Tibetische Mönche immer noch in Qinghai inhaftiert
Selbst Monate nach den weitverbreiteten Protesten gegen die chinesische Herrschaft in Tibet werden noch Hunderte von Mönchen in der Provinz Qinghai festgehalten.
Kathmandu Wie aus tibetischen Quellen verlautet, wurden Hunderte von tibetischen Mönchen nach ihrer Verhaftung infolge der Protestaktionen im Frühjahr in die von Lhasa weit entfernte Provinz Qinghai verlegt, wo sie sich immer noch in Gewahrsam befinden, verlautet aus tibetischen Quellen.
Die Mönche der zwei großen tibetisch-buddhistischen Klöster Sera und Drepung in Lhasa waren ganz besonders die Zielscheibe der Behörden, weil sie nach deren Ansicht eine führende Rolle bei den Demonstrationen gespielt haben. Viele von ihnen waren von weither aus Gegenden in Osttibet, wo der Kham und Amdo Dialekt gesprochen werden, zum Studium des Buddhismus in die zwei großen Klöster gekommen.
Die Quelle, die anonym bleiben möchte, fügte hinzu, eine kleinere Gruppe von Mönchen aus dem Kloster Ganden sei zusammen mit den anderen in Haft genommen worden.
Nach vier Tagen friedlicher Proteste war es am 14. März in Lhasa zu Ausschreitungen gekommen. China entsandte daraufhin ein großes Aufgebot von paramilitärischen Truppen (Bewaffnete Volkspolizei), um die Unruhen niederzuschlagen. Die TAR und die von Tibetern bewohnen Regionen Chinas wurden von der Außenwelt komplett abgeriegelt. Angaben von Exiltibetern zufolge kamen bei der darauffolgenden Gewaltanwendung 203 Menschen um, während Peking von 22 Toten redet, darunter nur ein Tibeter.
Einer zuverlässigen Quelle zufolge, die unter der Bedingung, anonym zu bleiben, sprach, seien am 25. April 675 Mönche der drei genannten Klöstern von Lhasa aus mit dem Zug verfrachtet worden. „Von diesen 675 Mönchen waren 405 aus Drepung, 205 aus Sera und acht aus dem Kloster Ganden“, fügte die Quelle hinzu. Die restlichen 57 Mönche gehören kleineren Klöstern aus den Randbezirken Lhasas an. „Sie wurden in eine Militärhaftanstalt in Golmud transportiert“ in der TAP Tsonub (Mongolische und Tibetische Autonome Präfektur Haixi) in Qinghai“.
„Alle Mönche, die ursprünglich aus der Gegend von Qinghai stammten, wurden dann an ihre jeweiligen Herkunftsorte verbracht. Sie befinden sich immer noch in den dortigen Gefängnissen oder Haftanstalten.“ Beamte der Einheitsfront und des Amtes für Religiöse Angelegenheiten hätten sie an ihre Heimatorte zurückgebracht.
Mönche, die ursprünglich aus Klöstern in der immer noch nicht zur Ruhe gekommenen Region Kham (Provinz Sichuan) stammen, werden hingegen weiterhin in Qinghai festgehalten. Die Zahl der noch in Haft Befindlichen ist unbekannt.
Der Quelle zufolge seien die Mönche in drei Etappen verhaftet worden. „Am Nachmittag des 10. Aprils nahmen die Sicherheitskräfte 550 Mönche des Klosters Drepung fest, brachten sie in die Militärschule Nyethang und schlossen sie auf dem Gelände der Schule ein“.
„Dann kam am Spätabend 14. April ein großes Kontingent von chinesischen Sicherheitskräften ins Kloster Sera und nahm etwa 400 Mönche fest, die in ein Militärgefängnis in Tsal Gungthang (etwa 20 km östlich von Lhasa) gesperrt wurden“, fügte die Quelle hinzu.
„Am 17. April wurde auch eine Gruppe von Mönchen des Klosters Ganden verhaftet und irgendwo in Lhasa festgesetzt“, hieß es weiter. All die Festgenommen wurden in der Haft geschlagen und mißhandelt.
„24 Mönche der Klöster Drepung und Sera sind in der Minoritäten-Mittelschule in dem Unterkreis Marpa des Bezirks Rebkong in Qinghai inhaftiert, wo sie seit dem 25. Juli festgehalten werden“, nachdem sie im April von Lhasa dorthin verlegt worden waren.
Einer anderen Quelle mit Kontakten in der Region zufolge studierten einige Mönche aus Klöstern im Kreis Sogpo in der TAP Malho (chin. Huangnan) zur Zeit der Unruhen in den Klöstern von Lhasa.
„Kürzlich stellte sich heraus, daß sie in einem Haus in der Nähe des Kreiszentrums von Sogpo festgehalten werden“, verlautet aus der Quelle. „Man hat sie nicht ins Gefängnis geworfen, sondern unter eine Art von Hausarrest gestellt. Wir erfuhren später, daß sie im April in Golmud festgenommen worden waren“. „Sie dürfen nicht gehen, aber ihre Angehörigen können sie in dem Haus, in dem sie eingeschlossen sind, besuchen“.
„Etwa 30 bis 40 Mönche aus diversen Klöstern im Bezirk Gepasumdo (chin. Tongde) in der TAP Tsolho (chin. Hainan), Präfektur Qinghai, studierten in Lhasa. Alleine vom Kloster Tsang lebten 20 Mönche in Lhasa. Wir hörten, daß sie alle festgenommen wurden“.
Eine Tibeterin in Rebkong (chin. Tongren) in der Präfektur Malho sagte, sie hätte gehört, daß ihr Bruder, ein Mönch, der in Lhasa studierte, in das Haftzentrum der Stadt Golmud gebracht worden sei. „Wie Sie wissen, war er vom Kloster Kirti in Ngaba (chin. Aba) in Sichuan, aber zur Zeit der März-Proteste lebte er im Kloster Sera“, sagte sie. „Es dauerte lange, bis wir eine Spur von ihm fanden“.
Die Klöster in Lhasa nehmen gewöhnlich viele Mönche aus anderen Gegenden, auch aus der Provinz Qinghai auf. „Das war schon immer so, es ist Tradition“, erläuterte der Tibet-Experte Robbie Barnett von der Columbia University in New York.
Diese Klöster „haben sogenannte Colleges, die speziell dafür eingerichtet sind - und das waren sie seit Jahrhunderten -, um Leute aus jenen Gegenden aufzunehmen“, fügte er hinzu. Die seit 1994 unternommenen Bemühungen, dieser Praxis ein Ende zu setzen, erwiesen sich als erfolglos.
Barnett zitierte andere Berichte, denen zufolge an den Protesten, die am 10. März in Lhasa begannen, Mönche aus der tibetischen Region Amdo in der Provinz Qinghai beteiligt waren. „Einige sagten, daß dies definitiv der Fall war. Und einige meinten, das träfe auch auf die Demonstrationen von Sera und Drepung an den anderen zwei Tagen zu“. „Ich kann jedoch nicht sagen, ob das wirklich so war“.
RFA versuchte, Angehörige der Klosterverwaltung von Sera per Telefon zu kontaktieren, doch diese legten den Hörer auf, während die Beamten des Verwaltungsrates von Drepung sich weigerten, mit den Reportern von RFA zu sprechen. Beamte im PSB der Präfektur Huangnan sagten, sie wüßten nichts davon, daß irgendwelche Mönche in der Minoritäten-Mittelschule von Rebkong festgehalten würden.
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