28. Juni 2008
Radio Free Asia (RFA), http://www.rfa.org

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Tibetischer Mönch fordert Untersuchung seines Falles

Mutiger Antrag eines tibetischen Mönches auf Untersuchung eines Falles von polizeilichem Amtsmißbrauch, nachdem in einem in der Provinz Qinghai gelegenen Kloster nach seiner Durchsuchung eine beträchtliche Summe Bargeld fehlte.

Hong Kong – Ein tibetischer Mönch aus einem Kloster in der entlegenen Provinz Qinghai hat die Behörden ersucht, das Verschwinden einer beträchtlichen Summe Bargelds aus seiner Unterkunft zu untersuchen, wofür er die Polizeibeamten für verantwortlich hält, die seine Räume durchsuchten.

In einem durchaus unüblichen Antrag auf Vorermittlungen an die Bezirksstaatanwaltschaft schrieb Choyang Gyatso, daß aus seiner Unterkunft im Kloster Rongwo zwischen dem 17. und 19. April 23.000 Yuan verschwunden seien, wofür er 20 Polizeibeamte verantwortlich macht, die seine Räumlichkeiten durchsuchten, nachdem sie ihn festgenommen hatten.

Er drohte ebenfalls, Klage gegen die Behörden einzureichen, wenn keine Ermittlungen eingeleitet würden.

In einem Brief mit dem Datum vom 13. Mai setzt Choyang Gyatso den „Volksprokurator“ (Staatsanwalt) von Rebgong (chin. Tongren) davon in Kenntnis, daß am Nachmittag nach seiner Verhaftung die Polizei „seinen Wohnraum im Kloster durchsuchte und 23.000 Yuan mitnahm.“

„Das Geld setzte sich aus Schenkungen von Gläubigen und den Familien meiner Mitmönche, darunter auch Tenzin Lekshek, Yonten Yarphel und Lodro Tenpa vom Kloster Gendun Tengyal zusammen. Yeshe von Jiantsa und Khedrup von Dro Rongwo können bezeugen, dass das Geld in meinem Raum war“, erklärte er.

Antrag auf Vorermittlung

„Es waren fünfzehn Mitglieder von Spezialeinheiten der Polizei und fünf bewaffnete Polizisten, die meinen Raum durchsuchten … Das Geld war in einen gelben Zeremonienschal eingewickelt und in einer roten Stofftasche untergebracht“, schrieb Choyang Gyatso.

„Nachdem ich am Morgen des 19. April wieder freigelassen worden war, fand ich zwar die Stofftasche in meinem Zimmer auf meinem Bett, aber der Zeremonienschal und das Geld waren verschwunden“, so schrieb er.

Ich bin der Auffassung, daß dies unmittelbar mit den Leuten zu tun hat, die mein Zimmer durchsuchten und sie sollten deshalb auch als die direkt für dieses Vorkommnis Verantwortlichen betrachtet werden.“

„Daher möchte ich hiermit den Volksprokurator ersuchen, diesen Vorfall schnellstens aufzuklären und diejenigen, die das Geld aus meinem Zimmer entwendet haben, es sofort zurückzugeben. Wenn Ihre hochgeschätzte Arbeitseinheit diesen Vorfall nicht untersuchen sollte, werde ich eine Klage einreichen und alle illegalen Handlungen der daran Beteiligten herausfinden, koste es, was es wolle.“

Kein Kommentar dazu erhältlich

Mehrere Anrufe während der Arbeitszeit blieben sowohl im Kloster Rongwo als auch im Büro für Öffentliche Sicherheit des Bezirks Tongren unbeantwortet.

Die in Peking lebende tibetische Schriftstellerin Woeser sagte, sie habe eine Kopie des Schreibens erhalten, worauf die Fingerabdrücke von Choyang Gyatso und mehrerer Zeugen zu sehen seien.

„Am 17. April wurden viele Mönche aus dem Kloster Rongwo zusammen mit vielen Laien festgenommen, darunter auch Choyang Gyatso“, erklärte Woeser.

„Ein Teil der in Frage stehenden 23.000 Yuan war ihm von seiner Familie gegeben worden, einiges waren Schenkungen und Einnahmen für Gebetszeremonien, die mit Privatpersonen abgehalten worden waren. Er hatte das Geld aufbewahrt, damit es für das Kloster genutzt werden konnte.“

Das war kurze Zeit später, nachdem die heftigsten Protestaktionen in den letzen 50 Jahren gegen die chinesische Herrschaft in der Autonomen Region Tibet (TAR) und den Nachbarprovinzen Sichuan und Qinghai ausgebrochen waren.

Ähnliche Behauptungen

Am 18. April tauchten 23 Armeelastwagen mit 30 – 50 Schwadronen vom Militärkommando Nordwest in Lanzhou in dem Kloster Tsendrok im Bezirk Amdo Maima (chin. Maqu) in der Provinz Gansu auf und sagten, sie hätten das Kloster auf Waffen zu durchsuchen.

Sie fanden einige Gewehre, die Nomaden in dem Kloster eingelagert hatten und sie nahmen eine große goldene Buddhastatue zusammen mit einer ganzen Anzahl von Reliquien mit, wie tibetische Zeugen mitteilten.

Nach den Aussagen einer tibetischen Quelle beträgt der Wert der aus den Klöstern mitgenommen Wertgegenstände insgesamt mehr als 105 Millionen Yuan. Sie erklärte, die Mönche beschwerten sich und die Behörden sagten sie würden ermitteln.