20. Oktober 2011
Radio Free Asia, www.rfa.org

Zwei Festnahmen in Ngaba - Truppenverstärkung in Lhasa, tibetische Einwohner werden schikaniert

Die chinesischen Behörden haben zwei weitere tibetische Mönche des Klosters Kirti in Ngaba festgenommen, während die dortige Bevölkerung ihre Solidarität mit ihren Landsleuten, die sich aus Protest gegen Chinas Herrschaft selbst verbrannt hatten, bekundeten.

Der festgenomme Mönch Phuntsok (Bild: Woekar)

Am Mittwoch, dem 19. Oktober, versammelten sich zahlreiche Tibeter in der Kreisstadt, sie trugen traditionelle Kleidung und sprachen Gebete für die Toten. Von den insgesamt neun Personen, die sich dieses Jahr selbst angezündet haben, sind fünf gestorben. Das Schicksal der übrigen ist unbekannt.

„In der Nacht des 17. Oktober drangen Polizisten in das Zimmer des 28jährigen Mönchs Phuntsok im Kloster Kirti ein, schlugen ihn und führten ihn dann ab“, berichteten Kanyag Tsering und Lobsang Yeshi vom Exilkloster Kirti in Indien. „Sie durchwühlten sein Zimmer, wohin er gebracht wurde, ist nicht bekannt“.

Und wenige Tage zuvor war der Mönch Jigme Choephel festgenommen worden, weshalb, ist ebensowenig bekannt. Auch ein paar Laien traf dasselbe Schicksal, doch ihre Namen sind bislang nicht bekannt.

Am Montag, den 17. Oktober, hatte sich die 20jährige Nonne Tenzin Wangmo in Flammen gesetzt. Sie rief einige Minuten lang nach Freiheit für Tibet und forderte die Rückkehr des Dalai Lama, ehe sie den Verbrennungen erlag.

„Der Körper der Nonne Tenzin Wangmo wurde noch am selben Abend eingeäschert, wie die Regierung es gefordert hatte. Bis jetzt hat die chinesische Regierung den Vorfall noch nicht offiziell bestätigt“.

Am Mittwoch, 19. Oktober, sei eine große Menge von Tibetern auf den Straßen der Stadt zusammengekommen, sie hätten Gebete gesprochen und gefastet als Zeichen der Solidarität. „Zweimal versuchten sie öffentlich zu protestieren, doch es gelang ihnen nicht, weil Polizei und paramilitärische Kräfte ihnen mit ihren Waffen drohten und sie vertrieben“.

Vor einigen Tagen hielten die Behörden in jeder Gemeinde im Bezirk Ngaba ein Meeting ab, bei dem sie die Bevölkerung informierten, daß es den Mönchen verboten sei, für diejenigen zu beten, die als Resultat von regierungsfeindlichen Protesten starben. Die Behörden erklärten, daß „Leute in führenden Positionen und die Angehörigen zur vollen Verantwortung gezogen würden, falls Mönche Gebete für die Verstorbenen rezitierten“.

Norbu Damdul, der sich am 15. Oktober in Brand gesteckt hatte, wurde Quellen zufolge aus der Stadt entfernt. Jemand sah, wie die Behörden ihn in einem Fahrzeug aus dem Krankenhaus wegfuhren, sein Zustand und sein Verbleib sind unbekannt.

Truppen vor dem Jokhang-Tempel (Bildquelle: privat)

Auch nach Lhasa sind chinesische Sicherheitskräfte in großer Zahl gekommen, um etwaigen Protesten der Einwohner vorzubeugen. „Tausende von Soldaten erschienen am Abend des 19. Oktobers in der Stadt“, berichtete ein Anrufer aus der Lhasa, der anonym bleiben möchte. „Und am nächsten Tag war Lhasa voller Sicherheitskräfte“.

Ob es sich bei diesen um Truppen der Volksbefreiungsarmee oder um Angehörige der paramilitärischen Bewaffneten Volkspolizei oder gar um beide handelt, ist nicht klar.

„Einige meinen, die Selbstverbrennungsproteste in Ngaba seien der Grund für diese Sicherheitsverstärkung, während andere sagen, die neue Solidaritätsbewegung unter den Exiltibetern sei der Grund“. „Die Soldaten sind nun an allen Kreuzungen, auf den größeren Straßen, um den Jokhang Tempel und am Potala Palast stationiert“. „Auch außerhalb von Lhasa sind sie, sie sind überall in der Stadt“.

„Einheiten von zehn Soldaten wurden an jeder Straßenkreuzung aufgestellt, mit ihren Fingern am Abzug, bereit zu schießen. Die Restriktionen in Lhasa sind einschneidend und furchterregend“.

„Die Sicherheitskräfte suchen nun alle Tibeter ab, die aus Kham und Amdo kommen, ebenso Mönche und Nonnen und jeden, der osttibetische Kleidung oder Haartracht trägt.“

„Die Soldaten überprüfen auch die Mobiltelefone der Tibeter, sie schauen nach Bildern des Dalai Lama oder anderen religiösen Führern wie dem Karmapa. Sie suchen auch nach tibetischen Liedern und nach allem, was ihnen irgendwie politisch suspekt erscheint.

„Aus dem geringsten Anlaß halten sie Tibeter fest, suchen sie ab und bringen sie in ein Haftzentrum in Tagtse außerhalb Lhasas. Diejenigen, auf die weiterer Verdacht fällt, werden in das Haupt-Haftzentrum in Lhasa geschafft“.