Tibetische Demonstranten verprügelt und verhaftet
Tibeter und die Polizei berichten über Proteste und eine Explosion in der Autonomen Region Tibet
Kathmandu Im Vorfeld einer Reihe von politisch brisanten Jahrestagen in diesem Jahr wachsen die Spannungen in der Region. Am 20. Januar protestierten drei Tibeter in der Autonomen Region Tibet gegen die chinesische Herrschaft, sie wurden von der Polizei geschlagen und anschließend festgenommen.
Weiterhin bestätigten Polizeisprecher aus derselben Region, daß es bei einem Regierungsgebäude, unweit dessen die drei am 20. protestierten, wenige Tage zuvor zu einer Explosion gekommen war. Unseren Quellen zufolge hat es dabei keine Toten gegeben.
Es wird allgemein befürchtet, daß die Spannungen in Tibet eskalieren könnten, wenn sich die Niederschlagung der gegen China gerichteten Demonstrationen vom März 2008 zum ersten Mal und der gescheiterte tibetische Volksaufstand vom März 1959 zum 50. Mal jähren.
„Im Bezirk Dzogang (chin. Zuogong), Präfektur Chamdo (chin. Changdu), in der TAR demonstrierten am 20. Januar drei tibetische Jugendliche. Sie schwenkten ein weißes Banner mit der Aufschrift ‚Unabhängigkeit für Tibet’, warfen Flugblätter in die Luft und riefen Parolen“, sagte ein Tibeter aus der Gegend, der ungenannt bleiben möchte. Er nannte die drei als Thinley Ngodrup, 24, seinen Bruder Thargyal, 23, und Pema Tsepak, 24. Alle drei seien aus der Ortschaft Punda in Tsawa Dzogang, fügte er hinzu.
„Sie begannen mit ihrer Protestaktion in Tsawa Dzogang und setzten ihren Marsch dann 45 Minuten lang fort in Richtung auf die örtliche Polizeiwache. Bevor sie dort ankamen, wurden sie von den Polizisten angegriffen und verhaftet. Dabei wurden sie verprügelt und übel zugerichtet“, sagte er weiter.
Ein tibetisches Mädchen namens Dechen Wangmo, bei der das Mobiltelefon von Pema Tsepak entdeckt wurde, wurde ebenfalls verhaftet, berichtete die Quelle. „Im Moment weiß niemand, wo man sie hingebracht hat.
Wie ein Exiltibeter mit Kontakten nach Dzogang angab, brachen am nächsten Tag die Frauen aus Punda zur Bezirksverwaltung auf, um die Freilassung der Festgenommen zu fordern, aber sie wurden auf halbem Weg aufgehalten und zurückgeschickt. Ein Polizist aus der Gegend bestätigte, daß die Leute protestierten: „Es gab diese Demonstration“, sagte er, wollte aber kein weiteres Kommentar abgeben: „Ich habe keine Zeit, ich bin gerade in einer Besprechung.“
Berichte über einen Sprengstoffanschlag
Wie tibetische Quellen berichten, kam es am 5. Januar in der Nähe des ebenfalls in der Präfektur Chamdo befindlichen Bezirks Jomda (chin. Jiangda) zu einer Explosion. „Es gab eine Explosion in einem Regierungsgebäude, aber dabei ist niemand ums Leben gekommen“, erklärte ein Mönch aus dem Exil-Kloster Drepung in Südindien unter Berufung auf Informationen aus dem betroffenen Gebiet. „Einige Häuser und Autos wurden beschädigt, bis jetzt wurden noch keine Verdächtigen festgenommen.
Die Leute vor Ort glauben, der Sprengstoffanschlag sei eine Reaktion darauf gewesen, daß die Regierung die Bevölkerung zur Feier des 50. Jahrestags der „Demokratischen Reformen“ zwingen will, was sich auf die Machtübernahme Chinas 1959 bezieht.
„Die Tibeter in Jomda wurden angewiesen, eine besondere kulturelle Vorführung im Hinblick auf die Feierlichkeiten zu organisieren. Sie haben jedoch zu verstehen gegeben, daß sie nichts von diesem Vorhaben halten.“
Ein Polizist aus Chamdo bestätigte die Explosion: „In Dengkok im Bezirk Jomda kam es zu einer Explosion, wir wissen nicht, wer der Täter ist und kennen auch nicht den Grund dafür. Inzwischen sind Beamte aus Chamdo eingetroffen, um Ermittlungen durchzuführen.“
|