Chinesische Polizei schiesst auf protestierende Tibeter in Lhasa, mindestens zwei Tote
Kathmandu (RFA) - Mindestens zwei Tibeter kamen in Lhasa ums Leben, als die chinesische Polizei heute mit scharfer Munition in die Menge der protestierenden Tibeter schoß. Die aufgebrachten Tibeter setzten Autos und Läden in Brand, anti-chinesische Demonstrationszüge wälzten sich durch die Straßen der Stadt, wird von Radio Free Asia berichtet.
Augenzeugen berichteten dem tibetischen Dienst von RFA von zwei Toten, die sie am zentralen Barkhor-Markt in Lhasa sahen, während andere die Zahl der Opfer viel höher ansetzen.
„Schüsse wurden abgefeuert und es gab Tote“, berichtete eine andere Quelle Radio Free Asia, www.rfa.org „doch es ist nicht ratsam, darüber per Telefon zu sprechen“.
„Jetzt protestieren die Tibeter am Barkhor“, heißt es aus einer dritten Quelle. „Sie plünderten chinesische Läden, und die Polizei schoß scharf in die Menge. Es herrscht nun Ausgangssperre in Lhasa“.
Die Unruhen begannen um 10 Uhr Ortszeit am Freitag, und bis zum Spätnachmittag waren die Straßen in Lhasa abgeriegelt, so daß Angestellte in ihren Bürogebäuden eingeschlossen blieben. Ein han-chinesischer Bewohner von Lhasa sagte, Autos und Läden seien angezündet worden, und ein anderer meinte, die Lage sei sehr „ernst“.
Tibetische Quellen in der Stadt sagten, die durch die Straßen ziehenden Protestierenden setzten chinesische Läden in Brand und zertrümmerten alles Chinesische, was ihnen in den Weg käme, wobei die Stadt von dichtem schwarzem Rauch eingehüllt sei. Sie rennen mit ihren traditionellen weißen Khatags in der Hand durch die Straßen und rufen „Free Tibet“.
Ein dritter chinesischer Einwohner gab an, ab 13 Uhr (Ortszeit) sei eine Ausgangssperre verhängt worden. Anderen Einwohnern zufolge hätten sich die Protestierenden gegen 15.30 Uhr zerstreut, nachdem paramilitärische Kräfte der bewaffneten Volkspolizei (PAP) in großer Zahl anrückten.
Mönche aus dem Kloster Ramoche verstärkten die Menge. Die Leute zerschmetterten alles, was chinesisch ist, oder was sie als chinesisch wahrnahmen, sie steckten sogar das bekannte Restaurant Tashi Delek in Brand, dessen tibetische Eigentümer als pro-chinesisch gelten.
„Gleichzeitig gab es auch Proteste in anderen Lokalitäten“, sagte ein weiterer Zeuge. „Hunderte von Demonstranten marschierten in verschiedene Richtungen, durch die Barkhor Gegend und die Rangshon Jong Straße“.
„Einmal schien es, der Protest sei geplant gewesen, und dann wieder hatte man den Eindruck, daß die Leute spontan demonstrierten, ermutigt durch die relativ geringe Polizeipräsenz in der Innenstadt“, fügte der Zeuge hinzu. „Daher stießen unterwegs immer mehr Tibeter zu der außer sich geratenen Menge. Es war der bisher größte Protest in Lhasa.“
Die Spannungen in der tibetischen Hauptstadt eskalierten in den letzten Tagen, nachdem die drei größten Klöster von der bewaffneten Polizei abgeriegelt wurden. Die PAP ging am Dienstag mit Tränengas gegen eine Menge von mehreren Hundert protestierender Mönche in der Nähe von Lhasa vor, um sie auseinanderzutreiben.
Die Proteste begannen am 10. März, als Hunderte von Mönchen anläßlich des 49. Jahrestages des 1959 von der chinesischen PLA brutal niedergeschlagenen Volksaufstands eine Demonstration antraten. Der Dalai Lama, heute 72, floh infolge des Aufstands ins Exil nach Nordindien.
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