22. August 2012 |
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Über 1000 Personen wegen des Bekenntnisses zu ihrer tibetischen Identität seit März im Bezirk Driru festgenommenDie chinesischen Behörden gehen gegen jegliches Bekenntnis zur tibetischen nationalen Identität vor, worin sie eine politische Äußerung sehen. Die Behörden nahmen seit März über eintausend Bewohner des unruhigen Bezirks Driru fest, wobei sie es vor allem auf gebildete junge Leute, die sich für eine Wiederbelebung der tibetischen Sprache und Kultur engagieren, abgesehen haben. Nachdem es im März im Bezirk Driru in der Präfektur Nagchu der TAR zu Demonstrationen gekommen war, wurde dort eine große Anzahl von Sicherheitskräften stationiert, teilte ein Ortsansässiger, der anonym bleiben möchte, RFA mit. „Nach dem Einsatz chinesischer Militärpolizei in der Gegend sind über eintausend Tibeter entweder festgehalten oder ins Gefängnis geworfen worden oder einfach verschwunden“. In erster Linie waren jüngere gebildete Tibeter und die Kinder aus reichen Familien die Betroffenen. Die Tibeter in Driru standen in letzter Zeit beim Widerstand gegen die chinesische Herrschaft in der TAR an vorderster Front, Mönche und Nonnen protestierten oder verließen ihre Klöster als Trotzreaktion auf die „penetranten“ chinesischen Bestimmungen. Etwa seit 2009 diskutierte eine Gruppe junger Tibeter über die Bedeutung der tibetischen Kultur, wonach auch andere Gruppen den Gebrauch von Tibetisch in Wort und Schrift förderten. „Sie setzten sich für die Verwendung von Tibetisch und Chinesisch im täglichen Umgang ein, sogar bei Telefongesprächen“, heißt es aus der Quelle. „Sie versuchten Chinesisch durch Tibetisch zu ersetzen“. Indessen begann eine dritte Gruppe, die sich „Gesellschaft der weißen Diät“ nannte, den Verzicht auf Fleischprodukte zu empfehlen. „Sie gaben das Fleischessen an den buddhistisch bedeutsamen Tagen in jedem Monat auf und riefen zum Verzehr „weißer Nahrungsmittel“ (z.B. Yoghurt) an Mittwochen auf (tib. Lhakar = weißer Mittwoch), dem Wochentag, den sie mit dem im Exil lebenden Dalai Lama assoziieren. Das waren nicht etwa Aktivitäten, die von großen Organisationen koordiniert worden wären. „Es handelte sich dabei eher um einfache Bewegungen mit dem Ziel, die tibetische Kultur und Sprache zu erhalten und die ‚weiße Diät’ zu propagieren. Die meisten der festgehaltenen Tibeter wurden aus diesen Gründen festgenommen“. Schließlich nahmen die chinesischen Sicherheitskräfte in Driru über eintausend Tibeter fest und hielten sie unterschiedlich lange in Gewahrsam. „Einige wurden nur ein paar Stunden festgehalten, andere ein paar Tage lang. Viele kamen auch ins Gefängnis und wieder andere verschwanden einfach“. Die chinesischen Behörden sehen in der Förderung der tibetischen Sprache und Kultur eine politische Tätigkeit. „Ursprünglich wurde das gemacht ohne den geringsten politischen Bezug, um nicht die Aufmerksamkeit der Sicherheitskräfte zu erregen. Doch inzwischen ist für jeden, der den Begriff Lhakar verwendet, das Risiko sehr groß, denn diese Bewegung wird unter Exiltibetern als eine Form politischen Widerstands propagiert“, sagte der Tibet-Spezialist Robbie Barnett. Lhakar wurde als eine „indigene Bewegung“ in Tibet ins Leben gerufen und ist eigentlich an sich politisch, fügte der Präsident von Students for a Free Tibet, Tenzin Dorjee, hinzu. Nach den um sich greifenden Protesten von 2008, die für die chinesische Herrschaft eine Herausforderung darstellten, begannen die Tibeter „sich eine alternative Welt zu Hause oder in engeren Gesellschaftskreisen zu schaffen, wo sie nur Tibetisch sprachen, tibetische Kleidung trugen, in tibetischen Restaurants aßen usw.“ Das hat die tibetische Kultur zu einer „Art Waffe“, zu einem gewaltlosen Instrument gemacht, um die „größere Freiheit“ anzustreben. „Nach der Geburt der Lhakar-Bewegung in Tibet, begannen auch die Tibeter im Exil Lhakar wahrzunehmen als ein Symbol der Unterstützung für ihre Landsleute in Tibet“, fuhr Tenzin Dorjee fort. Siehe die Website „Lhakar“, wo die Bewegung geschildert und einige Lhakar-Gelübde aufgeführt werden. |
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