15. August 2010
Radio Free Asia, www.rfa.org

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Polizei in Lithang auf der Jagd nach zwei tibetischen Mönchen, die in Erinnerung an das Ereignis von 2007 auf dem Marktplatz demonstrierten

Vor drei Jahren hatte Rongye Adrak bei dem jährlichen Fest aus Anlaß des Pferderennens öffentlich auf der Bühne seine Meinung verkündet. Rund um den Jahrestag dieses Zwischenfalls war die Atmosphäre in Lithang geladen. Die dortigen Bewohner schützten zwei protestierende Mönche vor der unmittelbaren Festnahme.

Die zwei Mönche gingen am Donnerstag um 11 Uhr auf die Straße, wo sie tibetische Nationalflaggen schwenkten und ein Bild des Dalai Lama trugen. Sie gingen vom Hauptmarktplatz der Stadt zum Gemüsemarkt und riefen dabei Parolen zugunsten des Dalai Lama. Mit der Hilfe von Ortsansässigen konnten sie der Festnahme entgehen.

„Wegen des großen Verkehrslärms konnten nur die Leute auf dem Marktplatz hören, wie die Mönche ‚Lang lebe der Dalai Lama’ riefen. „Augenblicklich war die Polizei zur Stelle, aber die vielen auf dem Marktplatz versammelten Tibeter schützten die zwei Mönche, so daß die chinesische Polizei sie nicht identifizieren und festnehmen konnte“, verlautet aus einer Quelle mit Kontakten zu Lithang.

PAP-Soldaten nähern sich 2007 dem Festgelände

Die Mönche protestierten nahezu an demselben Tag, an dem es vor drei Jahren zu dem Zwischenfall mit Rongye Adrak gekommen war, dem im August 2007 ein einwöchiges Scharmützel mit der Polizei folgte. Die Behörden haben das Fest mit Pferderennen auch dieses Jahr verboten, wie sie es seit 2007 jedesmal taten. Zu diesem Fest, dessen Höhepunkt die Pferderennen sind, pflegten jedes Jahr bis zu 50.000 Zuschauer und Teilnehmer aus ganz Tibet zu kommen.

Die Lokalbehörden ließen ihre Aufforderung an die zwei Mönche, sich bei ihnen zu stellen, durch Mundpropaganda verbreiten, aber bis jetzt wurde noch niemand festgenommen. „Ohne öffentliche Bekanntmachung versuchen sie die Botschaft von Mund zu Mund zu verbreiten. Sie versprechen den Mönchen, daß sie glimpflich davonkämen, wenn sie sich freiwillig stellten.

Ein Mitarbeiter in der Polizeistation von Lithang bestätigte auf einen Anruf hin den Vorfall, wollte aber nicht ins Detail gehen. Ein Einwohner von Lithang sagte ebenfalls, daß die Mönche noch nicht identifiziert worden seien.

Bei dem Fest mit Pferderennen von 2007 stieg Rongye Adrak von der Yondru Nomadensippe auf die Bühne, ergriff das Mikrophon und forderte Peking auf, den Dalai Lama nach Tibet zurückkehren zu lassen. Ein dort anwesender Tourist nahm einen Teil seiner Rede per Video auf (1).

Rongye Adrak wurde sofort in Gewahrsam genommen und später zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Festnahme löste einen tagelangen Protest einer Menge von etwa fünf Tausend Tibetern aus, die seine Freilassung forderten, das Recht, die Belehrungen des Dalai Lama zu hören, sowie die Freilassung aller politischen Gefangenen, darunter auch die von Tenzin Deleg Rinpoche.

Bald trafen damals zweitausend paramilitärische Kräfte ein, um den Protest niederzuschlagen, doch die protestierenden Nomaden wichen erst, nachdem tibetische Lokalbeamte sie baten, den Platz zu räumen. Die Behörden starteten sofort die Schulungen zur „patriotischen Umerziehung“ und versetzten die tibetischen Beamten woandershin.

Die Behörden verzögern auch die Entlassung von zwei im Zusammenhang mit dem Vorfall von 2007 festgenommenen Männern. Zuvor hatten sie bekanntgegeben, daß Jamyang Tenzin, ein Mönch eines Klosters in der Nähe, am 3. August freigelassen würde. Aber dann informierten sie einige Leute aus seinem Dorf, daß vor Oktober nicht mit seiner Entlassung zu rechnen sei, was Unmut unter den Dorfbewohnern auslöste. Er war im Oktober 2007 festgenommen worden, weil er sich gegen die patriotische Umerziehung gewehrt hatte (2).

In ähnlicher Weise hoffte man, daß der Nomade Jarib Lothok wegen guter Führung einen Monat vor seinem Entlassungsdatum am 3. September freigelassen werden würde, aber er befindet sich immer noch in Haft. Jarib Lothok war im August 2007 festgenommen und später unter der Anklage der Mithilfe zur Spionage verurteilt worden. Angeblich habe er Menschenrechtsgruppen im Ausland Bilder von Rongye Adraks Rede zukommen lassen.

(1) „Seltenes Bildmaterial des kühnen Protestes von Rongye Adrak am 1. August 2007 in Lithang (FTC)“

(2) 8. Oktober 2007: „Zwei Tibeter in Lithang nach patriotischer Umerziehung festgenommen

(3) 20. November 2007: „Rongye Adrak und weitere Tibeter zu langen Haftstrafen verurteilt