Behörden werfen auswärtige Mönche aus dem Erdbebengebiet hinaus
Während China zu einem nationalen Trauertag für die über 2000 Menschen aufrief, die bei dem Erdbeben im Bezirk Yushu in der Provinz Qinghai ums Leben kamen, befahlen die dortigen Behörden den vielen Mönchen aus den benachbarten Gegenden, die bei der Bergung der Opfer die wesentliche Arbeit geleistet hatten, nach Hause zurückzukehren.
Aus mehreren Quellen, die unerwähnt bleiben möchten, verlautet, Geschäftsleute und Einzelpersonen, die sich bereits auf dem Weg nach Yushu befanden, seien daran gehindert worden, der von dem Erdbeben heimgesuchten Gegend Hilfsgüter zu bringen.
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Tibetische Mönche bergen Erdbebenopfer
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Die offiziellen Medien berichteten am Dienstag, die Zahl der Toten sei auf 2.064 angestiegen, über 12.000 Menschen seien verletzt worden und 175 würden noch vermißt. Das Beben habe den Wert von 7,1 auf der Richterskala erreicht. Hilfsgüter kämen nun schneller an und die Elektrizitäts- und Telefonversorgung sei weitgehend wieder hergestellt.
„Die Lokalbehörden gaben heute bekannt, daß alle Mönche in ihre jeweiligen Klöster zurückzukehren haben, da sie nicht mehr gebraucht werden“, sagte ein Tibeter. Die Mönche hätten am 19. April eine Kerzen-Mahnwache abgehalten, der die Behörden politische Bedeutung beimaßen. „Die Einwohner der Gegend befürchten einen großen Rückschlag bei den Bergungsarbeiten, wenn die Mönche zurückkehren müssen“, fügte er hinzu.
Etwa 10.000 Mönche und 10.000 Soldaten hätten sich bemüht, die Toten aus den Trümmern zu ziehen. Ein älterer Lama in der Stadt Kyegudo (chin. Jiegu) bestätigte den Bericht. „Von heute an, werden alle Mönche von auswärts die Erdbebenzone verlassen müssen. Sie dürfen nicht mehr bei den Bergungsarbeiten helfen. Heute hat die Regierung diese Verordnung erlassen. Einige Mönche werden morgen abreisen“, sagte er. Andere weigerten sich zu gehen.
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Prozession der Mönche bei der Trauerzeremonie in Yushu
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Ein anderer Tibeter von dort sagte, eine ganze Reihe von Mönchen aus der Provinz Sichuan sei am Montag zum Weggehen aufgefordert worden. Zwei Konvois von je 15 Fahrzeugen mit Truppen kamen an, und immer mehr Straßensperren werden entlang der Zufahrtswege zu dem Erdbebengebiet errichtet.
Woeser, eine bekannte tibetische Schriftstellerin und Bloggerin aus Peking, sagte in einem Interview: „Die tibetischen Mönche wurden aufgefordert, in ihre Klöster zurückzukehren, wenn sie es nicht tun, geraten sie in große Schwierigkeiten. Daher müssen nun viele Klöster ihre Mönche zur Einstellung der Bergungsarbeiten und Rückkehr zwingen“.
Ein Freiwilliger namens Wang Jun, sagte, ein plötzlicher Schneesturm am Dienstag hätte die Rettungsarbeiten zusätzlich behindert. Auch ein tibetischer Freiwilliger gab an, das Wetter sei außergewöhnlich schlecht: „Gestern und heute schneite es eine Menge, alles ist weiß ringsherum“.
Ein Tibeter namens Tenzin meinte, die von der Regierung genannten Opferzahlen seien viel niedriger als die tatsächliche Anzahl der Toten: „Die Regierung ist immer zurückhaltend bei der Veröffentlichung von Todeszahlen. Einer meiner Freunde sagte mir, daß vor einigen Tagen mindestens 2.000 Leichen verbrannt wurden. Einige schätzen die Zahl der Todesopfer auf acht- oder neuntausend“.
Einwohnern von Kyegudo zufolge wollen die chinesischen Behörden den Eindruck vermitteln, daß sie die Lage unter Kontrolle haben, aber in vielen Fällen haben sie die Rettungsarbeiten verzögert oder sogar gestört. Die Tibeter hätten sehr kühl auf den Besuch von Präsident Hu Jintao reagiert. „Viele der tibetischen Einwohner zeigten ihre Abneigung gegen Präsident Hu, indem sie ihm nicht die Hand reichten“.
Während des Besuchs des Präsidenten sei infolge der scharfen Sicherheitsmaßnahmen der Verkehr in der Gegend gänzlich zum Erliegen gekommen, wodurch die Behandlung vieler Verletzter verzögert wurde und einige sogar gestorben seien. „Als Präsident Hu den Katastrophenort besuchte, würdigte er die Mönche überhaupt nicht, obwohl sie bei den Rettungsarbeiten an vorderster Front standen“, fügte er hinzu.
Andere sagten, die Behörden hätten die Zufuhr von Hilfsgütern in die Gegend eingeschränkt und beständen darauf, daß Spenden nur von den offiziellen Stellen verteilt werden. „Tibetische Geschäftsleute in Kham sammelten eine Million Yuan (146.000 US$), sowie viele Lastwagen voller Hilfsgüter, aber die chinesischen Behörden hielten sie an und hinderten sie daran, Hilfe zu leisten“, verlautet aus einer Quelle aus der Gegend.
„Sie bekamen zu hören, daß die Hilfe nur durch die offiziellen Stellen zu erfolgen habe und daß keine Organisationen oder Einzelpersonen ihre Sachspenden selbst in die betroffenen Regionen bringen dürften.
Auch die Mönche aus dem Kloster Sog in der Präfektur Nagchu, die an Yushu grenzt, wurden gezwungen, ihre gesammelten Spenden und Hilfsgüter an die Bezirksverwaltung von Sog zu übergeben, wie der im Exil lebende Ngawang Tharpa unter Berufung auf eine Quelle in Tibet erklärte.
Tibetische Mönche aus dem Kloster Sera in Lhasa, die Sachspenden nach Yushu transportieren wollten, wurden ebenfalls abgewiesen: „Sie fuhren mit einem Lastwagen voller Nahrungsmittel in Richtung Katastrophengebiet. Aber ich hörte, daß die Regierung nicht möchte, daß Mönche aus anderen tibetischen Regionen sich an den Hilfsaktionen in Yushu beteiligen“, sagte ein tibetischer Freiwilliger.
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