Bruder und Onkel des Mönchs Phuntsok und Dutzende weiterer Tibeter festgenommen
Im Anschluß an die Protestaktionen nach dem Opfertod eines jungen Mönches, der Feuer an sich legte, um gegen Peking zu demonstrieren, ist die Lage in Ngaba, Provinz Sichuan, sehr angespannt. Die chinesischen Behörden nahmen nach den Demonstrationen und dem Hungerstreik einiger Oberschüler 12 Tibeter fest.
Acht wurden festgenommen, als etwa einhundert Tibeter am 23. März in der TAP Ngaba einen Protestmarsch veranstalteten und „Unabhängigkeit für Tibet“, „Ladet den Dalai Lama nach Tibet ein“ usw. riefen. Dies teilten in Indien lebende Mönche mit Kontakten zu der Gegend mit.
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Polizei in Ngaba mit Spürhunden
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Die Protestierenden hätten drei Runden um den Marktplatz der Gemeinde Nadha im Bezirk Dzamthang (chin. Rantang) vollzogen, ehe sich die chinesischen Sicherheitskräfte auf sie stürzten und dem Marsch ein Ende setzten. „Sie nahmen acht Personen fest“, darunter einen Lehrer aus Nadha“.
„Die chinesische bewaffnete Polizei patrouilliert nun durch die Ortschaft und viele andere Teile von Ngaba. Sie suchen immer noch nach Tibetern, die an dem Protestmarsch teilnahmen.“
Dieser Marsch war der jüngste Akt von Empörung seit dem dritten Jahrestag der Demonstrationen von 2008 in Kirti, bei der die chinesische Polizei in eine Menschenmenge von Tibetern feuerte und dabei mindestens 10 Personen tötete.
Außerdem nahmen die chinesischen Sicherheitskräfte drei Männer fest, nämlich den Onkel und den jüngeren Bruder des Mönches Phuntsok, der am 17. März starb, nachdem er sich aus Protest gegen die chinesische Herrschaft in Tibet selbst angezündet hatte. Sie werden verdächtigt, an Phuntsoks Tat beteiligt gewesen zu sein.
„Am 22. März nahmen sie Phuntsoks jüngeren Bruder Lobsang Kelsang, 19, ebenfalls ein Mönch aus dem Kloster Kirti, seinen Onkel mütterlicherseits, Lobsang Tsondru, und noch einen Mönch aus Kirti namens Samdrup fest“. Weiterhin seien auf Phuntsoks Tod hin Schüler der höheren Schule der Präfektur Ngaba in den Hungerstreik getreten.
„Die chinesischen Behörden konfiszierten die Mobiltelefone vieler Schüler und Lehrer und schränkten ihre Bewegungsfreiheit innerhalb und außerhalb der Schule ein“, teilten unsere Kontaktpersonen aus Indien weiter mit. „Deshalb können die Schüler nicht mehr mit ihren Familien kommunizieren, und man bekommt kaum mehr Informationen über die Lage dort“. Man weiß auch nicht, ob der Hungerstreik noch fortgesetzt wird.
Die chinesischen Behörden haben die Sicherheitsmaßnahmen um das Kloster Kirti herum, in dem Phuntsok lebte, sehr verstärkt, sie schikanieren die Mönche und hindern sie daran, sich frei zu bewegen. „Am 25. März drang die Militärpolizei in das Kloster ein und nahm einen 21jährigen Mönch namens Tenzin fest“. „Jede Nacht patrouillieren bewaffnete Polizisten mit Spürhunden durch das Kloster Kirti“.
Tibetischen Quellen zufolge riefen die Behörden die Einwohner in den Dörfern um das Kloster Kirti zu öffentlichen Meetings zusammen und befahlen ihnen, sich zum „Sicherheitsdienst“ im Kloster zu melden. Jeder, der es versäumt, anzutreten, wird mit 30 Yuan pro Tag wegen Pflichtverweigerung bestraft“.
Aus anderen Quellen in Tibet verlautet, daß starke Einheiten chinesischer paramilitärischer Polizei nach Tawo, Nyagrong, Draggo und Kardze in Kham (heute Provinz Sichuan) gekommen seien.
„Ihr Erscheinen in so großer Zahl versetzt die Tibeter dort in Angst und Schrecken“, sagte einer der Mönche in Indien. „Die Lage gleicht der von 2008, als chinesische Streitkräfte nach Tibet geschickt wurden, um die friedlichen Proteste der Tibeter gewaltsam zu unterdrücken“.
Indessen haben die Behörden in der Gegend von Minyag in Kham den dortigen Klöstern neue Restriktionen auferlegt, sie müssen die Genehmigung der Provinzregierung einholen, ehe sie mit Neubauten oder Renovierungen anfangen können. Auch alle Statuen, die fünf Fuß an Höhe übersteigen, müssen behördlich genehmigt werden.
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