Zwei tibetische Nonnen bei Protest in Kardze verhaftet
Wie Radio Free Asia (RFA) aus mehreren Quellen erfuhr, haben zwei Nonnen den überall in Tibet stationierten Sicherheitsbeamten getrotzt und in der Provinz Sichuan einen friedlichen Protest veranstaltet, worauf sie abgeführt wurden.
Die beiden Nonnen, identifiziert als Bumo Lhaga (32) und Sonam Dekyi (30), gehörten beide dem Kloster Drakar, TAP Kardze (chin. Ganzi), Provinz Sichuan, an. Verschiedene Quellen teilten dem tibetischen Dienst von RFA gegenüber mit, die Nonnen hätten um 13:00 Uhr am 23. April im Stadtzentrum von Kardze Flyer verteilt, in denen sie die Rückkehr ihres spirituellen Oberhauptes, des Dalai Lama, forderten und Tibet als unabhängiges Land bezeichneten.
"Sie begannen damit, Flyer zu verteilen, in denen sie die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet forderten und Tibet als unabhängig bezeichneten. Chinesische Sicherheitsbeamte wurden auf die Flyer aufmerksam und konfiszierten diese sofort und begannen nachzuforschen, woher sie stammten", teilte eine der Quellen mit.
"Die beiden Nonnen wurden beobachtet, als sie an einer Straßenecke mit Slogans die Rückkehr des Dalai Lama und Freiheit für die Tibeter forderten. Sie wurden schnell verhaftet und mit einem Polizeiwagen fortgebracht. Selbst während sie weggefahren wurden, riefen sie ihre Slogans weiter", berichtete die Quelle.
Sonam Dekyis Mutter, die am 26. April per Telefon kontaktiert werden konnte, erklärte, ihre Tochter sei sich des Risikos, das sie mit einer solchen Demonstration einging nur sechs Wochen nach den größten anti-chinesischen Protesten in Tibet seit beinahe 50 Jahren durchaus bewußt gewesen.
"Meine Tochter, Sonam Dekyi, hat ihren Lebenszweck erfüllt. Sie hat beschlossen zu protestieren und sie war sich des Risikos, das sie dabei einging, vollkommen bewußt. Ich bin überhaupt nicht besorgt. Wenn sie die chinesische Folter nicht überlebt, trauere ich ihr nicht nach... Wie es seine Heiligkeit gewünscht hat, hat sie friedlich und ohne Anwendung irgendeiner Form von Gewalt demonstriert."
Ein Beamter des Büros für Öffentliche Sicherheit in Kardze täuschte Zweifel über den Bericht der Augenzeugen vor. "Es wurden keine Nonnen verhaftet", sagte er, und fügte hinzu: "Ich weiß es nicht."
Eine weitere Quelle, die den Protest beobachtet hat, gab an, "die Nonnen seien für die möglichen Folgen gewappnet gewesen. Sie waren in warme Kleider eingemummelt, um sowohl auf Schläge als auch auf Kälte während der Haft vorbereitet zu sein. Überall waren die Sicherheitskräfte, aber sie konnten die beiden Protestierenden lange nicht entdecken, und erst als sie alles ein zweites Mal absuchten, fanden sie die Flyer."
"Als die Polizei sie fragte, wer die Flyer verteilt habe, wiesen sie auf sich selbst und riefen ihre Slogans in Gegenwart der Sicherheitsleute."
Vermutlich wurden die beiden Frauen in die Haftanstalt von Kardze gebracht. Aus ihren Flyern ging hervor, daß sie von sich aus handelten und das Kloster Drakar nichts damit zu tun hatte, sagten die Quellen.
Ein telefonisch kontaktierter Einwohner von Kardze meinte, daß jeder, der plane, die Gegend zu besuchen, damit lieber "bis nächstes Jahr warten solle… Denn Truppen sind überall“.
Einwohner von Lhasa und anderen tibetischen Gegenden berichten von extremen Sicherheitsvorkehrungen und einer bedrückenden Polizeipräsenz. Es sei vorgesehen, die Stadt im Mai wieder für Touristen zu öffnen, nur der Jokhang Tempel werde geschlossen bleiben, berichtete ein Touristenführer dem chinesischen Dienst von RFA. "Die anderen Klöster werden der Öffentlichkeit zugänglich sein. Wir erhalten wieder Touristengruppen."
"Es ist die Hölle. Wenn wir nur ausgehen, um Lebensmittel einzukaufen, müssen wir zwei Papiere bei uns tragen: unseren Personalausweis und den Einwohnermeldeschein", sagte ein Einwohner Lhasas. Es wurde uns befohlen, die Stadt bis Ende Mai nicht zu verlassen und auch nicht unnötig herumzulaufen. Wir werden gezwungen, den Dalai Lama zu diffamieren."
"Diejenigen von uns, die Geschäftsräume oder Wohnungen gemietet haben, wurden gewarnt, daß sie mit harten Strafen zu rechnen hätten, wenn sie Kontakte zu ‚Separatisten’ haben oder Demonstranten bei sich aufnehmen Es ist wirklich die Hölle in Tibet."
Die chinesischen Behörden haben zahllose Menschen verhaftet und als Reaktion auf die Proteste, die Mitte März in Lhasa begonnen und sich auch in andere Gebiete Tibets ausbreiteten, führen sie eine aggressive Kampagne zur "patriotischen Erziehung" durch.
Beijing berichtet von 19 Personen, die während der Unruhen umgekommen seien. Tibetische Quellen hingegen nennen zahllose Toten, sie sagen, daß unzählige Personen umgekommen sind, als chinesische paramilitärische Kräfte und die Polizei das Feuer auf die Demonstranten eröffneten.
Die chinesischen Behörden haben dem Dalai Lama vorgeworfen, die Proteste inszeniert und die tibetische Unabhängigkeitsbewegung aufgeheizt zu haben. Der Dalai Lama weist diese Anschuldigungen zurück und betont, er wolle lediglich Autonomie und Menschenrechte für sein Volk.
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