10. März 2007
Radio Free Asia, www.rfa.org

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Vermehrte Restriktionen machen traditionsreichem tibetischen Kloster schwer zu schaffen

Labrang, ein großes und historisch bedeutendes tibetisch-buddhistisches Kloster in der Provinz Gansu, hat zunehmend unter den Einschränkungen seiner Aktivitäten und der Einmischung des Staates bei der Aufnahme neuer Mönche zu leiden.

"Von Jahr zu Jahr verschlechtert sich die Qualität der Lehre und des Dharmastudiums [der buddhistischen Religion]. Es wird überhaupt nicht besser", äußerte der in Labrang lebende Mönch Jigme Gyatso dem tibetischen Dienst von RFA gegenüber.

Obwohl das chinesische Recht die Freiheit des religiösen Glaubens und seiner Ausübung garantiere, so fuhr Gyatso fort, würden die Mönche in Labrang von den chinesischen Behörden dazu gezwungen, ihr im Exil lebendes spirituelles Oberhaupt, den Dalai Lama, zu schmähen. "Damit wird ein grundlegender Aspekt unserer Wesensart verletzt, nämlich die Verbindung zu unserem Lama oder religiösen Lehrer".

"Sie zwingen Mönche und Lamas, Seine Heiligkeit zu verunglimpfen und zu kritisieren und verlangen von ihnen, daß sie an politischen Schulungen teilnehmen. Nicht nur das, sie kommen obendrein noch ins Kloster, durchsuchen die Quartiere der Mönche und nehmen uns alle Fotos Seiner Heiligkeit weg, deren sie habhaft werden. Auf diese Weise schränken sie unsere Glaubensfreiheit und unsere Religionsausübung stark ein."

Gyatsos Angaben zufolge bezog Labrang, das eine offizielle Belegschaft von 1.300 Mönchen hatte, früher seinen Unterhalt aus seinen Rinder- und Schafherden, dem Weideland und den Waldgebieten. All dies wurde „konfisziert und ging verloren“; heute wird das Kloster hauptsächlich aus dem Spendenaufkommen der Touristen und Pilger unterhalten.

Registrierung notwendig

Wie Gyatso sagte, bekommen nur offiziell registrierte Mönche die Mittel zu ihrem Lebensunterhalt und dürfen an religiösen Versammlungen und Gebeten teilnehmen. Anderen ist die Teilnahme daran verboten und sie erhalten deshalb auch keine Unterstützung.

"Diese Leute haben es sehr schwer, sich über Wasser zu halten. Das liegt daran, daß ihnen entweder die offizielle Registrierung für das Kloster versagt wurde oder sie sich einige Jahre hier aufhalten, um die Schriften selbständig zu studieren, und ihre Eltern und sonstigen Angehörigen weit weg leben.

Da sie kaum über Mittel zu ihrem Lebensunterhalt verfügen, müssen sie ungeheure Entbehrungen auf sich nehmen, sowohl was ihre Kleidung als auch Ernährung angeht. Es gibt viele solcher Fälle, und auch viele, die sich gezwungen sahen, nach Hause zurückzukehren."

Gyatso fügte hinzu, auf Grund der Zulassungsbeschränkungen für Mönche leide die Kontinuität der klösterlichen Ausbildung ungeheuer: "Während die registrierten Mönche Jahr für Jahr in höhere Klassen aufrücken, fehlt es in den unteren Klassen an neuen Mönchen, um den Standard des Studiums und der Ausbildung aufrecht zu erhalten, und das ist von großem Übel."

Vom Büro für religiöse Angelegenheiten der Provinz war kein Kommentar zu erhalten.

Paul Nietupski, ein Fachmann für asiatische Religionen und Kulturen an der John Carroll Universität in Cleveland, Ohio, sagte, das 1709 gegründete Labrang sei schnell zu einem der „größten Klöster im ganzen tibetischen Kulturkreis herangewachsen und habe je nach Jahreszeit und der Art der gerade abgehaltenen Belehrungen zwischen vier- und fünftausend Mönchen beherbergt“.

„Einige der größten tibetischen Schriftsteller und Gelehrten studierten, wirkten und lebten in Labrang“, erklärte Nietupski RFA in einem Interview.

Vermeintlicher Nationalismus

Obwohl sich Labrang in der Provinz Gansu befindet, „liegt es in einem Stammland der Tibeter“, fuhr Nietupski fort, der mehrere Male die Region bereist hatte. „Es war schon immer tibetisches Siedlungsgebiet. Es ist Hochland, in erster Linie eine Gegend, in der Nomaden leben“.

„Das Problem bei dem tibetischen Buddhismus in allen Teilen Chinas und auch in Labrang ist, daß die Bewohner den tibetischen Nationalismus nicht ablehnen, was von der Zentralregierung als eine Bedrohung empfunden wird“, meinte Nietupski ferner. „Die chinesischen Behörden sind in diesem Punkt sehr empfindlich“.

Das US State Department konstatierte in seinem vor kurzen herausgegebenen Bericht über die Menschenrechtslage weltweit, daß die chinesischen Regierungsbeamten „die buddhistischen Klöster häufig mit Unabhängigkeits-Aktivitäten in den tibetischen Gebieten Chinas in Zusammenhang zu bringen pflegen“.

„Der Grad der Repression in den tibetischen Gebieten war [während es ganzen Jahres] hoch“, hieß es außerdem in dem Bericht und „die Achtung der Regierung vor der Religionsfreiheit sehr gering“.