2. Juli 2012
Radio Free Asia, www.rfa.org, Phayul, www.phayul.com

Tibeterin zündet sich aus Protest gegen die Landnahmepolitik in Kyegudo an

Dekyi Choezom, eine Tibeterin aus der TAP Yulshul (chin. Yushu), Provinz Qinghai, setzte sich am Nachmittag des 27. Juni in der Stadt Jyekundo, die auch Gyegu oder Kyegudo genannt wird, in Brand.

„Die Frau, die die Tochter eines hier Ansässigen namens Petse ist, zog vor einigen Jahren in unsere Gegend. Sie verbrannte sich aus Protest gegen die Konfiszierung ihres Grund und Bodens“, teilte ein Bewohner von Jyekundo, der anonym bleiben möchte, RFA mit.

Er fügte hinzu, daß die Behörden die Häuser von Personen in der Nachbarschaft, die gute Beziehungen zu ihnen unterhielten, verschont, aber den Abbruch ihres Hauses verfügt hätten.

Frau aus Kyegudo vor ihrer Behelfsunterkunft (Bild: Woeser)

„Dekyi Choezom setzte sich während einer Protestaktion gegen die chinesische Politik der Landnahme und Zwangsenteignungen in Brand“, heißt es in einer Mitteilung des Tibetischen Exilparlaments.

„Etwa 70 tibetische Familien protestierten und skandierten Slogans wie ‚Wir fordern Recht über unser eigenes Land’ und ‚Recht über unseren eigenen Besitz’“.

Chinesisches Sicherheitspersonal, das bald an dem Schauplatz des Protestes war, löschte die Flammen und schaffte Dekyi Choezom in ein Krankenhaus, vermutlich nach Siling. Über ihren jetzigen Zustand ist nichts bekannt, aber wahrscheinlich erlitt sie schwere Brandverletzungen.

Ein Exilmönch mit Kontakt zu der Gegend sagte, daß auf Dekyi Choezoms Selbstverbrennung hin zwei ihrer Verwandten, die mitprotestiert hatten, schwer geschlagen und kurzfristig inhaftiert wurden. „Sie pickten Tashi Yangzom und Tashi Dhondup heraus und schlugen sie schrecklich und nahmen sie fest“, sagte er. „Viele der versammelten Tibeter forderten ihre Freilassung und drohten, sich auch anzuzünden, falls dies nicht geschehe. Später am Tag wurden die beiden in schwer verletztem Zustand freigelassen“.

Was für Slogans die Frau genau rief, als sie sich anzündete, ist unklar, weil die Polizei den Informationsfluß inzwischen gestoppt und das ganze Areal abgeriegelt hat. Außerdem verbot sie den Tibetern, in Grüppchen zusammenzustehen.

Die Tibeter in Kyegudo protestierten schon mehrfach gegen die Neugestaltungspläne Chinas auf das verheerende Erdbeben vom April 2010 hin, das die Stadt in Schutt und Asche legte und schätzungsweise dreitausend Todesopfer forderte. Um Platz zu schaffen für neue Regierungsgebäude, werden die Tibeter von ihrem angestammten Grund und Boden vertrieben.

Im April 2011 veranstalteten etwa 300 Tibeter einen Massenprotest an der Hauptkreuzung der Stadt gegen die Konfiszierung ihres Landes. Viele der Demonstranten trugen Verletzungen davon und mehrere wurden festgenommen (1).

Dekyi Choezoms feuriger Protest folgte genau eine Woche auf die Selbstverbrennung zwei junger Tibeter, Ngawang Norphel und Tenzin Khedrup, ebenfalls in der Gegend Yulshul. Das tibetische Exilparlament verurteilte die repressive Politik der chinesischen Regierung und machte sie für die Welle der Selbstverbrennungen verantwortlich.

“Solange China seine Unterdrückungspolitik nicht ändert, werden die Selbstverbrennungen in Tibet weitergehen. China trägt die volle Schuld an diesen Protesten”.

(1) 5. April 2011, „Tibeter in Yushu protestieren gegen die Enteignung ihres Landbesitzes“