31. Juli 2007
Radio Free Asia, www.rfa.org

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Demonstrationen für die Freilassung Tenzin Delek Rinpoches

Wie aus Kham, das heute zur Provinz Sichuan gehört, berichtet wird, gingen mehrere hundert Tibeter auf die Straße, um gegen die ihrer Überzeugung nach ungerechtfertigte andauernde Inhaftierung des Mönchs Tenzin Delek Rinpoche zu protestieren.

"Hunderte tibetischer Frauen und Jugendlicher aus den Nomadengemeinden des Bezirks Nyachuka, Präfektur Karze (chin. Ganzi), bildeten auf allen großen Straßen der Gegend menschliche Straßensperren und forderten die Freilassung von Tenzin Delek, der unschuldig im Gefängnis sitze. Kontaktpersonen aus der Region zufolge wurden die Blockaden inzwischen aufgelöst.

Wie ein Anrufer berichtete, kam es zu den Protesten, als chinesische Polizisten bei der Einweihungszeremonie für ein neues Klostergebäude einschritten und die Aufstellung eines Portraits von Tenzin Delek untersagten, der das Kloster gegründet hatte.

Der Anrufer sagte: "Obwohl die anwesenden tibetischen Nomaden deutlich ihr Mißfallen zeigten, verboten die Chinesen, das Portrait auf einem Thron aufzustellen."

Bereits am 18. Juli waren im Bezirk Nyachuka (chin. Yajing) zahlreiche Nomaden zusammengekommen, um das jährliche Pferderennen zu besuchen.

Am Tag nach der Zeremonie drohten chinesische Sicherheitskräfte zwei Tibeterinnen, die sich für Tenzin Delek einsetzten, mit Verhaftung und sogar mit dem Tod, falls sie ihren Protest nicht einstellen würden.

"Die beiden Frauen ignorierten die Drohungen der Chinesen und brachten eine riesige Menge Menschen zusammen. Sie fragten sie, ob sie Tenzin Delek Rinpoche unterstützten und achteten. Alle bejahten diese Frage laut und deutlich und erhoben als Zeichen der Unterstützung für Tenzin Delek ihre Hände.

Sie riefen unisono, der Rinpoche sei zu Unrecht verurteilt worden und unschuldig. Die beiden Frauen stellten den Leuten auch die Frage, ob sie den Behauptungen der chinesischen Behörden Glauben schenkten, Tenzin Delek hätte auf dem Gelände seines Klosters Nalanda Sprengstoff vergraben. Alle verneinten laut."

Der Offizier vom Dienst in der Polizeistation Nyachuka bestätigte, daß Proteste stattgefunden hatten und meinte lapidar: "Die Demonstrationen der Einheimischen sind inzwischen beendet". Mehr wollte er nicht sagen und riet, am folgenden Tage nochmals anzurufen, wenn man mehr wissen wolle.

Wütende Nomaden

Die Polizisten beschuldigten die Demonstranten, sie hätten "ganz andere Motive", wären, was Tenzin Delek anginge, unaufrichtig, und nur darauf aus, Unruhe zu stiften.

Sie verhafteten 10 Tibeter, ließen jedoch 8 von ihnen am 23. Juli wieder frei. Die beiden Frauen, die die Proteste veranlaßt hatten, Abai Nomo und Wudo (nur 1 Name), beide Mitte 50, befinden sich weiterhin in Haft.

Tibeter aus der Gegend, die sich dem Protest für die Freilassung Tenzin Deleks anschließen wollten, wurden am Verlassen des Areals gehindert. "Am 23. Juli wollten 20 Tibeter nach Dartsedo (chin. Kanding) aufbrechen, um dort die Freilassung von Tenzin Delek Rinpoche zu fordern, sie wurden jedoch unterwegs aufgehalten", sagte der Anrufer aus Kham.

Nach der Verhaftung von Tenzin Delek wurden viele andere Tibeter in Haft genommen. Die Nachricht über seinen Prozeß erreichte die Medien erst Ende 2002/Anfang 2003. 

In erster Instanz wurde der Rinpoche wegen Verschwörung zu Sprengstoffanschlägen in der südwestchinesischen Stadt Chengdu zum Tode verurteilt. Nach einer breiten internationalen Kampagne gegen die Vollstreckung des Todesurteils wandelte der Oberste Gerichtshof der Provinz Sichuan die Strafe in lebenslänglich um.

Im Januar 2003 gelang es, eine von Tenzin Delek besprochene Tonbandkassette aus dem Gefängnis zu schmuggeln, die schließlich bei RFA landete und in der er erneut seine Unschuld beteuerte. Der zusammen mit ihm in dieser Sache angeklagte Lobsang Dhondup war ebenfalls zum Tode verurteilt worden. Er wurde am 26. Januar 2003 hingerichtet.