Scharmützel tibetischer Nomaden mit der Polizei in Nagchu
Wie von Quellen aus der Gegend verlautet, sind Hunderte tibetischer Nomaden in der Autonomen Region Tibet (TAR) nach einem Wortgefecht zwischen drei minderjährigen Mönchen und chinesischen Ladenbesitzern mit der Polizei zusammengestoßen.
Drei Mönche aus dem Kloster Jesho in Baikar (auch: Palgon oder Baingoin) fuhren am 20. November zum Einkaufen nach Baikar (chin. Baiga Shang), Präfektur Nagchu (chin. Naqu). Sie legten sich mit den Ladenbesitzern an, und einer von ihnen rief die Polizei.
„Als die Polizisten kamen, gaben sie acht Runden Warnschüsse ab. Es wurde zwar niemand verletzt, aber zwei junge Mönche wurden festgenommen und einer an Ort und Stelle verdroschen“, verlautet aus der Quelle. Bei den Festgenommenen handelt es sich um Yeshi Thokme, 15, und Dhondup Dorjee, 16. Tsering Gyaltsen, 14, wurde verletzt zurückgelassen.
„Den drei Novizen namens Sonam Thondup, Tashi Topgyal und Tenpa Norbu erging es am schlimmsten. Die Polizei verdächtigte sie, den Protest vom Zaum gebrochen zu haben und schlug alle drei brutal zusammen, so daß sie Verletzungen davontrugen“.
Die Konfrontation in der Stadt Baikar im Distrikt Driru (chin. Biru) hält noch an. Tibetischen Quellen zufolge trug Tsering Gyaltsen einen Anhänger mit einem Bild des Dalai Lama um den Hals. Als er sich weigerte, sein spirituelles Oberhaupt zu denunzieren, droschen di Polizisten erbost auf ihn ein.
Sie ließen den 14Jährige ohne medizinische Betreuung einfach im Hof eines Regierungsgebäudes in der Stadt Baikar liegen. Etwa 50 tibetische Nomaden, die sich dort versammelt hatten, forderten die Freilassung der Mönche.
„Man gab ihnen nicht einmal Bettzeug geschweige denn ärztliche Versorgung, und die ganze vergangene Woche über bekamen sie nur einmal am Tag etwas zu essen. Unter den vorübergehend Festgehaltenen befanden sich auch einige Frauen, die vor wenigen Tagen niedergekommen waren. Man ließ sie nicht nach Hause gehen, um ihre Babys zu stillen. Sogar eine 70jährige alte Frau wurde festgehalten, aber später wieder freigelassen“, fügte die Quelle hinzu.
Mehrere Hundert tibetische Nomaden strömten am 20. November in Baikar zusammen, um die Freilassung der Mönche zu fordern, doch die Polizei ließ diese nicht frei. Die Menge geriet daraufhin in Rage, sie beschädigte öffentliche Gebäude und Fahrzeuge, woraufhin Hunderte bewaffneter Polizisten in die Gegend entsandt wurden.
Es kam zu Zusammenstößen zwischen den Nomaden und den Milizen, wobei eine nicht bekannte Zahl von Menschen verletzt wurde. Sechs Tibeter wurden festgenommen, aber nur von fünf von ihnen weiß man die Vornamen: Keyu, Damdu, Dorjee, Dakpa und Tashi.
Am nächsten Morgen, dem 21. November, war Zeugen zufolge die Menge der protestierenden Tibeter auf fast eintausend angeschwollen. „Diese Konfrontation in der Stadt Baiga, Distrikt Driru (chin. Biru) hält noch an“, verlautet aus unserer Quelle.
Ein per Telefon kontaktierter Beamter der Kreisverwaltung bestätigte, daß die Nomaden und die Polizei aneinander geraten waren und fügte hinzu, „Kreisbeamte seien auf ihrem Weg in die Gegend“. Details wollte er jedoch nicht bestätigen.
Der Vorfall fügt sich in das Bild der seit Monaten eskalierenden Spannungen in den traditionell tibetischen Gegenden des heutigen Westchinas und des härteren Vorgehens der chinesischen Behörden gegen das, was diese als „ethnisches Spaltertum“ bezeichnen, d.h. den Widerstand gegen die chinesische Herrschaft in Tibet.
Friends of Tibet, Indien, sagte, die Chinesen hätten als Reaktion auf diese Proteste die Bewegungsfreiheit der Tibeter eingeschränkt: „Die chinesische Regierung läßt die Tibeter nicht mehr umherreisen wie sie wollen, weil sie fürchtet, die Nachricht von den Protesten könnte sich so verbreiten“, sagte Tenzin Tsundue von Friends of Tibet.
Ein Exiltibeter in Indien, der aus einem entlegenen Dorf bei Baikar (ausgesprochen: Palkar) stammt, sagte die zwei Mönche hätten mit dem chinesischen Ladenbesitzer gestritten, worauf dieser sie geschlagen hätte. Beide seien daraufhin festgenommen worden. Am folgenden Tag seien bis zu 1.000 Tibeter vor der Polizeistation zusammengekommen, um ihre Freilassung zu fordern. Daraufhin hätte die Regierung aus dem 190 Meilen entfernten Lhasa Soldaten paramilitärische Kräfte entsandt, um die protestierende Menge zu zerstreuen.
Die offizielle China News Agency berichtete kurz über die Unruhen und konstatierte: „Die soziale Ordnung ist wieder hergestellt“.
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