Weitergabe von Nachrichten über Demonstrationen bringt Tibeter ins Gefängnis
Mindestens 50 Tibeter wurden in den letzten zwei Jahren festgenommen oder verurteilt, weil sie Informationen über die Demonstrationen in den tibetischen Regionen an die Außenwelt weitergaben.
„Der jüngste Fall einer Verurteilung ist der eines Internet-Nutzers namens Dasher, der wegen Separatismus angeklagt und zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde. Ihm wird vorgeworfen, Berichte und Bilder des Aufstandes von 2008 versandt zu haben“, heißt es in einer Mitteilung von Reporter ohne Grenzen (RSF) auf deren Website.
Dasher wurde Ende Februar vor das Mittlere Volksgericht in Lhasa gestellt, das genaue Datum der Verurteilung ist allerdings nicht bekannt. Er ist derzeit im Gefängnis Chushur im Bezirk Lhasa inhaftiert.
Ein Vertreter der Exil-Organisation National-Demokratische Partei meinte RSF gegenüber, der Grund für seine Verurteilung seien seine Berichte über die Protestaktionen und die Bilder davon gewesen. Dasher ist der Sohn von Adri Rinpoche, des Vorstehers eines tibetischen Klosters, der ebenfalls zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde.
Der in den USA lebende Lama und tibetische buddhistische Lehrer Arjia Rinpoche sagte, das harte Vorgehen gegen „Netzbürger“ zeige, daß die herrschende KP in der ständigen Furcht vor weiteren Demonstrationen und Protesten lebe. „Was machte den ganzen Aufstand denn möglich? Es war der Informationsaustausch“, fügte er hinzu.
„Nach den Demonstrationen vom März 2008 erschienen diesbezügliche Nachrichten innerhalb kürzester Zeit bei Radio Free Asia, Voice of America, BBC, usw. und verbreiteten sich dann in Windeseile über die ganze Welt“.
„Die Informationskontrolle hat zwei Aspekte. Erstens hat die KP Angst, daß sich Informationen schnell verbreiten und Demonstrationen auslösen könnten, und zweitens will sie verhindern, daß die Bürger in China etwas von Demonstrationen erfahren.“
„Es liegt ihr ungeheuer viel an der öffentlichen Meinung, nicht nur in der tibetischen Region, sondern auch in allen von Han Chinesen besiedelten Teilen des Landes.“
RSF sagte, es habe mit dem Tibetan Centre for Human Rights and Democracy in Indien mindestens 50 Fälle abgeglichen, wo Tibeter festgenommen wurden, weil sie Informationen aus China verschickt hatten“. „Das meiste davon wurde per Internet versandt, das ja in Tibet einer sehr strengen Überwachung unterliegt“.
RSF zitierte die Festnahme von Tashi, eines 24jährigen Tibeters aus dem Dorf Rata im Bezirk Sog, Präfektur Nagchu, Mitte Februar. Tashi wird angeklagt, mit Personen im Ausland in Kontakt getreten zu sein und Videos politischen Inhalts Online angeschaut zu haben. Er ist nun im Bezirk Nagchu inhaftiert.
Ein weiterer Bewohner von Sog, Gyaltsen, bekam im Dezember eine Haftstrafe von drei Jahren, weil er „Informationen an Kontakte außerhalb Chinas weiterleitete“. Er hatte Bilder des Dalai Lama heruntergeladen, den Peking bezichtigt, die Proteste anzettelt zu haben.
Tibetische Journalisten, so RSF, hätten berichtet, daß eine Umerziehungskampagne in Sog zur Festnahme mehrerer Tibeter führte, die bei der Kampagne „Liebe Deine Religion, liebe Dein Land“ nicht gebührend kooperiert hätten.
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