Auch zwei Jahre nach den Demonstrationen von 2008 berichten Tibeter von scharfen Sicherheitsmassnahmen
Kathmandu - Die chinesischen Behörden in der tibetischen Hauptstadt Lhasa haben die wichtigsten touristischen Sehenswürdigkeiten und Tempel wegen des politisch brisanten Jahrestages am 10. März abgeriegelt.
Die Polizei machte im Hinblick auf den 51. Jahrestag des mißlungenen Aufstands gegen die chinesische Herrschaft und zwei Jahre nach den tödlichen Unruhen in Lhasa „den Potala Palast und den Jokhang-Tempel völlig dicht“, sagte ein Bewohner der Stadt. „Keiner darf das Gelände betreten, und auch in den Hotels und Gästehäusern in der Gegend dürfen sich keine Touristen aufhalten“, sagte er.
Im Vorfeld zu dem zweiten Jahrestag der Demonstrationen in Lhasa vom 14. März 2008, habe die Regierung die Polizei- und Paramilitärpräsenz in der Stadt und ihrer Umgebung drastisch aufgestockt, verlautet aus dortigen Quellen.
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Militärpolizei in Lhasa vor dem Potala (Archivbild)
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Bewohner von Lhasa berichteten, mehrere Hundert Zivilstreifen seien im Einsatz, um die Tibeter in Teestuben, Restaurants und Nachtclubs zu überwachen. Tibeter, die von außerhalb der Stadt nach Lhasa gekommen waren, wurden angehalten und zur Rede gestellt, und ihre Ausweise wurden kontrolliert.
„Alle staatlichen Angestellten in Lhasa erhielten Anweisung, sich im Dienst turnusmäßig abzuwechseln, so daß immer jemand im Büro ist“, berichtete ein anderer Bewohner der Stadt. „Viele von ihnen wurden bereits abgestellt, um die Eisenbahnlinie in entlegenen Landstrichen zu kontrollieren… möglicherweise befürchten die Behörden Sabotageakte gegen die Eisenbahnlinie von Lhasa nach Golmud“. Er fügte hinzu, Polizeistreifen und bewaffnete Polizei seien überall in der Stadt im Einsatz. „Sie suchen wahllos tibetische Familien heim und fragen, ob irgendwelche neuen Besucher in dem Haus aufgetaucht sind“.
Einer dritten Quelle aus Lhasa zufolge wünschten viele Tibeter, den 51. Jahrestag des Volksaufstandes von 1951 irgendwie zu begehen, aber sie konnten es nicht in sichtbarer Weise tun. „Die Einschränkungen der Bewegungsfreiheit in Lhasa sind besonders seit dem Vorabend des 10. März ungeheuerlich“, sagte am Dienstag der Zuhörer einer Sendung mit telefonischer Beteiligung. „Dennoch müssen wir individuell des Tages gedenken. Wenn wir solch unerträgliche Einschränkungen erleben, kochen unsere Emotionen hoch, aber wir können ja nichts tun als zu Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama beten“.
Dieses Jahr fiel der Jahrestag von 1959 auf einen Mittwoch, der als besonderer Wochentag für den Dalai Lama gilt. „Heute betreibt die chinesische Staatsmacht in vielen Klöstern in Tibet politische Kampagnen, darunter auch eine Kampagne zur patriotischen Umerziehung“, sagte das geistliche Oberhaupt Tibets in einer Rede an die Exiltibeter in Dharamsala. „Mönche und Nonnen müssen unter gefängnisartigen Bedingungen leben, ihnen wird die Möglichkeit genommen, in Frieden zu studieren und ihre Religion auszuüben. Diese Bedingungen haben zur Folge, daß die Klöster eher wie Museen funktionieren, und die dahinterstehende Absicht ist, den Buddhismus bewußt zu vernichten.“ *
Er sagte außerdem, er befürworte weitere Gespräche mit Peking. „Nach der Haltung der gegenwärtigen chinesischen Führung zu urteilen, besteht wenig Hoffnung, daß es in absehbarer Zeit zu einem Ergebnis kommt. Dennoch bleiben wir unverändert dabei, wir wollen den Dialog fortsetzen.“ …
Auch an seiner Grenze zu Indien verschärfte China die Kontrollen und wies das benachbarte Nepal an, die Identität der Tibeter in Kathmandu zu überprüfen. „Ein Verwandter von mir hat ein ordnungsgemäßes Visum, um nach Tibet zu reisen, aber an der Grenzstadt Dram (chin. Zhangmu) wurde er von den chinesischen Grenzbeamten zurückgeschickt… Sie sagten, wir sollten unseren Besuch um zwei Monate verschieben“, berichtete ein Tibeter aus Kathmandu. „Viele Tibeter, die eine offizielle Erlaubnis haben, um Nepal und Indien zu besuchen, werden nun an der Ausreise gehindert“, fügte er hinzu.
Augenzeugen zufolge durchsuchte die nepalesische Polizei in den vergangenen Tagen mehrere Hotels und Gästehäuser in Kathmandu, überprüfte die Reisepapiere der Gäste und fragte nach dem Grund ihres Aufenthalts in Nepal. Die Mönche des Klosters Samten Ling in Kathmandu wurden davor gewarnt, am 10. März irgendwelche Veranstaltungen abzuhalten.
* Aus der Botschaft des Dalai Lama zum 10. März, die gesamte „Botschaft Seiner Heiligkeit des Dalai Lama zum 51. Jahrestag des tibetischen Nationalaufstands“ steht auf der Website des Tibet-Bureau, Genf, unter http://www.tibetoffice.ch/index.htm
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