22. Dezember 2008
Radio Free Asia, www.rfa.org

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Weitere Gerichtsurteile gegen Tibeter wegen der Protestaktionen im Frühjahr und Sommer dieses Jahres

Kathmandu - Die Behörden in der südwestchinesischen Provinz Sichuan sprachen weitere Gefängnisurteile gegen Tibeter aus, die während der anti-chinesischen Protestaktionen früher in diesem Jahr festgenommen worden waren, verlautet aus Quellen in der Gegend.

Diese neuen Urteile folgen auf eine Welle von Verurteilungen letzten Monat, als ein Justizangestellter mitteilte, die zuvor festgenommenen tibetischen Demonstranten würden nun „einer um den anderen“ ins Gefängnis geworfen, wobei „noch viel mehr verurteilt würden“.

Viele der unlängst zu Gefängnisstrafen Verurteilten haben an dem Protest vom 18. März in der TAP Kardze (chin. Ganzi) teilgenommen, bei dem es sich einer Quelle zufolge um eine „größere“, jedoch „friedliche“ Demonstration handelte.

„Vor kurzen wurden zwei Mönche, Orgyen Tashi und Tenzin Ngodrub, von dem Mittleren Volksgericht von Kardze zu je drei Jahren Gefängnis verurteilt“, verlautet aus der Quelle. Das Schicksal eines dritten Mönches, Lobsang, der mit den beiden anderen festgenommen worden war, bleibt im Dunkeln. „Seine Angehörigen haben keine Information über seinen Gesundheitszustand noch den Ort seiner Inhaftierung und sind daher in großer Sorge um ihn“, fügte sie hinzu.

Vier weitere Tibeter wurden wegen der Demonstration vom 18. März zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, teilte eine andere Quelle mit: Pema Deshey, Tashi Palden, Goga und Sangpo seien in den drei Monaten, in denen sie in Kardze in Polizeihaft gehalten wurden, bestialisch geschlagen worden.

„Später wurden sie in das Bezirksgefängnis von Nyarong (chin. Xinlong) verbracht und waren dort etwas über sechs Monate inhaftiert. Selbst dort wurden sie der Folter und grausamen Schlägen unterzogen.“

Ihre Verwandten meinen, daß sie alle in eine Strafanstalt im Bezirk Dartsedo (chin. Kangding) in der Präfektur Kardze transferiert wurden. Allerdings könnten sie auch in ein größeres Gefängnis nach China verbracht worden sein, fügte die Quelle hinzu.

Weiter verlautet aus der Quelle, daß ein LKW voller tibetischer Gefangener unter schwerer Bewachung in Richtung China abgefahren sei. Zuvor wurden die persönlichen Gegenstände einiger der Häftlinge ihren Angehörigen zurückgegeben.

Einer anderen Quelle aus der Gegend zufolge wurden auf die Protestaktionen in Kardze früher in diesem Jahre hin über 200 Tibeter festgenommen: „Etwa 20 von sind inzwischen freigelassen worden, während der Rest noch in Haft ist. Etwa 70% von diesen wurden Verlautbarungen zufolge zu Gefängnisstrafen unterschiedlicher Länge verurteilt“.

„Unlängst verurteilte das Mittlere Volksgericht von Kardze einen Mönch des Klosters Khangmar namens Sherab hinter verschlossenen Türen zu drei Jahren Gefängnis“, heißt es aus wieder einer anderen Quelle.

„Tsering Phuntsog, ebenfalls ein Mönch des Klosters Khangmar, bekam 2 ½ Jahre Gefängnis und der 19jährige Jüngling Palden Wangyal drei Jahre“.

„All diese Verurteilungen erfolgten unter Ausschluß der Öffentlichkeit, um etwaigen Reaktionen der Tibeter vorzubeugen“, hieß es aus der Quelle.

Ein in Dartsedo kontaktierter Justizbeamte bestätigte die derzeit von statten gehenden Verurteilungen tibetischer Demonstranten und fügte hinzu, daß nur „schwerwiegende Fälle“ vor das Gericht von Dartsedo kämen, während „andere Fälle von den jeweiligen Bezirksgerichten der Präfektur Kardze verhandelt würden“.

In der TAP Kardze (chin. Ganzi) und anderen tibetischen Gegenden von Sichuan gingen die chinesischen Sicherheitskräfte äußerst scharf gegen die tibetische Bevölkerung vor, nachdem es am 14. März in Lhasa zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen war.

Der Tibetschen Exilregierung zufolge kamen bei der Niederschlagung dieser Proteste durch die chinesische bewaffnete Polizei und das Militär über 200 Tibeter ums Leben. China behauptet indessen, die Polizei habe nur einen „Aufständischen“ getötet, während die tibetischen „Randalierer“ für den Tod von 21 Personen verantwortlich seien.