13. Oktober 2012
Radio Free Asia, www.rfa.org

Ein weiterer Feuertoter in Tsoe in Osttibet am 13. Oktober

Die Behörden verstärkten ihr paramilitärisches Aufgebot, nachdem sich am Samstag, dem 13. Oktober, wieder ein Mann in der Provinz Gansu aus Protest gegen die chinesische Herrschaft in Brand setzte.

Tamdin Dorjee, 54, der Großvater einer verehrten religiösen Persönlichkeit, verbrannte sich auf dem Gelände des Klosters Tsoe im Bezirk Tsoe (chin. Hezuo), dem Verwaltungszentrum der Präfektur Kanlho (chin. Gannan), im südlichen Teil der Provinz Gansu. Bereits eine Woche zuvor hatte sich ein Tibeter in Gansu angezündet.

Tamdin Dorjee verbrannt am Boden liegend
Bewaffnete Polizei nähert sich dem Kloster Tsoe

„Er zündete sich am 13. Oktober kurz nach ein Uhr nachmittags an und starb sofort“, berichtete ein Bewohner von Tsoe. Augenzeugen zufolge rief er Slogans für die Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama und für Freiheit in Tibet.

Noch während die Mönche seinen Körper in sein Heimatdorf brachten, marschierten massenhaft Sicherheitskräfte ein, sagte ein anderer. „Die Mönche des Klosters Tsoe und Tibeter, die zu dem Ort des Geschehens eilten, ergriffen Tamdin Dorje und fuhren ihn in sein Dorf“. „Gleichzeitig überflutete die Polizei, sowohl in Uniform als auch in Zivil, in großer Zahl das ganze Areal“.

„Die chinesische Polizei kam auch zu dem Herkunftsdorf von Tamdin Dorjee. Telefonverbindungen und andere Kommunikationswege waren bereits unterbrochen worden“.

Bilder der Szene, die RFA zugingen, zeigen Sicherheitskräfte auf dem Gelände des Klosters und Dutzende von Mönchen und anderen Leuten, die sich um Tamdin Dorjees verbrannten Leib scharen, um Gebete zu sprechen.

Tamdin Dorjee, der von seiner Frau und drei erwachsenen Kindern überlebt wird, ist der Großvater eines bedeutenden Rinpoches, des 7. Gungthang Jampal Yang, der hohes Ansehen in der Gegend genießt und die zweithöchste religiöse Persönlichkeit im Kloster Labrang ist (1).

Sein feuriger Protest ist die zweite mit dem Tod endende Selbstverbrennung im Bezirk Tsoe innerhalb einer Woche. Am 6. Oktober hatte sich Sangay Gyatso bei dem 10 km vom Stadtzentrum entfernten Kloster Dolkar in Brand gesetzt. Auf Sangay Gyatsos Tat hin schnitten die Behörden die Nachrichtenverbindungen ab und unterzogen die Mönche im Kloster intensiven Vernehmungen.

Seit die Welle der Feuerproteste im Februar 2009 einsetzte, stieg mit Tamdin Dorjee die Gesamtzahl der Selbstverbrennungen als Widerspruch gegen die Politik der chinesischen Regierung auf 55. Die meisten von ihnen ereigneten sich in den von Tibetern bewohnten Gebieten der Provinzen Sichuan, Qinghai und Gansu (vormals Amdo und Kham).

An derselben Stelle, auf dem Klostergelände, kam es vor zwei Monaten schon einmal zu einer Selbstverbrennung, als die 26jährige Dolkar Tso, Mutter zweier Kinder, sich am 7. August anzündete (2). „Tamdin Dorjee verbrannte sich an demselben Platz wie bei dem letzten Vorfall dieser Art, nämlich bei einem Stupa auf dem Grund und Boden des Klosters Tsoe“. Dieses Kloster ist eine wichtige religiöse Stätte in der Gegend, und etliche seiner Mönche nahmen 2008 an den Demonstrationen gegen die chinesische Herrschaft teil.

(1) 3. März 2000, „Der Tod des großen Gelehrten und Patrioten Gungthang Rinpoche

(2) 7. August 2012, „Tibetische Mutter aus Amdo stirbt nach Selbstverbrennung