25. Februar 2011 |
Radio Free Asia, www.rfa.org
|
Druckversion |
In Lhasa jagt die Polizei nach verbotenen Liedern auf dem HandyTibeter riskieren Schläge, Geldstrafen und Polizeihaft, wenn sie verbotene Lieder auf ihren Mobiltelefonen gespeichert haben und damit erwischt werden. Die Behörden für öffentliche Sicherheit in Tibet haben unlängst Lieder, die sie als „reaktionär“ ansehen, geächtet, und sie nehmen nun junge Tibeter fest, die solche Lieder auf ihre Handys geladen haben. In der TAR wurden seit Beginn der „Winter-Schag-hart-zu“ Kampagne über 20 junge Tibeter festgenommen, weil sie derartige Lieder heruntergeladen hatten. Zu den verbotenen Titeln gehören „Stimme der Einheit“, „Mein Lama“, „Ich sehne mich nach Sonne, Mond und Sternen“, wie aus einer dortigen Quelle verlautet (1). Die Strafe für das Laden derartiger Lieder kann drastisch ausfallen, weil die Behörden immer härter in dieser Region durchgreifen. „Wenn jemand ein solches Lied auf seinem Handy hat, kann er festgenommen und 10-15 Tage lang eingesperrt und sogar brutal geschlagen werden“. „Die chinesische Polizei geht hart mit den Tibetern um. Sie haben es besonders auf Leute aus Kham und Amdo abgesehen und kontrollieren, ob sie Besuchsgenehmigungen für Lhasa haben“, sagte ein Tibeter, der sich Tenzin nannte. „Sie beschlagnahmen die Mobiltelefone junger Tibeter, öffnen sie, und wenn sie Lieder von Sängern wie Kunga oder von solchen im Exil hören, dann nehmen sie die Leute fest“. Für diese Fahndung setzen die Behörden die frisch von der Polizei-Akademie kommenden Absolventen ein, und versprechen ihnen eine feste Anstellung, falls sie ihre Aufgabe gut erfüllen. „Und diese jungen Polizisten gehen erbarmungslos gegen die Tibeter vor“, fügte Tenzin hinzu. Die Texte der Lieder enthielten nur Themen wie die Einigkeit unter den Tibetern „und sind doch kein Protest gegen die Regierung“. Ein anderer Anrufer aus Tibet, der namentlich nicht genannt werden möchte, sagte: „Als ich gestern in einem Restaurant speiste, hörte ich, wie ein Gast einen anderen fragte: ‚Wo bist Du denn so lange gewesen?’ Der Freund antwortete: ‚Ich war zwei Wochen im Drapchi Gefängnis eingesperrt, weil ich die verbotenen Lieder geladen hatte’.“ Der chinesische Menschenrechtsanwalt Jiang Tianyong, der mit RFA sprach, sagte, die chinesische Verfassung enthalte „eindeutige“ Bestimmungen, daß die religiöse Freiheit und die kulturelle Identität geschützt seien. „Was die Behörden hier tun, hat mit Recht und Gesetz überhaupt nichts zu tun“. Seit 2008 die großen Demonstrationen über Tibet hinwegfegten, hat China Dutzende von tibetischen Schriftstellern, Sängern und Pädagogen ins Gefängnis geworfen, weil sie ihre tibetische Identität und ihre Bürgerrechte geltend machten. Der populäre tibetische Sänger Tashi Dhondup wurde Anfang Februar aus dem Gefängnis entlassen, nachdem er seine 15monatige Strafe wegen der Aufnahme von Liedern mit der Forderung nach Freiheit für Tibet fast abgesessen hatte. Dem 30jährigen Sänger wurde angelastet, gegen das Gesetz verstoßen zu haben, weil er Lieder zur Unterstützung der tibetischen Unabhängigkeit und des im Exil lebenden Dalai Lama gesungen hatte (2). Ein Lied mit dem Titel „58“ widmete er dem mißlungenen Volksaufstand von 1958-59 gegen die chinesische Herrschaft, bei dem offiziellen Angaben zufolge 86.000 Tibeter ums Leben kamen, und der dem Dalai Lama zum Anlaß wurde, ins Exil nach Indien zu fliehen (3). (1) 31 August 2010, „Two Songs about Tibetan Unity: "The Sound of Unity“, „Mentally Return”, (2) 2 February 2011, “Tibetan Singer Tashi Dhondup released from Prison” (3) 31 March 2010, “Five Songs by detained Tibetan Singer Tashi Dhondup” |