Chinesische Behörden nehmen Mönche und Laien nach Zusammenstössen mit Muslimen fest
Kathmandu Die Behörden der nordwestchinesischen Provinz Qinghai haben circa 20 Personen, darunter zwei ranghöhere Mönche, festgenommen, nachdem es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Tibetern und Hui-Muslimen gekommen war, die in der Belagerung einer Moschee kulminierten.
Wie ein Augenzeuge berichtet, der ungenannt bleiben möchte, wurde der Mönch Nyi O, der Zuchtmeister des Klosters Tongkyab in Gade (chin. Gande), von zwei tibetischen Polizisten des Public Security Bureau (PSB) in Gewahrsam genommen.
Ein weiterer Mönch, dessen Name Taklo sein soll, wurde zusammen mit ihm festgenommen, nach dem Verhör aber wieder freigelassen. Andere Kontaktpersonen berichteten, PSB-Polizisten der Provinz und der Präfektur hätten im Rahmen einer gemeinsamen Operation innerhalb der letzten Tage über 20 Tibeter festgenommen.
RFAs Quellen zufolge hat die Polizei Nyi Os Verhaftung bestätigt, jedoch keine weiteren Informationen herausgegeben.
Wie es heißt, soll das Kloster Tongkyab gegen das, was die chinesischen Kader als „patriotische Umerziehung“ bezeichnen und bei dem Mönche und Nonnen gezwungen werden, den Dalai Lama zu diffamieren, Widerstand geleistet haben. Die chinesischen Behörden betrachten das im Exil lebende Oberhaupt der Tibeter als Bedrohung, da sein unausgesprochenes Ziel ihrer Meinung nach die Unabhängigkeit Tibets sei.
Von anderen Quellen war zu erfahren, daß auch der Abt des Klosters Pema Tumpo namens Khenpo O Bar festgenommen wurde. Zusammen mit ihm sollen außerdem der Mönch Thub O und die drei Laien, Rinphel aus der Gemeinde Goma, Kundor und Rigkyab aus der Stadt Tongkyab, in Haft genommen worden sein. Ihr derzeitiger Aufenthaltsort ist nicht bekannt.
Mehrere Quellen berichten von der Festnahme von circa 20 Einwohnern von Gade am 22. August. Wieder anderen zufolge sollen Regierungsbeamte in Gade Zelte aufgeschlagen und Tibeter periodisch zu Verhören einbestellt haben. Ein Mitarbeiter der Kreisverwaltung von Gade teilte indessen mit, daß keiner dieser 20 offiziell verhaftet worden sei.
„Sie wurden nicht verhaftet. Wir stellen ihnen nur Fragen. Wir halten sie vorübergehend zu Ermittlungszwecken fest. Ich weiß nicht, wo sie sich befinden, denn die Beamten der Präfektur Golog und der Provinz Qinghai befassen sich nun mit ihnen", sagte er.
Ein Mitarbeiter des PSB von Gade, der seinen Namen nicht nennen wollte, erklärte lediglich, die Vorfälle vom Anfang des Monats würden noch untersucht. „Es gab Zwischenfälle, aber die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Wir mischen uns in diese Angelegenheit nicht ein, denn sie ist vertraulich. PSB-Beamte auf Provinzebene untersuchen sie“, meinte er.
„Wegen eines Zusammenstoßes zwischen Tibetern und Muslimen in Gade wurde ein großes Kontingent der Bewaffneten Volkspolizei aus Lhanzou dorthin geschickt“, sagte eine weitere Person. Wiederum andere berichteten, die Beamten hätten ganztägige Meetings im Kloster Tongkyab und mit den Dorfvorstehern einberufen und dabei gefordert, daß diese die Leute identifizierten, die für die Zerstörung der lokalen Moschee verantwortlich seien, andernfalls würden sie selbst verhaftet.
Moschee zerstörtt
Ein Kontaktmann sagte: "Die Kader drohten damit, man werde jeden verhaften, der nicht kooperiere und sage, was er weiß. Jeder, der sich bei diesen Meetings verspätet, wird mit 500 Yuan Geldstrafe belegt".
Nach der Festnahme von Nyi O berichtete ein anderer Tibeter: „Alle Mönche befanden sich in der Sommerklausur. Unter Mißachtung der Klausur ordneten die Kader an, daß der Klostervorsteher unverzüglich im PSB-Büro von Gade erscheinen müsse. Nyi O, der Disziplinmeister des Klosters sowie der Mönch Taklo wurden zum Bezirksbüro geschafft. Taklo wurde eine Zeitlang verhört und dann freigelassen“.
„Nyi O wurde von dem Büro an einen unbekannten Ort gebracht, weshalb am 17. August 60 Mönche aus Tongkyab beim Bezirksbüro des PSB vorstellig wurden und dort Auskunft über seinen Verbleib forderten. Die Beamten antworteten ihnen nur, die Provinzbehörden hielten Nyi O zum Verhör in Gewahrsam, aber nannten keine Einzelheiten, außer daß er sich beim PSB von Golok befände".
„Ein Tibeter ging zur Präfekturverwaltung von Golok und fragte in der dortigen Polizeistation nach Nyi O. Es wurde ihm bestätigt, daß sich Nyi O im Haftzentrum von Golok befindet. Er durfte ihn jedoch weder sehen noch ihm etwas zu essen geben. Die Beamten versprachen, ihm die mitgebrachten Nahrungsmittel auszuhändigen", verlautete aus anderer Quelle.
Grössere Zusammenstösse
Angaben von Einwohnern und der Polizei zufolge kam es anfangs des Monats zu einem Streit zwischen einem muslimischen Restaurantbetreiber und seinem tibetischen Kunden, welcher zu einem Zusammenstoß von Hunderten von Menschen führte und in der Belagerung der dortigen Moschee gipfelte.
Angeblich hatte der Tibeter aus Gade in dem muslimischen Restaurant im Essen seines Freundes einen menschlichen Zahn entdeckt. Über Handys wurden Hunderte Tibeter, sie sich anläßlich des jährlichen Pferderennens in der nahegelegenen Stadt Tawo (chin. Dawo) versammelt hatten, gerufen.
Wie ein tibetischer Augenzeuge angab, war es nur den Bemühungen eines religiösen Würdenträgers zu verdanken, daß die aufgebrachte Menge, die schon die Moschee zerstören wollte, schließlich doch noch beruhigt werden konnte. „Die Polizei konnte der wütenden Menge nicht Herr werden", kommentierte er.
"Als der Mönch Chadrel Rinpoche an die Tibeter appellierte, den Tumult einzustellen, beruhigte sich die Lage eine Zeitlang. Aber am 7. August zerstörten 700 Tibeter eine kleine Moschee." Von der örtlichen Gemeinschaft der Hui-Moslems war kein Kommentar zu erhalten.
"Gegen Abend hatten sich über 300 Tibeter und 200 Muslime in der Nähe der Moschee auf der Straße versammelt. Um diese Zeit trafen ca. 30 Polizeifahrzeuge ein, welche die Haupteingänge blockierten und alle Muslime in die Moschee beförderten", sagte der Augenzeuge und fügte hinzu, die Tibeter seien aufgebracht gewesen, weil es in diesem Lokal wiederholt zu Gesundheits- und Hygieneproblemen gekommen sei. Unter anderem hätten 12 Personen eine Lebensmittelvergiftung erlitten. „Die Tibeter werden keine Ruhe geben, solange sich die Dinge nicht bessern“.
"Wahrscheinlich haben sie ein dubioses Objekt gefunden, das einem menschlichen Zahn glich", sagte ein Beamter der Polizeistation des Kreises Machen (chin. Maqin) am Telefon dem tibetischen Dienst von RFA.
"Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es schwierig herauszufinden, was stimmt und was nicht. Es ist jedoch sicher, daß es zu Zusammenstößen einiger Gruppen von Leuten kam und viele Fenster des Restaurants zu Bruch gingen", fuhr der Beamte fort und fügte hinzu, die Polizei des Distrikts Machen (zu dem Tawo gehört) und der Stadt Golok würden den Vorfall untersuchen.
Ein Augenzeuge der Zusammenstöße vom 4. August berichtete, die Randalierer hätten Steine geworfen und dabei mehrere Polizisten verletzt. "Wegen der Festzeit waren viele Tibeter versammelt. Über ihre Handys riefen sie andere, und so rotteten sich schließlich 300 Tibeter vor dem Lokal zusammen und verwüsteten es."
"Die Polizei setzte elektrische Schlagstöcke gegen die Tibeter ein. Es ist schon möglich, daß einige Polizisten von den Steinen getroffen wurden, die von den aufgebrachten Tibetern geworfen wurden. Es gab jedenfalls sechs oder sieben verletzte Polizisten, die im Krankenhaus behandelt werden mußten. Tibeter oder Muslime erlitten offenbar keine nennenswerten Verletzungen und es kam auch niemand zu Tode", fügte er hinzu.
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