Zusammenstoss zwischen Tibetern und chinesischen Milizen bei Gebetsfest in Amdo
Kathmandu - Wie von Quellen aus der Region Amdo in Osttibet verlautet, kam es anläßlich der Begehung des jährlichen Gebetsfestes zu einem größeren Zusammenstoß zwischen den chinesischen Behörden und den dort lebenden Tibetern. Dutzende von Mönchen sollen festgenommen worden sein.
Nachdem am 21. Februar ein Streit ausgebrochen war, befahlen die chinesischen Behörden im Bezirk Rebkong (chin. Tongren), Präfektur Malho, in der nordwestchinesischen Provinz Qinghai, das Gebetsfest sofort zu beenden und entsandten drei Militärlastwagen voller bewaffneter Volkspolizisten.
„Sie setzten Tränengas ein und nahmen etwa zweihundert Tibeter fest, von denen die meisten Mönche aus der Gegend waren“, erfuhr der tibetische Dienst von RFA aus einer Quelle. „Viele Mönche, die den traditionellen Maskentanz, der zum Monlam Chenmo Fest gehört, aufführen sollten, wurden festgenommen“.
Die örtliche Verwaltung veranstaltet seit einigen Jahren ein Feuerwerk anläßlich des Monlam Chenmo Festes, zu dem dieses Jahr einige Tausend Zuschauer gekommen waren. Bis zu 200 bewaffnete und unbewaffnete Sicherheitskräfte wurden unter die Menge verteilt, um antichinesischen Protesten vorzubeugen.
Als die Polizei einen Mann zur Rede stellte, wurde er sogleich von anderen Tibetern umringt, während eine andere Gruppe vor einem Restaurant Parolen rief und die Polizisten mit Stöcken und Steinen anzugreifen begann. Gleichzeitig brachen weitere Proteste aus, und die wütende Menge beschädigte sogar sieben Fahrzeuge von Regierungsleuten. Daraufhin stellten die Behörden noch weitere Polizeikräfte ab, die etwa 200 Personen, hauptsächlich Mönche, festnahmen. Die meisten von ihnen seien inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt worden, heißt es.
„Als es zu dem Zusammenstoß und den Protesten kam, begannen viele Tibeter Parolen für die Unabhängigkeit Tibets zu rufen und laut für ein langes Leben Seiner Heiligkeit des Dalai Lama zu beten. Die Tibeter konnten bis etwa 10 Uhr demonstrieren“, verlautete aus einer Quelle.
„Als die Polizei einige Mönche festnahm und sie abführte, protestierten die Leute noch heftiger. Unter dem Druck des massiven Aufbegehrens der Tibeter ließ die Lokalregierung alle jene, die sie am Vortag festgenommen hatte, wieder frei. Viele von ihnen waren schwer geschlagen und gefoltert worden. Zwei, die ernstliche Verletzungen davontrugen, mußten zur medizinischen Versorgung nach Xiling gebracht werden“, hieß es weiter aus der Quelle.
„Als sie hörten, daß die Festgenommenen gefoltert worden waren, erregten sich die tibetischen Demonstranten noch mehr und weigerten sich ihren Protest einzustellen. Erst als der Oberlama des Klosters Rebkong intervenierte, fand die Demonstration ein Ende. Am Ende konnte sogar der traditionelle Maskentanz aufgeführt werden.“
Die per Telefon kontaktierte Polizei von Rebkong verweigerte jegliche Auskunft über den Vorfall. Doch die örtliche Verwaltung ließ in der Stadt einen Anschlag anbringen, auf dem stand: „Hiesige tibetische Einwohner, die zum Monlam Fest zusammengekommen waren, protestierten, als die Polizei einem Tibeter Fragen stellte. Die protestierenden tibetischen Jugendlichen wurden vernommen und ein paar, die leichte Verletzungen davongetragen hatten, wurden ihren Eltern zur Führung und Leitung übergeben. In unserem Bezirk ist die Ruhe wieder hergestellt“.
Dieser Vorfall folgt auf Monate eskalierender Spannungen in den traditionell tibetischen Gebieten Westchinas, nachdem die Behörden eine härtere Linie gegen das, was sie als ethnisches „Spaltertum“ betrachten, eingeschlagen haben, d.h. den Widerstand gegen die chinesische Herrschaft in der Region….
Als der Dalai Lama vor zwei Jahren den Tibetern nahelegte, auf das Tragen von Pelzkleidung zu verzichten, um gefährdete Tierarten zu schützen, war die Begeisterung im Bezirk Rebkong besonders groß. Die Bewohner dort begannen, Tiger-, Leoparden- und Otterfelle öffentlich zu verbrennen, womit sie den Unmut der chinesischen Behörden auf sich zogen. Diese ordneten daraufhin an, daß tibetische Fernsehsprecher pelzbesetzte Kleidung zu tragen hätten.
In den letzten Jahren hat China ihre auf die Tibeter von Qinghai gerichtete Propaganda verstärkt, so wurde etwa ein neuer TV-Kanal eingerichtet, der täglich 17,5 Stunden im Amdo-Dialekt sendet, nämlich Nachrichten, synchronisierte Filme und Schauspiel-Serien. Über die Hälfte der fünf Millionen Tibeter in China sprechen den Amdo-Dialekt. Bis dahin hatte der Sender in dem für die dortige Bevölkerung schwer verständlichen Lhasa-Dialekt gesendet. Amdo sprechende Tibeter gibt es in den Provinzen Qinghai, Gansu und Sichuan.
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