5. Februar 2009
Radio Free Asia, www.rfa.org

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Einzelheiten zu der Protestaktion der Mönche von Derge kommen ans Licht

Nachdem einige Tibeter im Exil von Verwandten und Freunden aus der betroffenen Gegend weitere Details erfuhren, zeichnet sich allmählich ein genaueres Bild von dem Vorfall ab, der kürzlich in dem Kloster von Derge in der TAP Kardze stattgefunden hat.

Kloster Gonchen in Derge

Dharamsala - Drei Mitglieder der tibetischen Exilgemeinschaft bestätigten daß es am 27. Januar, dem zweiten Tag des chinesischen Neujahrsfestes, im Kloster Gonchen in der Nähe von Derge in der Tibetisch-Autonomen Präfektur Kardze zu einem Zwischenfall gekommen ist.

Eine der Quellen, ein in Chicago lebender Tibeter namens Tashi, der in Kontakt mit Freunden in Derge Gonchen steht, sagte, die örtlichen Behörden hätten versucht, Mönche dazu zu bringen, chinesischen Kadern, die Derge einen Besuch abstatteten, einen feierlichen Empfang zu bereiten, aber keiner sei dazu willens gewesen.

Er sagte: „Schließlich verkleideten sich einige Mitarbeiter des örtlichen Public Security Bureau (PSB) als Mönche und empfingen die Kader. Als die tibetischen Mönche davon erfuhren, waren sie sehr aufgebracht und protestierten gegen ein solches Verhalten. Dabei kam es zu einem Zusammenstoß mit der Polizei.

Tashi zufolge seien auch Schüsse gefallen, aber er konnte keine Aussage über die Zahl der Opfer machen. Nach dem Zusammenstoß wurden fünf Mönche im Bezirksgefängnis inhaftiert, was weitere Proteste der dort lebenden Tibeter auslöste, die ihre Freilassung forderten.

„Etwa 1.000 ortsansässige Tibeter, darunter 300 Mönche, die übrigen Laien, die das Kloster Gonchen und die Druckerei von Derge zu religiösen Zwecken aufgesucht hatten, marschierten nun in Richtung der dortigen Polizeistation und verlangten die Freilassung der festgenommenen Mitbrüder“, fuhr Tashi fort.

Die Angaben über diese zweite Protestaktion seien nur „vage“, denn er konnte seine Kontaktperson nicht mehr erreichen, nachdem die Telefonverbindung zu der Gegend abgebrochen ist.

Eine Tibeterin aus Kalifornien, die ihren Namen nicht nennen wollte und die mit einem Angehörigen in China gesprochen hatte, berichtete, die Mönche des Klosters Derge Gonchen hätten das Handgemenge ausgelöst.

Die Mönche seien empört gewesen über den Auftritt einer Gruppe von tibetischen Unterhaltungskünstlern zum chinesischen Neujahr, wo doch allgemein die Neujahrs-Feierlichkeiten dieses Jahr boykottiert würden. Die Künstler weigerten sich jedoch, ihre Vorstellung abzubrechen, als sie von den Mönchen zur Rede gestellt wurden.

„Die örtliche Polizei griff ein und gab Schüsse ab. Sie verhaftete 30 Mönche und schaffte sie ins Haftzentrum des Bezirks.“

Daraufhin sei eine große Zahl von Tibetern, darunter viele Mönche, zur Bezirkspolizei von Derge gezogen, um die Freilassung der Festgenommenen zu fordern. Alle 30 Mönche seien noch an dem selben Tage freigelassen worden.

Juchen Konchok, ein Mitglied des tibetischen Parlaments-im-Exil in Dharamsala berichtete Voice of Tibet, Mönche des Klosters Derge Gonchen seien mit chinesischen Behörden zusammengestoßen, nachdem die Offiziellen auf dem Klostergelände eine Party gefeiert hätten.

„Einige der Kader, sogar Frauen, zogen Mönchsroben an und tanzten vor den Mönchen. Als diese ihren Unmut über ein solches Benehmen kundtaten, wurden sie festgenommen“, sagte er.

Zweihundert Mönche, angeführt von dem älteren Lama Gala, hätten sich dann vor der Bezirksverwaltung versammelt und die Freilassung ihrer Mitbrüder gefordert.

„Sie erklärten den Beamten sogar, daß sie sich umbringen würden, falls die Verhafteten nicht freigelassen würden“, sagte Kunchok.

„Am 31. Januar kamen die Mönche schließlich frei, sie waren jedoch im Polizeigewahrsam heftig verprügelt worden.“

Auf Anfrage bestätigte ein Sprecher der Polizei von Derge die Festnahme von über 20 Mönchen, die jedoch inzwischen wieder freigelassen worden seien. Weitere Einzelheiten wollte er nicht nennen.