6. Mai 2013
Radio Free Asia, www.rfa.org

Chinesische Bergwerke belasten Tibets Bäche und Flüsse durch Schadstoffe

Chinesische Firmen betreiben in Tibet Bergbau ohne die geringste Rücksicht auf die Natur, was umfangreiche Umweltschäden verursacht hat, wobei vor allem die Kontaminierung der Wasserläufe und Quellen des Wassers für Mensch und Tier gravierend ist, wie Experten festgestellt haben.

China nennt Tibet „Xizang“, das „Westliche Schatzhaus“. Xizang ist zu einer wichtigen Bezugsquelle für die Bodenschätze geworden, die China für seine wachsende Wirtschaft benötigt.

„In mehreren Gegenden, die alle in der Nähe der großen Flüsse Tibets und Asiens liegen, wird ein intensiver Abbau reicher Lagerstätten von Kupfer, Gold und Silber betrieben“, sagte der in Australien lebende Tibet-Umweltexperte Gabriel Lafitte.

Abbau von Bodenschätzen im Tal von Gyama (Woeser)

„Wissenschaftliche Grundlagenstudien ergaben, daß diese Flüsse einen hohen Grad an Schwermetallen mit sich führen“, sagte Lafitte, der demnächst ein Buch über die chinesische Bergbauindustrie herausgeben wird, das den Titel „Spoiling Tibet“ tragen wird.

Der Abbau von Bodenschätzen an den Oberläufen des Mekong, Yangtse und Yarlung Tsangpo, der ja nach Indien und Bangladesh fließt, wo er dann Brahmaputra heißt, „wird die Gefahr von Giftstoffen im abfließenden Wasser nur noch erhöhen“.

„Der Untergrund und Boden in Tibet enthalten von Natur aus ohnehin schon reichlich Schwermetalle, die für den Menschen toxisch sind… Nun bringt die Förderung von Metallen durch das Aufwühlen des Bodens und der steinigen Abhänge diese toxischen Metalle an die Oberfläche, von wo aus sie ausgewaschen und in den nächsten Wasserlauf weggeschwemmt werden.“

Experten zufolge haben die Arbeiten in der Gyama Mine im Kreis Maldro Gongkar, wo es im März zu einem verheerenden Erdrutsch kam, der 83 Menschen das Leben kostete, die lokalen Wasserquellen bereits dramatisch verschmutzt.

„Berichte über Umweltverschmutzung, die zur Kontaminierung des Wassers geführt hat, zu Krankheiten bei der Lokalbevölkerung und dem Verlust von Tieren gibt es zur Genüge im Tal von Gyama“, heißt es in einem Bericht der Tibetischen Exilregierung oder Central Tibetan Administration vom 9. April 2013.

„Durch den Abbau von Mineralien, der im oberen Bereich des Gyama Tals nun schon seit fast zwei Jahrzehnten im Gange ist, werden toxische Abfälle in den Gyama Shingchu Fluß eingeleitet, was den Tod von sehr vielen Rindern verursacht hat“, heißt es in dem kritischen Bericht über den Erdrutsch im Tal von Gyama (1).

„Die Leute in dem Tal sind für ihre Trinkwasserversorgung und für die Bewässerung ihrer Felder auf den Gyama Shingchu angewiesen“.

„Wir appellierten immer wieder an die Behörden, wegen der großen Gefahr der Wasserverschmutzung vom Abbau von Bodenschätzen in der Gegend von Gyama abzusehen“, sagte Yeshe Togden, ein ehemaliger Bewohner dieser Gegend, der jetzt in Boston lebt.

Besonders besorgniserregend ist die Nähe des Abbaugebiets zum Kyichu Fluß, dem Haupt-Trinkwasserlieferanten für die Hauptstadt Lhasa.

„Als Hydroexperten das Wasser bei dem Abbaugebiet in Gyama untersuchten, fanden sie, daß das Wasser durch Giftstoffe von den Bergbauaktivitäten kontaminiert worden war“, sagte Togden, „aber später wurde das alles vertuscht und die Öffentlichkeit wurde in Unkenntnis gelassen“.

Vergiftung der Gewässer im Tal von Gyama (Woeser)

Im Januar teilten tibetische Quellen RFA mit, daß im Kreis Lhundrub, in der Nähe von Lhasa, durch die von China betriebenen Minen „ernster Schaden“ an den Wäldern, dem Grasland und dem Trinkwasser entstanden ist.

Die Abfälle von den Bergwerken, die seit 2005 in Betrieb sind, „wurden in die Flüsse gekippt, während durch den Betrieb der Bergwerke nun auch die Luft verschmutzt ist“, hieß es aus einer Quelle.

„Die Schadstoffe hindern das Gras am Wachsen, weshalb viele Tiere einfach verhungert sind“, fuhr die Quelle fort.

Die Verbreitung der Schadstoffe sogar weiter flußabwärts in die Nachbarregionen bereitet uns zusätzliche Sorgen, sagte Darrin Magee, Juniorprofessor für Umweltstudien in New York. „Es gibt definitiv ein Potential dafür. Die tatsächlichen Auswirkungen flußabwärts hängen natürlich von dem Ausmaß der Verschmutzung ab. Wir haben ganz gewiß schon ungeheuerliche Kontaminationsvorfälle in Chinas Flüssen erlebt, darunter auch einen mit grenzüberschreitender Auswirkung (nach Rußland) bei dem Songhua Benzol-Austritt 2005 in Nordost-China“.

Primitive Methoden der Rohstoffgewinnung haben ebenfalls die Umwelt Tibets geschädigt, sagte Lafitte, wobei er sich auf die „Altlasten von buchstäblich Hunderten oberflächlicher Goldgewinnungsaktionen in praktisch jedem Flußbett in Tibet“ bezog.

Diese waren das Resultat eines „unkontrollierten Booms“ in den 80er und 90er Jahren, als arme chinesische Bauern aus Sichuan und anderen Nachbarprovinzen nach Tibet kamen, weil sie von ihrem Ackerland nicht mehr leben konnten. Die ärmsten unter ihnen verwendeten Quecksilber und Zyanid, um das Gold zu extrahieren, fügte Lafitte hinzu.

„Die bedeutenderen Betreiber, oftmals die Lokalbehörden, die für die Einhaltung von Umweltregeln verantwortlich sein sollten, operierten mit Flußbaggern, um die Flußbetten und die Weiden an den Ufern aufzukratzen, und wo auch immer sie hingingen, hinterließen sie ein schlammiges toxisches Durcheinander“.

„Dann hauten sie plötzlich wieder ab, und keiner war für den Matsch verantwortlich“, sagte Lafitte.

(1) 9. April 2013, „Massive Exploitation of Mineral Resources Caused Mining Disaster in Tibet: CTA report