Bewaffnete Polizei geht mit Tränengas gegen protestierende Mönche in Lhasa vor
Kathmandu Bewaffnete Polizei setzte am Dienstag Tränengas ein, um eine Menge von mehreren Hundert protestierender tibetisch-buddhistischer Mönche in der Nähe der tibetischen Hauptstadt Lhasa auseinanderzutreiben, berichtet Radio Free Asia (RFA).
Dies geschah am zweiten Tag eines Protestes von Mönchen im Zusammenhang mit einem wichtigen Jahrestag der Tibeter. Am 10. März hatte die Polizei eine der seltenen Demonstrationen von Hunderten von Mönchen aus einem bedeutenden Kloster gewaltsam aufgelöst.
„Es waren wohl einige tausend bewaffnete Polizisten und Sicherheitskräfte, die verschiedene Uniformen trugen. Die Polizei schoß mit Tränengas in die Menge“, berichtete ein Augenzeuge dem Tibetischen Dienst von RFA.
Die etwa 500 bis 600 Mönche waren am 11. März gegen 3 Uhr morgens vom Kloster Sera aufgebrochen, um die Freilassung ihrer am Vortag verhafteten Mitbrüder zu fordern. Unterwegs riefen sie laut Augenzeugen Parolen wie „Wir wollen Freiheit“, „Befreit uns Volk“ „Wir wollen ein unabhängiges Tibet“ und „Befreit unser Volk, sonst gehen wir nicht zurück!“
„Als sie bei der Polizeistation in der Nähe des Klosters ankamen, wurden sie von der bewaffneten Polizei gestoppt, die zur Überwachung des Areals abgestellt worden war. Vor halb zehn abends kehrten sie nicht ins Kloster zurück“, sagte ein Zeuge.
Zuverlässige Quellen aus der Gegend berichten auch von Schüssen, die nachts aus der Richtung des Klosters Drepung zu hören gewesen seien, außerdem seien alle Straßen zu dem Kloster von der Polizei abgeriegelt worden. 50-60 Mönche aus Drepung, das in der Nähe von Lhasa liegt, wurden am Montag festgenommen, als sie versuchten, zu Fuß zum etwa 10 km entfernten Stadtzentrum von Lhasa zu gelangen.
Es war eine Gruppe von etwa 300 Drepung-Mönchen, die sich am 49. Jahrestag des Volkesaufstandes, der 1959 von der chinesischen Volksbefreiungsarmee blutig niedergeschlagen wurde, auf den Weg nach Lhasa gemacht hatten. Quellen zufolge wollten sie am Potala im Herzen Lhasas demonstrieren, um die Freilassung jener Mönche zu fordern, die im vergangenen Oktober festgenommen worden waren, kurz nachdem der Dalai Lama mit der Goldmedaille des US-Kongresses in Washington ausgezeichnet worden war.
Augenzeugen berichteten inzwischen, elf der Protestierenden, darunter die neun Mönche aus dem Kloster Sera, deren Festnahme den Protest am Dienstag ausgelöst hatte, seien von den bewaffneten Polizeikräften schwer geschlagen worden, als diese durch die Menge preschte, um sie außerhalb des Tsuklakhang Tempels im Zentrum von Lhasa festzunehmen. Wohin sie gebracht wurden und ob sie weiterhin festgehalten werden, war am Dienstag noch unbekannt.
Bei den elf Festgenommenen handelt es sich um: Lobsang Ngodrub, Lobsang Sherab, Lodroe, Sonam Lodroe, Lobsang, Tsultrim Palden, Geleg, Pema Karwang, Zoepa, Thubdron und Phurdan. Weitere Details sind zur Zeit nicht bekannt.
Die Nachbarschaftskomitees in Lhasa inspizieren nun jeden Haushalt in dem hauptsächlich von Tibetern bewohnten Teil der Stadt, um nach nichtregistrierten Mönchen und Nonnen zu suchen, die in Privathäusern illegalen Unterschlupf fanden, erfuhr RFA.
In zwei weiteren Klöstern, und zwar in der Provinz Qinghai im Kloster Lutsang im Bezirk Mangra (chin. Guinan) und im Kloster Ditsa in Bayan (chin. Hualong) protestierten Quellen zufolge am Montag ebenfalls die Mönche. Kräfte der bewaffneten Polizei hätten das Kloster Ditsa umstellt, jedoch sei niemand festgenommen worden.
Der 10. März 2008 ist der 49. Jahrestag des tibetischen Volksaufstandes von 1959, der von der chinesischen Volksbefreiungsarmee niedergeschlagen wurde. Infolge des Aufstands floh der Dalai Lama, 72, ins Exil nach Nordindien. Das im 15. Jahrhundert gegründete Kloster Drepung ist eines der größten Klöster in Tibet und gilt als eines der bedeutendsten der Gelugpa Schule des tibetischen Buddhismus.
In den letzten Jahren eskalierten Spannungen in den traditionell tibetischen Gebieten, heute Westchina, wobei die chinesischen Behörden immer härter gegen das vorgehen, was sie als „ethnischen Separatismus“ oder Widerstand gegen ihre Herrschaft betrachten. China sieht den Dalai Lama als gefährliche Person an, die nach Unabhängigkeit für sein Heimatland strebt, obwohl er behauptet, nur Autonomie zu wollen und ein Ende der chinesischen Unterdrückung der Tibeter.
Chinas offizielle Nachrichtenagentur Xinhua zitierte am Dienstag einen hohen Funktionär aus der Autonomen Region Tibet (TAR), dem zufolge die Regionalregierung korrekt mit den Mönchen umgegangen sei und alle aufgefordert habe „friedlich zu bleiben und ruhig nach Hause zu gehen.“
„Über 300 Lamas sind am 10. März in mehreren Gruppen ins Zentrum von Lhasa gezogen, aber dann haben wir sie überredet, in Ruhe wieder zu gehen. Die soziale Stabilität wurde nicht beeinträchtigt“, wird Jampa Puntsog, der Vorsitzende der Regionalregierung der TAR zitiert. Die Lamas seien, „angestachelt von gewissen Individuen“, nach Lhasa gezogen. „Um unnötige Unruhen zu vermeiden, redeten wir ihnen gut zu, worauf sie alle wieder friedlich abzogen“, fügte er hinzu.
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