Älterer tibetischer Nomade verbrennt sich aus Protest bei lebendigem Leibe
Zum 57. Selbstverbrennungsprotest kam es im berühmten Kloster Labrang
Beim fünften Feuerprotest innerhalb eines Monats verbrannte sich am 22. Oktober ein Tibeter in einem für seinen Widerstand gegen die chinesische Herrschaft bekannten Kloster in Gansu und war sogleich tot.
Dhondup, ein etwa 65jähriger Nomade und Bauer, zündete sich am Montag um 9.30 h Ortszeit rechts von dem zum Klosterkomplex Labrang gehörenden Serkhang („Goldener Tempel“) an.
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Dhondup brennend am Umrundungsweg
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Dhondup mit Frau und Adoptivsohn
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Die Selbstverbrennung ereignete sich auf dem Umrundungsweg und in der Nähe des Eingangs zum Kloster Labrang Tashikhyil im Bezirk Sangchu, TAP Kanlho, Provinz Gansu. Er ist der älteste Tibeter, der bisher seinem Leben auf diese Weise ein Ende setzte.
Augenzeugen sagten, sein Körper habe lichterloh in Flammen gestanden. Unmittelbar nach dem Vorfall waren die chinesischen Sicherheitskräfte zur Stelle. Diese hätten Dhondups Körper in einen Sack gesteckt und mitgenommen. Tibetische Quellen bestätigen, daß Dhondup gestorben ist und bereits eingeäschert wurde. Wer die Kremation vornahm, ist unbekannt, weil die chinesischen Militärpolizisten seine Leiche konfiszierten.
Als die Mönche des Klosters Labrang versuchten, wegen seines feurigen Protestes eine Gebetszeremonie für Dhondup am Ort abzuhalten, wollten chinesische Polizisten und Offizielle von der Lokalverwaltung sowie des Kloster-Verwaltungsrates dies nicht zulassen. Ortsansässige brachten Khatags [traditionelle tibetische zeremonielle Schärpen] am Ort der Verbrennung dar, und immer mehr Tibeter strömten zusammen.
Unsere Quellen versuchten, noch mehr herauszufinden, doch die Leute sind zu verängstigt, um etwas per Telefon zu sagen. Auf Lhamo Kyabs Selbstverbrennung im Kloster Bora zwei Tage zuvor hin unterstellten die Behörden Labrang drakonischen Maßnahmen und blockierten die Telefonnetze.
Dhondup wurde im Dorf DhongNhe Do in der Gemeinde Denme im Berzirk Sangchu geboren. Er ehelichte eine Frau namens Drolma Tso und zog dann in das Dorf Horkha Gya im Bezirk Sangchu. Danach siedelte er mit seiner Frau in das Dorf Ngagpa in der Gemeinde Gyoegya in Labrang über, wo er 15 Jahre lang wohnte. Da Dhondup und seine Frau keine eigenen Kinder haben, adoptierten sie einen Jungen namens Rigzin Choepel.
Das Dorf Ngagpa befindet sich in unmittelbarer Nähe des Klosters Labrang, und dort ist auch die Tantrische Schule, die Dhondups Adoptivsohn besuchte.
Angesichts der schweren Krise in Tibet rief die Tibetische Zentralverwaltung erneut zu globalen Interventionen auf „Wir wiederholen unseren schon oft vorgebrachten Appell an die internationale Gemeinschaft, sie möge die chinesische Regierung auffordern, der Krise in Tibet ein Ende zu setzen“.
„Die tragischen Selbstverbrennungen von Tibetern werden erst dann ein Ende finden, wenn die chinesische Regierung auf ihre begründeten und seit langem vorgebrachten Beschwerden eingeht und eine bleibende Lösung des Tibet-Problems durch Gespräche herbeiführt“, sagte Dicki Chhoyang vom Department Information and International Relations.
Die tibetische Schriftstellerin Woeser schreibt in ihrem Blog: „Vom 27. Februar 2009 bis zum 22. Oktober 2012 gab es 59 Selbstverbrennungen in den tibetischen Gebieten, außerdem legten drei Tibeter im Exil Feuer an sich, so daß sich insgesamt 62 Tibeter in Brand gesetzt haben“.
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