Tibet brennt weiter: Zwei junge Männer in Rebkong sterben den Feuertod
Während es zu zwei weiteren Selbstverbrennungen kam, äußerte sich ein tibetischer Offizieller offen gegen Chinas Politik der Härte.
Zwei junge Tibeter legten unabhängig voneinander am Montag, dem 12. November, Feuer an sich und starben. Dies geschah in der Provinz Qinghai, wo ein tibetischer Lokalfunktionär öffentlich die chinesischen Behörden wegen ihrer diskriminierenden Politik rügte, welche zu den Selbstverbrennungen beigetragen habe.
Die Feuerproteste in der Gemeinde Dowa, Bezirk Rebkong (chin. Tongren), in der TAP Malho (Huangnan) brachten die Gesamtzahl der Selbstverbrennungen als eine Ablehnung der chinesischen Herrschaft in den tibetischen Gebieten auf 72 und veranlaßten Tausende von Tibetern, auf die Straße zugehen.
Tibets geistliches Oberhaupt, der Dalai Lama, mahnte indessen die chinesische Führung, nicht ihm die Schuld an den Verbrennungsprotesten zu geben, sondern sich „aufrichtig“ ihren wahren Ursachen zuzuwenden.
„Die chinesische Regierung sollte die Ursachen dieser Vorfälle erforschen“, sagte der Dalai Lama vor Reportern in Japan, wie von den Kyodo News berichtet. „China geht dem Problem nicht ernsthaft auf den Grund und kritisiert nur andauernd mich und meint es so ausschalten zu können“.
Bei dem ersten Vorfall am Montag setzte sich der 24jährige Nyingkar Tashi um 15.30 Ortszeit in Brand. Er starb auf der Stelle nach Aussage eines in Oregon lebenden Tibeters, der Kontakte aus der Gegend zitiert.
„Er rief ‚Lang lebe der Dalai Lama’ und ‚Freiheit für die Tibeter’. Ortsansässige brachten seinen verbrannten Körper nach Hause, die Lage ist äußerst angespannt’“.
Nyingkar Tashi hinterläßt seine Frau Drugmo Tso, 23, und seinen Vater Tashi Namgyal, 47. Dortigen Tibetern zufolge legte Nyingkar Feuer an sich, nachdem zahlreiche Offizielle von der Zentral- und von der Regionalregierung seit Sonntag die Stadt heimsuchen. Die chinesische Regierung machte „ausländische Kräfte“ für Anstiftung zu den Selbstverbrennungen von Tamdrin Tso und Kalsang Jinpa am 7. und 8. November verantwortlich.
„Am 11. November traf ein ganzer Trupp höherer chinesischer Offizieller in Rebkong ein, sie befragten die Leute über die Selbstverbrennungen, sie wollten die Reaktion der dortigen Tibeter erforschen und die Ansichten und Gedanken lokaler Beamter dazu hören“.
Bei der Tagung stand ein lokaler tibetischer Offizieller namens Taklha auf und sagte, Schuld an den Protesten sei Chinas Verbot der Dalai Lama Bilder, die Inhaftierung des Panchen Lama, die Restriktionen und die mangelnde Freiheit der Tibeter, wie aus der Quelle verlautete. „Die Leute waren sehr überrascht über so eine Aussage und bewunderten ihn für seinen Mut“.
Tausende von Tibetern gingen in den letzten Tagen in der Stadt Rongwo auf die Straßen, um gegen die chinesische Herrschaft zu protestieren. Inzwischen wurde eine große Zahl von bewaffneten Kräften in die Gegend geschickt und die Lage ist sehr angespannt.
Zu dem zweiten Feuerprotest in der Gemeinde Dowa kam es am Montag, als der 16jährige Nyingchag Bum sich um etwa 19.00 Ortszeit vor einem chinesischen Regierungsgebäude anzündete. „Eine Menge von Tibetern war anwesend“. „Nyingchag Bums Körper wurde in ein dortiges Kloster gebracht, Tausende von Tibetern strömten zusammen, um für ihn zu beten und um ihn zu trauern“, sagte ein Exiltibeter, Kontakte in der Region zitierend.
Nyingchag Bum, der älteste von vier Geschwistern, hinterläßt seinen Vater Sangchug, 44, und seine Muter Tsering Tso, 38.
„In den Dörfern und Ortschaften in ganz Rebkong warnten die chinesischen Behörden die Tibeter, daß sie nicht an großen Versammlungen teilnehmen dürften, die Sicherheitskräfte wurden verstärkt“. „Alle Internetverbindungen und Telefonverbindungen sind inzwischen in der Gegend von Dowa unterbrochen worden, und die Bevölkerung befürchtet Gewaltakte der Polizei“.
Die jüngsten Selbstverbrennungen ereigneten sich während der Sitzung des 18. Parteikongresses in Peking. „Die ganze Zeit über wurden die neuen designierten Amtsträger fast täglich daran erinnert, daß die Tibeter die Herrschaft Chinas ablehnen und daß ihre Politik gescheitert ist“, meinte Stephanie Brigden, die Direktorin von Free Tibet.
Indessen griff ein chinesischer außenpolitischer Sprecher den Dalai Lama an, weil er die Selbstverbrennungsproteste der Tibeter nicht öffentlich anprangere. „Nicht nur hat der Dalai sie nicht verurteilt, sondern er glorifiziert diese Akte sogar noch, die gegen die Gesetze des Landes und die religiösen Grundsätze sind“.
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