangenen Information zufolge wurde Lobsang Tenzin am Mittwoch, dem 24. April 2013, freigelassen, dem Tag, an dem seine Haftstrafe zu Ende ging. Es scheint jedoch, daß seine Entlassung ihm sogar zu Hause - in Bhanak Shol in Lhasa - kaum mehr Freiheit eingebracht hat. Seine Wohnung wird nämlich von Sicherheitspersonal und von Regierungsbeamten intensiv bewacht, die alle Besucher abweisen, darunter sogar seine Verwandten und Nachbarn.

Das TCHRD ruft die chinesische Regierung auf, sicherzustellen, daß Lobsang Tenzin als einer freier Mann behandelt wird, der seine Gefängnisstrafe ableistete. Sie sollte sofort ihre absurde Maßnahme, Lobsang Tenzin unter „Hausarrest“ zu stellen, zurücknehmen. Das TCHRD verlangt, daß Lobsang Tenzin unter der Obhut seiner Angehörigen und Verwandten angemessene und volle medizinische Behandlung erfährt. Die chinesische Regierung sollte sich ihrer Verantwortung bewußt sein und Lobsang Tenzin nun unterstützen, einem Mann, dem sie 25 Jahre seines Lebens gestohlen hat, nur weil er sein Recht auf eine eigene Meinung, diese zu äußern, und auf Religionsfreiheit in Anspruch nahm.

(1) Human Rights Update August 2003, Top 3 „Sechs Jahre Strafverlängerung wegen Unabhängigkeitsparolen