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15. Mai 2012
Radio Free Asia, www.rfa.org

Tibetische Waisen-Schule in Amdo geschlossen

Die chinesische Regierung versucht jegliche Form des Ausdrucks von tibetischer Kultur und Identität zu unterbinden.

Die chinesischen Behörden schlossen zwei tibetische Privatschulen in den Provinzen Gansu und Qinghai und nahmen mindestens zwei ihrer Lehrer fest.

Eine Waisenhausschule im Bezirk Luchu, TAP Kanlho (chin. Gannan), Provinz Gansu, wurde Anfang Mai zur Schließung gezwungen, während eine andere Schule im Bezirk Dzatoe, TAP Yulshul (chin. Yushu), Provinz Qinghai, bereits im Februar dicht machen mußte.

Die Waisenkinder bei der Morgengymnastik

Einer Quelle, die anonym bleiben möchte, zufolge mußte das privat betriebene Waisenhaus in Luchu am 7. oder 8. Mai seine Tätigkeit einstellen. „Die Gründe sind vermutlich, daß an der Schule großer Wert auf die Vermittlung der tibetische Sprache und Kultur gelegt wurde, sowie der Umstand, daß der Rektor ein Lied mit angeblich separatistischem Inhalt verfaßt hatte“.

Der Schulrektor Atsun Tsondru Gyatso war mehrmals von den Bezirksbehörden einbestellt und zur Rede gestellt worden. Im Januar 2011 verschwand er dann plötzlich, wonach die Verwaltung der Schule auf zwei lang gediente Lehrer übertragen wurde.

Atsun Tsondru Gyatso erregte das Mißfallen der Behörden, weil er ein Werk mit dem Titel „Das schwarze Buch“ geschrieben hatte, das geschichtliche Fakten über Tibet vermittelt, die China als kontrovers ansieht.

„Ortsansässige vermuten, daß er von den Behörden insgeheim weggebracht wurde, aber niemand weiß etwas Genaues“, verlautet aus der Quelle.

Die zwei Lehrer, die nach seinem Verschwinden für die Schule zuständig waren, Sangye Dondrub, 33, und Jamyang, 28, hat die Polizei am 7. oder 8. Mai gleichzeitig mit der Schließung der Schule festgenommen.

Die als Khangjong Sherig Shidhe Woekar Ling bekannte Schule wurde abgesperrt. Was mit den über 50 Waisen oder Halbwaisen geschah, ist nicht bekannt.

China hat seit den weit verbreiteten Demonstrationen von 2008 Dutzende von tibetischen Schriftstellern, Künstlern, Sängern und Pädagogen ins Gefängnis geworfen, weil sie ihre tibetische Identität als nationale betrachten.

Schulgründer und Lehrer
(Quelle: Tibet Times)

Die Behörden im Bezirk Dzatoe schlossen im Februar eine Schule, wo die Kinder vornehmlich in tibetischer Sprache unterrichtet wurden, und nahmen deren Schulrektor Lama Gewa fest (1).

„Dieses Schulprojekt ist von einem Mönch namens Lama Gewa und seinem Kollegen ins Leben gerufen worden, um den Schülern die unverfälschte tibetische Sprache beizubringen und sie anzuhalten, nach den reinen tibetischen Traditionen zu leben und Tibetisch und nicht Chinesisch zu sprechen“.

Zu der täglichen Routine an der Schule gehörten auch die Rezitation religiöser Texte und Gebete für das lange Leben des Dalai Lama, der für Peking ein Separatist ist.

„Deshalb befahlen die Behörden des Bezirks Dzatoe am 12. Februar Lama Gewa, den Betrieb der Schule sofort einzustellen. Zusammen mit zwei seiner Kollegen wurde er in Gewahrsam genommen. Am selben Tag gingen über 800 Schüler zu der Bezirksverwaltung und forderten ihre Freilassung. Obwohl die drei Festgenommenen am Nachmittag wieder frei kamen, stellten die Behörden nun Nachforschungen an der Schule an und nahmen Lama Gewa am 8. März wieder heimlich fest.

„Es heißt, er sei zu zwei Jahren in einem Gefängnis in Xining verurteilt worden, aber diese Vermutung konnte nicht bestätigt werden“.

(1) 4. April 2012, „China verurteilt tibetischen religiösen Lehrer zu zwei Jahren Gefängnis