Vierte und fünfte Verbrennung seit einer Woche, zwei an einem Tag in Gansu
Zwei junge Tibeter setzten sich am Freitag, den 26. Oktober, in Gansu in Brand und starben.
Lhamo Tseten, 24, setzte sich um halb drei Uhr nachmittags in der Nähe eines Verwaltungsgebäudes und der Basis der Bewaffneten Volkspolizei in der Gemeinde Amchok, Bezirk Sangchu, TAP Kanlho (chin. Gannan), in Brand, berichteten Augenzeugen auf tibetischen Websites.
Die andere Selbstverbrennung ereignete sich kaum sechs Stunden später, als Thubwang (Tsewang) Kyab, 23, sich auf der Hauptstraße der Gemeinde Sangkhok, ebenfalls in Sangchu, anzündete, berichtete ein in Südindien lebender Tibeter.
„Lhamo Tseten speiste mit Freunden in einem Restaurant. Dann ging er langsam nach draußen, und rannte später unter den Schreien der Menge von Flammen umhüllt auf die Straße“. Er hatte niemandem etwas von seinem Vorhaben gesagt. „Er rief nach Freiheit für Tibet und der Rückkehr des Dalai Lama, ehe er zu Boden fiel. Selbst dann noch legte er seine Hände zusammen und fuhr fort Slogans zu rufen“, wird ein Zeuge zitiert.
Sofort bildeten Tibeter eine Art Kordon um ihn, damit das chinesische Sicherheitspersonal seiner nicht habhaft werden sollte. Dieses beobachtete die Szene aus einer gewissen Entfernung, aber intervenierte noch nicht.
„Als das Feuer allmählich erlosch, bedeckten sie Lhamo Tsetens Körper mit einem gelben Tuch und brachten ihn in sein Heimatdorf. Indessen kommen immer mehr Tibeter in Fahrzeugen und Motorrädern in Amchok an“.
Free Tibet, London, berichtete, daß der Internetdienst in der Gegend auf den Feuerprotest hin abgeschaltet worden sei, und daß chinesisches Sicherheitspersonal in großer Zahl aus der nahegelegenen Gemeinde Bora, wo es kürzlich zu einem derartigen Protest kam, abgezogen und nun in Amchok eingesetzt würde.
Lhamo Tseten hinterläßt seinen Vater Namchuk Tsering, 49, seine Mutter Sungdue Kyi, 50, seine Frau Tsering Lhamo und seine zweijährige Tochter Nyingmo Kyi.
Thubwang Kyab, 23, rief bei seinem feurigen Protest ebenfalls Parolen gegen die chinesische Herrschaft. „Während er in Flammen stand, rief er Slogans, der Dalai Lama möge nach Tibet zurückkehren, und forderte die Freilassung der politischen Gefangenen, einschließlich des Panchen Lama“.
Da sich der Vorfall abends ereignete, war unmittelbar keine chinesische Polizei zugegen. Als die Sicherheitskräfte dann schließlich eintrafen, hatten sich schon viele Tibeter eingefunden, die Thubwang Kyabs Überreste bewachten und die Militärpolizei von ihm fernhielten“.
Thubwang Kyab starb auf der Stelle. „Sein Körper wurde in sein Haus im Dorf Sertri gebracht, wo man die Gebete für ihn sprach”, berichtet der aus der Gegend stammende Sangkhok Thubten.
Tsepak Kyab, der aus dem Dorf Rumang No. 2 in Sangkhok stammt, und auch Tsepa genannt wird, hinterläßt seine Frau Dorje Drolma, seine Mutter Lumo Jam und seinen Bruder Tashi Dhondup.
Ein tibetischer Mönch aus der Gegend bestätigte die zwei Selbstverbrennungen dem tibetischen Dienst von RFA gegenüber und fügte hinzu, man habe ihm nahegelegt, sich an den Gebeten für die beiden zu beteiligen. Dann beendete er abrupt das Gespräch.
„Indem sie sich direkt vor chinesischen Verwaltungsgebäuden in Brand stecken, machen die Tibeter überdeutlich, daß sie die chinesische Herrschaft über ihr Land rundum ablehnen“, kommentierte Stephanie Brigden, die Direktorin von Free Tibet.
„Diese fünf Selbstverbrennungen innerhalb einer Woche zeigen, daß die Proteste der Tibeter weitergehen und sich gar noch verstärken werden. Das wird so lange anhalten, bis ihnen die Freiheit, die sie fordern, gewährt wird“.
In der vergangenen Woche gab es fünf Feuerproteste in Gansu, womit die Gesamtzahl der feurigen Proteste als Widerstand gegen Pekings Herrschaft seit 2009 auf 60 [eigentlich 62] gestiegen ist.
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