Reichster Mann Tibets in geheimem Gerichtsverfahren zu lebenslänglicher Haft verurteilt
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Aus Tibet drang die Nachricht durch, daß ein begüterter tibetischer Hotelier aus Lhasa am 26. Juni in einem Verfahren hinter geschlossenen Türen zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt wurde. Einzelheiten der Anklage gegen ihn sind nicht bekannt. Dem Direktor des Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, Urgen Tenzin, zufolge wird er beschuldigt, gewisse tibetische Gruppen im Ausland unterstützt zu haben.
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Der heute 37jährige Dorjee Tashi, ein wohlhabender tibetischer Geschäftsmann, der weit und breit bekannt ist als Inhaber des luxuriösen Yak Hotels in Lhasa, wurde in der Vergangenheit von den chinesischen Behörden als einer der „zehn herausragendsten jungen Männer Tibets“ gefeiert. 2003 trat er in die KPCh ein.
Der Gerichtshof konfiszierte auch sein gesamtes Vermögen, dessen Wert sich auf 4,5 Mrd. Yuan (430 Mio. GBP) belaufen haben soll. Im März 2008 wurde er festgenommen und seitdem ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten.
Dies ist der zweite uns bekannt gewordene Fall der Verurteilung eines apolitischen wohlhabenden Tibeters. Am 24. Juni wurde der prominente tibetische Geschäftsmann und Umweltaktivist Karma Samdrup zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.
Dorjee Tashi wurde nach dem Aufstand vom März 2008 in Lhasa für einige Wochen ohne Anklageerhebung eingesperrt. Sein älterer Bruder Dorjee Tseten wurde wenige Monate nach ihm festgenommen und zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt.
Man kennt die näheren Gründe nicht, warum die beiden Brüder verurteilt wurden. Falls die Anklagen einen politischen Zusammenhang haben, wäre eine solche Geheimhaltung nichts Ungewöhnliches in Tibet, wo die Behörden keinen Anlaß zu neuem Aufbegehren der Bevölkerung geben wollen. Die Tatsache, daß in den staatlichen chinesischen Medien nichts über den Prozeß berichtet wurde, läßt darauf schließen, daß die beiden Brüder auf Grund von Aktivitäten verhaftet wurden, die von den Behörden als politisch erachtet werden.
Aus informierten Quellen verlautet indessen, daß das Mittlere Volksgericht von Lhasa Dorjee Tashi „illegaler Geschäftspraktiken“ im Zusammenhang mit seinem Yak Hotel, einem der bekanntesten und ältesten Hotels in Lhasa, schuldig sprach. Die Quellen sagten nicht, ob die Härte des Urteils politischen Anklagekategorien zuzuschreiben ist.
Der Geschäftsmann war in Lhasa überall bekannt, nachdem sein Vater das Yak Hotel gegründet hatte, eine der ersten privaten Unterkünfte in der Stadt, das an einer der Hauptstraßen der Altstadt liegt. Es wuchs rasch von einer zweistöckigen Herberge Mitte der 80er Jahre zu einer großen Hotelanlage heran, die mit einem Restaurant mit Blick auf die Straße aufwarten kann.
Dorjee Tashi hatte viele andere Geschäftsinteressen, und man nimmt an, daß er gute Beziehungen zu den chinesischen Behörden in Tibet pflegte, dank derer er seine Unternehmen aufbauen konnte. Daher sahen viele Tibeter ihn als eine Art Wendehals an.
Kurz nach seiner Verhaftung gab es Berichte, daß er wegen Korruption belangt worden sei. Tibetischen Quellen zufolge wird jedoch kolportiert, daß er wie viele andere wohlhabende Tibeter auch einen Teil seines Reichtums an Klöster oder sogar den Dalai Lama gespendet habe.
Derartige Spenden hätten die Behörden sicher sehr erzürnt, nachdem die meisten der Klöster in und um Lhasa im März 2008 friedliche Demonstrationen veranstaltet hatten, die schließlich zu den Krawallen am 14. März führten.
Ergänzung von Radio Free Asia (RFA) am 13. August: Separat verlautet aus einer anderen Quelle, die anonym bleiben möchte, daß die chinesischen Behörden bei der Durchsuchung von Dorjee Tashis Haus einen Brief von dem im Exil lebenden Dalai Lama gefunden hätten, der Dorjee Tashi für eine Spende von 20 Mio. Yuan (2,94 Mio. USD) dankte.
Diesen Brief hätte Dorjee Tashi in einer Blumenvase versteckt. „Daß er den Brief aufbewahrte, zeigt, daß es sich um eine religiöse Transaktion handelte“ kommtentierte Robbie Barnett, der Tibet-Experte an der Columbia University. „Wenn man dem Dalai Lama eine religiös motivierte Spende zukommen läßt, dann möchte man natürlich das Dankesschreiben von ihm aufbewahren“.
AP zufolge sagte Barnett jedoch, die tibetische Exilgemeinschaft würde Gelder unter ihren eigenen Mitgliedern in westlichen Ländern sammeln, und nicht in China. „Für Leute, die innerhalb des Systems in China und Tibet arbeiten, würde es keinen Sinn machen, sich in politische Dinge einzumischen und damit alles zu riskieren“.
2008 wurde Dorjee Tashi von der staatlichen China Ethnic Press als Vorsitzender der Tibet Shenhu Group genannt, die eine ganze Reihe von Unternehmen betreibt, hauptsächlich in der Immobilien- und Tourismusbranche. Dem Artikel zufolge hatte seine Gesellschaft ein Kapital von 280 Mio. Yuan (41,3 Mio. USD).
2005 traf Dorjee Tashi den chinesischen Staatspräsidenten und den Premierminister bei einer Konferenz der Nationalen Jugendföderation. Er wurde auch als Delegierter zu der Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes aufgeführt.
Eine tibetische Quelle meint, daß Dorjee Tashis Geschäftserfolg ein Grund für seine Festnahme und Strafverfolgung sei, denn “die Chinesen dulden keine hervorragenden Tibeter um sich”.
“Er begann mit einem kleinen Restaurant und einem Startkapital von zehn- oder zwanzigtausend Yuan. Dann bekam er einen Job bei dem Tourismusbüro der Stadt Lhasa und weitete seine geschäftlichen Tätigkeiten aus. Er war sehr erfolgreich in seinen Unternehmungen… In seinen Hotels und anderen Geschäften stellte er nur Tibeter ein. Er half vielen tibetischen Kindern und hat den Tibetern viel Gutes getan“.
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