7. August 2012
Radio Free Asia, www.rfa.org

Tibetische Mutter aus Amdo stirbt nach Selbstverbrennung

Der Tod der zweifachen Mutter folgt einen Tag auf den feurigen Protest eines Mönches, der sich in Ngaba verbrannte. [Berichten vom 8. August zufolge starb Lobsang Tsultrim noch am selben Tag um Mitternacht kurz nach seiner Ankunft im Krankenhaus von Barkham].

Dolkar Tso (auch Dolkar Kyi), eine 26jährige Mutter zweier Kinder, starb, nachdem sie sich am 7. August um halb drei Uhr nachmittags in der Nähe einer Stupa auf dem Gelände des Tsoe Gaden Choeling Klosters im südlichen Teil der TAP Kanlho (chin. Gannan), Provinz Gansu, angezündet hatte.

Tibetische Pilger, die das Kloster umrundeten, waren die ersten, die sie brennen sahen. Sie wollten ihr zu Hilfe eilen, doch sie sagte, sie möchten sie doch sterben lassen.

„Sie nahm ihre Kleider ab und verbrannte sich nackt“, verlautet aus einer Quelle aus Tibet. Augenzeugen des Vorfalls sagen, kurz nachdem sie sich in Brand setzte, habe sie „Freiheit für Tibet“ und „Laßt Seine Heiligkeit den Dalai Lama nach Tibet zurückkehren“ gerufen.

„Sie überlebte anfänglich, nachdem andere Tibeter das Feuer löschten, aber als Mönche des Klosters herbeieilten, sagte sie, sie sollten ihr einen Stein auf den Kopf hauen und sie töten, damit die Chinesen sie nicht bei lebendigem Leibe gefangen nehmen könnten“, fuhr die Quelle fort.

Die Mönche brachten sie ins Kloster von Tsoe, aber ihre Angehörigen bestanden darauf, sie nach Hause in das Dorf Tsoe Tasur zu bringen. Unterwegs starb sie. [Einer anderen Version zufolge lieferten die Mönche sie ins Krankenhaus ein, und obwohl die Ärzte versuchten, sie zu retten, war dies nicht mehr möglich. Dann brachten die Mönche sie in ihr Heimatdorf Tasur, Gemeinde Nawu, zurück, wo sich viele Ortsansässige eingefunden haben, um für sie zu beten.]

Free Tibet zufolge ist das Kloster Tsoe Gaden Choeling in der Stadt Tso von großer religiöser Bedeutung für die tibetischen Buddhisten. 2008 gab es dort große Demonstrationen gegen die chinesische Herrschaft.

Die Welle der Selbstverbrennungen, die 2009 begann, zählt nun 47 Tibeter, die sich anzündeten, um Freiheit für Tibet und die Rückkehr des Dalai Lama aus dem Exil zu fordern. Dolkar Tso ist die achte Frau unter ihnen.

„So viele Tibeter haben sich in den letzten drei Jahren aus Protest gegen die repressive Politik der chinesischen Regierung in Brand gesetzt, denn diese unterdrückt massiv die Religionsfreiheit und unterhöhlt ihre Kultur durch den massiven Zustrom von Han-Chinesen“, sagte der Tibet-Analyst Nyima. „Wenn die Tibeter mit dem, was die chinesische Regierung sagt, zufrieden wären, warum würden sich dann so viele aus Protest gegen diese Politik verbrennen?“, fügte er hinzu.

Bhuchung Tsering, der Vize-Präsident von International Campaign for Tibet, sagte kürzlich, die Welle der Selbstverbrennungsproteste würde sich solange fortsetzen, bis die zugrunde liegenden Probleme der Tibeter gelöst würden. Pekings verstärkte Restriktionen als Antwort auf die Selbstverbrennungen dienten nur dazu, daß sich die Tibeter unter chinesischer Herrschaft noch ungerechter behandelt und noch mehr diskriminiert fühlten.

„So lange den Tibetern das Recht verweigert wird, ein Leben in Gleichheit, Achtung und Würde zu führen, ist klar, daß sie zu Taten schreiten werden, durch die sie ihre Gefühle deutlich machen können“.

Die chinesische Regierung bezeichnete die „Selbstverbrenner“ indessen als Terroristen, Ausgestoßene, Kriminelle und Geistesgestörte und bezichtigten den Dalai Lama, sie zu diesen Akten ermutigt zu haben.

Das TCHRD meldete am 8. August:

Die chinesischen Behörden, die die Selbstverbrennung der 26jährigen Tibeterin bestätigten, sagten, eine Frau habe sich wegen Meinungsverschiedenheiten mit ihren Schwiegerleuten verbrannt. „Die tibetische Frau starb am Dienstag infolge ihrer Selbstverbrennung, weil es Konflikte zwischen ihr und ihrer Familie gegeben habe“, meldete die Nachrichtenagentur Xinhua.

Eine Quelle im Exil, die im Kontakt mit Leuten vor Ort steht, berichtete dem TCHRD indessen, daß Dolkar Tso am Montag, also einen Tag vor ihrer Tat, zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern das Kloster Tsoe aufgesucht habe, um Gebete darzubringen und die Klosteranlage zu umrunden.

„Als ich mit ihnen telefonierte, sagten sie mir, Dolkar habe Tränen vergossen und sei sehr traurig geworden, wenn immer sie von einem weiteren Fall von Selbstverbrennung hörte“.

Bilder ihres feurigen Protestes zeigen, wie sie mit verbranntem Körper am Boden liegt mit in der Geste des Gebets zusammengelegten Händen.