5. November 2010 |
Radio Free Asia, www.rfa.org
|
Seite drucken |
Drei früher verhaftete Schriftsteller aus Ngaba vor Gericht gestelltDrei tibetische Schriftsteller, die im Sommer dieses Jahres von den chinesischen Behörden festgenommen worden waren (1), sind nun wegen „Aufhetzung zur Spaltung der Nation“ angeklagt und vor Gericht gestellt worden. „Die drei Schriftsteller - Jangtse Donkho, Buddha und Kalsang Jinpa (2) - wurden am 28. Oktober vor das Mittlere Volksgericht von Aba (tib. Ngaba) in der Provinz Sichuan gestellt“, teilte Kanyak Tsering, ein in Indien lebender Tibeter mit Kontakten zu der Region mit. Die Männer wurden im Juni und Juli festgenommen, weil sie in einer lokalen Zeitschrift namens Shar Dungri (Östlicher Schneeberg) Artikel über die Protestbewegung von 2008 geschrieben hatten. Buddha hatte in einem Artikel am 16. März 2008 geschrieben: „Die chinesischen Medien berichteten, eine große Zahl von Gewehren und Munition sei in dem Chosrgyal Kloster gefunden worden, was ein Verstoß gegen die Lehre Buddhas sei. Eine solche Feststellung ist traurig und absurd. Tausende von Jahren lebten Han und Tibeter als Nachbarn Seite an Seite, aber die Han Chinesen haben keinen blassen Schimmer von den religiösen Überzeugungen und Gebräuchen der Tibeter. Wir bringen tote Tiere und Waffen in den Tempel, um unsere Sünden abzuwaschen und als eine Lehre für unsere Kinder. Ist es nicht vielmehr Kuan Kung (der chinesische Kriegsgott), der das Schwert schwingt?“ Auch Kalsang Jinpa wurde wegen seiner Kommentare zu dem Aufstand vom März 2008 festgenommen. Er schrieb damals, daß „die staatlichen Medien jede Gelegenheit ergreifen, um Seine Heiligkeit und dessen Anhänger in Mißkredit zu bringen, zu kritisieren und zu verleumden. Das muß einmal deutlich gemacht werden“. „Alle drei waren zusammen mit ihren Anwälten und einigen Angehörigen bei der Gerichtsverhandlung zugegen. Der Prozeß dauerte etwa einen halben Tag“, teilte ein Angehöriger mit. Alle drei beteuerten dem vorsitzenden Richter bei ihrer Aussage ihre Unschuld und wiesen die gegen sie erhobenen Anklagen zurück.
Ein Urteilsspruch erfolgte noch nicht, den Familienmitgliedern wurde mitgeteilt, ehe die Urteile gefällt würden, müsse der Fall noch einmal von den Behörden überprüft werden.
„Als sie aus dem Gerichtssaal kamen, durften die drei Schriftsteller unter Polizeibewachung kurz ihre Angehörigen begrüßen“, verlautete aus einer dortigen Quelle. „Buddha wollte seinen zweijährigen Sohn in die Arme schließen, konnte es aber nicht tun, weil er gefesselt war. Er küßte sein Kind zweimal und mahnte seine Frau, sie möge darauf achten, daß er die tibetische Sprache gut lerne. Dann wurde er abgeführt“. Buddha hatte in fließendem Chinesisch vor Gericht gesprochen und den Vorwurf, irgendein Verbrechen begangen zu haben, von sich gewiesen. Artikel von der Sorte, wie er und die anderen sie geschrieben hätten, seien auch von Han Chinesen veröffentlicht worden, argumentierte er. „Aber da wir Minderheiten sind, bestraft man uns mit Haft, einem Prozeß und Gefängnis“, fügte er hinzu. „Wenn wir auf Grund dieser Anklagen schuldig gesprochen werden, dann werden wir einen tiefen Schmerz in unseren Herzen empfinden wegen dieser Ungerechtigkeit und der ungleichen Behandlung der verschiedenen Nationalitäten, obwohl wir doch Bürger ein und desselben Landes sind“. „Die anderen Männer sprachen zu ihrer Verteidigung sehr gut auf Tibetisch, aber man merkte ganz genau, daß der offizielle Gerichtsdolmetscher ihre Aussagen nicht richtig übersetzte“, sagte ein Angehöriger. (1) 8. September 2010, „Zwei tibetische Journalisten wegen separatistischer Veröffentlichungen in Xining festgenommen“ (2) Näheres zu diesen drei Autoren in dem Blog von Woeser vom 16. Oktober: „Zum Nationalfeiertag: Drei tibetische Schriftsteller verhaftet“ |