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China schränkt Medien bezüglich Berichterstattung über das Erdbeben ein
Wie die Organisation Reporter-ohne-Grenzen aus Paris mitteilte, gab das chinesische Propaganda-Ministerium am 25. April eine Direktive heraus, in der die Medien des Landes angewiesen werden, weniger über die Folgen des Erdbebens in Qinghai zu berichten und sich statt dessen auf Reportagen über die Weltausstellung in Shanghai zu konzentrieren.
Aus einer Kopie der Direktive, die Reporter-ohne-Grenzen zugespielt wurde, geht hervor, daß die Medien sich von nun an folgende Richtlinien für die Berichterstattung über das Erdbeben zu halten haben: „Sprechen Sie über das Erdbeben in ‚wissenschaftlichen Begriffen’; üben Sie keine Kritik an dem Erdbeben-Frühwarnungsinstitut; geben Sie den Bemühungen der buddhistischen Mönche bei der Katastrophenhilfe nicht zuviel Gewicht; behandeln Sie die von dem staatlichen Fernsehsender CCTV organisierten Spendenaufrufe in aller Ausführlichkeit!“
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Das staatliche Vernsehen interviewt Schüler, der Kameraden umkamen (Bild: TibetPost International)
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Außerdem erinnerte das Informationsbüro des Staatsrates, das für die Überwachung des Internets zuständig ist, die hauptsächlichen Websites daran, daß sie nicht einfach berichten können, was ihnen beliebt. Die Betreiber der Websites wurden angewiesen, dafür zu sorgen, daß es in Berichten über das Erdbeben keine Erwähnung des Dalai Lama und der von den Tibetern organisierten Solidaritätskampagnen gibt.
Die Propagandaabteilung und das Informationsbüro des Staatsrates erstellten auch strenge Regeln für die Berichterstattung über die Expo 2010 in Shanghai, so dürfen die Medien nur die Berichte von Xinhua bringen.
Tibeter aus Yushu, wo Tausende von Menschen, hauptsächlich Tibeter, bei dem Erdbeben am 14. Aprilumkamen, sagen, die Berichterstattung über die Rettungs- und Aufräumarbeiten der staatlichen Medien sei weit davon entfernt, die tatsächliche Lage vor Ort wiederzugeben. „Für uns arme Bauern kam die wahre Hilfe von den Mönchen der verschiedenen Klöster, sowohl für jene, die gestorben sind, als auch für jene, die überlebten“, sagte ein Tibeter aus Yushu. „Und jetzt haben die chinesischen Behörden alle tibetischen Mönche aus der Gegend verjagt“.
Er fügte hinzu, die Zeitungs- und Fernsehnachrichten seinen voller ausführlicher Reportagen über die Rettungsaktionen des Staates, aber sie würden nicht immer dem entsprechen, was für viele Tibeter die Realität ist. „Vor einer Woche berichtete beispielsweise eine lokale chinesische Zeitung, daß die Familien der Todesoper eine Entschädigung von 8.000 Yuan und die Überlebenden eine von 800 Yuan erhalten würden“, sagte er. „Aber keiner von uns hat auch nur einen einzigen Yuan gesehen“.
Als die chinesischen Soldaten in der Erdbebengegend erschienen, so fügte er hinzu, hätten sie sich als erstes daran gemacht, das Personal in den beschädigten Militärkomplexen und den Regierungsämtern sowie die Familienmitglieder von chinesischen Offiziellen zu retten.
„Es war ein Drama. Viele Soldaten gruben Leichen aus den Trümmern, als die Medien ihre Kameras auf sie richteten, ließen aber diese Arbeit sofort ruhen, als die Medienteams sich entfernt hatten“. „In ähnlicher Weise gruben sie sich durch die Ruinen und den Schutt, als die Reporter mit den Fernsehkameras und den Übertragungsgeräten kamen, aber ignorierten die Verschütteten, als die TV-Crews wieder weg waren“.
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