29. Juli 2009
Radio Free Asia, www.rfa.org

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Trotz des großen Risikos protestieren ab und zu noch vereinzelte Tibeter

In letzter Zeit haben Tibeter an zwei Stellen in Chamdo gegen das chinesische Regime protestiert, obwohl sie sich bewußt waren, daß ihnen Folter und Mißhandlung in den Haftzentren bevorstehen.

Nachdem es im Frühjahr 2008 zu den weitverbreiteten Unruhen in ganz Tibet gekommen war, gibt es nun schon seit über einem Jahr immer wieder sporadische Demonstrationen von Einzelpersonen oder kleinen Gruppen. Derartigen Protesten wird von chinesischen Sicherheitskräften sehr schnell ein Ende gesetzt, die die Demonstranten festnehmen, schlagen und grausam mißhandeln.

Ein in Kanada lebender Tibeter sagte unter Berufung auf Kontakte in der betreffenden Gegend: „Am 28. Juni wurde ein junger Tibeter, ein Student an dem Guru Lehrer-Ausbildungsinstitut im Bezirk Dzogong (Präfektur Chamdo, TAR) in der Stadt Chamdo festgenommen, wo er ganz alleine protestierte“.

Dieser Student, der 18jährige Lobsang Nyendrak, war einige Stunden vorher mit einem Freund in die Stadt gegangen. Dann hatte er diesen aufgefordert zur Schule zurückzukehren, weil er noch „andere Geschäfte“ erledigen müsse. Nachdem der Freund gegangen war, zog Nyedrak ein selbst gebasteltes Transparent hervor sowie ein Tuch, das er mit den Farben der verbotenen tibetischen Nationalflagge bemalt hatte. Er ging dann über den Markt der Stadt und rief laut „Tibet ist unabhängig“ und „China raus aus Tibet!“

Bewaffnete Volkspolizei in Dartsedo

„Er lief in Richtung der Polizeistation von Chamdo und rief die Tibeter auf, sich zu erheben und es ihm gleichzutun“, fügte die Quelle hinzu.

Zeugen zufolge wurde Nyendrak auf der Stelle festgenommen. Als seine Mitstudenten am folgenden Tag erfuhren, daß Nyendrak in Gewahrsam genommen wurde, gingen sechs von ihnen nach Chamdo, um sich für seine Freilassung einzusetzen. Nachdem sie von der Polizei abgewiesen wurden, kehrten sie in ihr Schulgebäude zurück und versuchten dort eine Protestaktion zu organisieren, aber der Schuldirektor vereitelte ihren Plan.

Am 17. Juli veranstaltete ein 40jähriger Mann namens Yonten Gyatso aus Dege in Kham einen Soloprotest im Sportstadion von Chamdo, verlautet aus derselben Quelle.

„Er rannte entlang der gesamten Rennstrecke des Stadions und verteilte dabei Flyer. Die dort herumstehenden Leute jubelten ihm zu. Allmählich kam es zu einem Tumult. Die Flyer, auf denen der Mann seine Landsleute aufrief, um der Sache Tibets willen zu protestieren, hatte der Mann namentlich unterschrieben.“

Achi Dolma, eine in New York lebende Tibeterin, die dieselbe Information aus Chamdo erhalten hat, bestätige diesen Bericht: „Ein Konvoi von Polizeifahrzeugen raste mit Sirenengeheul zu dem Stadion. Es kam zu einem Handgemenge, die Tibeter weinten und rannten in alle Richtungen davon. Dem Demonstranten gelang es zunächst, in dem Gewühl zu entkommen“.

„Auf diesen Vorfall hin wurden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft und überall marschierte die Militärpolizei auf“. Am 21. Juli wurde der Demonstrant dann schließlich gestellt und verhaftet.

Örtliche Polizeibeamte, die am 22. Juli kontaktiert wurden, bestätigten, daß es kürzlich „einige Zwischenfälle“ in Chamdo gegeben habe. „Die Verantwortlichen waren aber keine Ortsansässigen, sondern sie kamen von außerhalb der Gegend“, sagte ein Polizeisprecher und fügte hinzu, eine Person sei am Vortag festgenommen worden, und eine andere „ein Student aus Tsawa Dzogong“ befinde sich schon im Polizeigewahrsam.