8. Februar 2013
Radio Free Asia, www.rfa.org

Inhaftierter Filmemacher Dhondup Wangchen in ein Frauengefängnis verlegt

Die chinesischen Behörden isolieren einen Filmemacher, der das Leben der Tibeter unter chinesischer Herrschaft dokumentierte.

Die Behörden in der Provinz Qinghai verlegten Dhondup Wangchen in ein anderes Gefängnis, nachdem er sich beklagt hatte, daß das Aufsichtspersonal die tibetischen Insassen unfair behandle, wie aus seiner Familie nahestehenden Quellen hervorgeht.

Dhondup Wangchen, der einen politisch brisanten Dokumentarfilm über die Bedingungen drehte, unter denen die Tibeter unter dem chinesischen Regime leben müssen, verbüßt eine sechsjährige Gefängnisstrafe, weil er mit seinen Aktivitäten angeblich die „Spaltung des Mutterlandes“ betrieben habe. Nach Monaten der Isolationshaft in dem Gefängnis Xichuan in der Provinz Qinghai wurde er nun in das Frauengefängnis von Qinghai verlegt, wo er ebenfalls isoliert gehalten wird.

Dhondup Wangchen (Bild: RFA)

Er sagte zu Familienmitgliedern, die ihn am 15. Januar in dem Frauengefängnis besuchten, im Gefängnis Xichuan habe er eine sehr harte Behandlung erfahren und sei mit Isolationshaft bestraft worden, wie sein in der Schweiz lebender Cousin Gyaljong Tsultrim RFA mitteilte. Wangchens brutale Behandlung und die Verlegung seien vermutlich die Folge davon, daß er sich beschwert habe.

„Dhondup Wangchen stand in hohem Ansehen bei den anderen tibetischen Gefangenen“. „Er schrieb auch einen Brief, in dem er über die unfairen Praktiken im Gefängnis und die Mißhandlung der tibetischen politischen Gefangenen durch die chinesischen Aufseher klagte“.

„Der Brief gelangte irgendwie an die Öffentlichkeit, und das mag der Grund dafür sein, daß er vom 12. März 2012 bis zu seiner Verlegung in das Frauengefängnis isoliert wurde“, fuhr Tsultrim fort.

Tsultrim, der Präsident des Filmherstellers „Filming for Tibet“ sagte, daß er und andere Mitglieder der Familie zwar etwas erleichtert seien, daß sich Wangchens Gesundheit stabilisiert habe, aber dennoch sehr besorgt seien über die Isolation, in der er gehalten wird. Sie hoffen, daß er jetzt Zugang zu Lesestoff bekommt, ein Privileg, das ihm im Gefängnis Xichuan vorenthalten wurde.

Wangchen wurde am 23. März 2008 festgenommen, nachdem er aus dem Exil zurückkehrte, um an dem Film „Leaving Fear Behind“ zu arbeiten. Die Dokumentation wurde außerhalb Chinas hergestellt, denn es war Wangchen gelungen, das Filmmaterial aus Tibet herauszuschmuggeln, ehe die Behörden ihn faßten.

Während der Olympischen Spiele 2008 wurde der Film in Peking ausländischen Journalisten vorgeführt, was wohl die Regierung in Verlegenheit brachte und ärgerte.

Auf seine Verhaftung hin führte die für die Pressefreiheit eintretende Gruppierung Reporter-ohne-Grenzen aus Paris eine Kampagne zugunsten Wangchens durch, und bezeichnete ihn als einen „mutigen Mann, der das Risiko auf sich nahm, in sein Heimatland zu reisen, um andere Tibeter zu interviewen“. Und im November 2012 ehrte das Komitee zum Schutz von Journalisten Dhondup Wangchen mit dem Internationalen Freiheitspreis.

Im März 2008 nahmen die Behörden auch Golog Jigme Gyatso fest, einen Mönch aus Kham, der Wangchen beim Drehen seines Films beistand. Nach schwerer Folterung im Oktober 2008 entlassen, wurde Jigme Gyatso erneut im März 2009 festgenommen, und seit dem September 2012 ist er nun gänzlich verschwunden. Vermutlich befindet er sich im Gewahrsam.