25. September 2013
Radio Free Asia, www.rfa.org

Tibetischer Schriftsteller wegen Veröffentlichungen über den Dalai Lama inhaftiert

Die chinesischen Behörden halten einen jungen tibetischen Schriftsteller seit über einem Jahr heimlich gefangen, weil er Reden des Dalai Lama und Schriften zu anderen tibetischen Problemen veröffentlicht hat.

Nun teilte ein in Indien lebender Tibeter RFA mit, daß Lobsang Namgyal, 26, in einem Haftzentrum in Chengdu inhaftiert sei, seit die chinesische Polizei ihn am 15. Mai 2012 auf einem Marktplatz festnahm.

„Seine Angehörigen und Freunde wurden darüber vollkommen im Dunkeln gelassen und es wurde ihnen nie mitgeteilt, daß er inhaftiert ist“, sagte Lhamo Kyab, Quellen aus der Gegend zitierend. „Monatelang waren sie in großer Sorge um ihn und völlig hilflos“.

Lobsang Namgyal und sein Gedichtband Tsol

„Im März dieses Jahres erfuhren sie aus zuverlässiger Quelle, daß er in einem Polizei-Haftzentrum in Chengdu eingesperrt ist. Und nun wurde bestätigt, daß er sich immer noch dort befindet“.

Kyab, ein ehemaliger politischer Häftling, sagte, es werde vermutet, daß Lobsang Namgyal, der aus Machu in der TAP Kanlho, Provinz Gannan, stammt, festgenommen wurde, weil er Reden des Dalai Lama und anderes Schrifttum zu der tibetischen Problematik veröffentlichte.

Unter dem Pseudonym Sangmig (geheimes Auge) hat Lobsang Namgyal eine Gedichtsammlung mit dem Titel Tsol (Suche) verfaßt, worin es über die Ziele seines Lebens und den Zustand seiner Landsleute geht.

„Keiner darf ihn besuchen oder ihm Nahrungsmittel und Kleidung bringen“. Da die Polizei sich Zeit nimmt, um eine Anklage gegen ihn zu formulieren, leben seine Angehörigen in ständiger Furcht, daß er ohne ein faires Gerichtsverfahren zu einer harten Strafe verurteilt werden könnte.

Namgyal, ein Bewohner des Ortes Welban im Bezirk Machu, wurde wegen seiner Teilnahme an Protestaktionen für Tibet bereits früher festgehalten, aber dann wieder freigelassen.

„2008 wurden 18 Tibeter in der Gegend von Machu festgenommen, weil sie gegen die chinesische Herrschaft protestierten“. „Sechs davon wurden in einem Lokal, wo traditioneller tibetischer Tanz aufgeführt wird, gefaßt, und Lobsang Namgyal war einer von ihnen“.

Namgyal machte 2011 seinen Abschluß am Ragya Kultur-Institut und veröffentlichte ein Gedichtbändchen über die Sache Tibets, fügte Kyab hinzu.

China hat seit den um sich greifenden Demonstrationen von 2008 Dutzende von tibetischen Schriftstellern, Künstlern, Sängern und Pädagogen festgenommen, weil sie sich für die tibetische Kultur engagierten und ihre nationale Identität betonten.

Insgesamt 121 Tibeter haben sich bisher in Tibet bei Selbstverbrennungsprotesten in Brand gesetzt, um gegen Pekings Herrschaft zu protestieren, außerdem sechs in Indien und Nepal.

Im August verurteilte ein Gericht in der Provinz Qinghai den populären Sänger Shawo Tashi zu fünf Jahren Gefängnis, weil er die Taten eines Feueropfers publik gemacht und Lieder mit politischer Thematik gesungen hatte.