14. Mai 2013
Radio Free Asia, www.rfa.org

Tibetischer Mönch wegen des Besitzes von Cassetten mit Dalai-Lama-Reden von Polizei erschlagen

Ein tibetischer Mönch, der im Besitz von Tonaufzeichnungen von Reden des Dalai Lama angetroffen wurde, ist von der chinesischen Polizei zu Tode geprügelt worden.

Der Mönch Kardo, der früher dem Kloster Champa Ling in der Präfektur Chamdo in der TAR angehörte, wurde am 21. April im Bezirk Dzogang (chin. Zuogong) bei sich zu Hause von der Bezirkspolizei in Gewahrsam genommen, wie ein in Indien lebender Tibeter RFA mitteilte.

„Zwei Ton-Cassetten mit Reden des Dalai Lama wurden in seinem Zimmer gefunden“, erklärte die Quelle, die anonym bleiben möchte. „Nach der Festnahme schlugen sie ihn so unmäßig, daß er am 28. April starb“.

Die Eltern des Mönches waren schon vor einiger Zeit gestorben, nur seine Schwester überlebt ihn. „Die Polizei von Chamdo rief seine Schwester an und teilte ihr mit, sie könne die Leiche abholen“.

„Die Chinesen beteuern ständig, die Tibeter hätten Religionsfreiheit, aber in die Praxis wird diese nicht umgesetzt“, fuhr die Quelle fort. „Die Tibeter dürfen nicht einmal Tieren das Leben retten, um Verdienste anzusammeln, und die Chinesen verbieten den Mönchen auch, in Privathäuser zu gehen, um dort Gebete abzuhalten“.

Kardo verbrachte einige Zeit im Kloster Champa Ling in Chamdo, wo er für seine guten Resultate beim Studium bekannt war, doch er verließ das Kloster irgendwann wieder. „Er ging, weil in diesem Kloster die Gottheit Shugden verehrt wurde“.

Die Shugden-Verehrung ist eine religiöse Praxis, in welcher der Dalai Lama etwas Sektiererisches sieht, und von der er abrät. Diese Einschränkung führte zu Spaltungen und Ressentiments in der tibetischen Exilgemeinde in Indien und auch andernorts.

Die Bezirksverwaltung von Dzogang ging in den letzten Jahren wiederholt brutal gegen tibetische Demonstranten vor, welche die tibetische nationale Identität geltend machten oder Pekings Herrschaft in der Region anderweitig in Frage stellten.

Am 10. Februar schlug die chinesische Polizei viele Tibeter, die zum Beginn des Neuen Jahres protestiert hatten. Zwei trugen Knochenbrüche davon und mindestens sechs wurden in Gewahrsam genommen (1).

Zu dem Protest in der Gemeinde Meyul kam es, weil die Behörden gefordert hatten, daß die chinesische Nationalflagge auch auf den Dächern privater Häuser aufgezogen würde.

„Doch die Tibeter weigerten sich, die Flaggen auf ihren Dächern wehen zu lassen“. „Statt dessen rissen sie sie herunter und trampelten darauf herum“.

Bereits im Januar 2009 hatte die Polizei einen jungen Tibeter aus der Gemeinde Punda im Bezirk Dzogang zu Tode geschlagen. Pema Tsepak, 24, wurde wegen seiner Teilnahme an einer Demonstration gegen die chinesische Regierung festgenommen (2).

„Die chinesischen Beamten sagten, er sei von einem Gebäude heruntergesprungen“, berichtete ein Einwohner von Punda RFA. „Aber wir sind überzeugt, daß er zu Tode geprügelt und dann hinabgestoßen wurde“, fügte er hinzu.

(1) 22.2.2013, „Sechs Tibeter in der Präfektur Chamdo brutal zusammengeschlagen und festgenommen

(2) 27.1.2009, "Tod eines jungen Tibeters durch Folter in Untersuchungshaft