Tibetischer Abt aus Golog sieht sich zum Rücktritt gezwungen
Washington - Der Abt (Khenpo) eines großen buddhistischen Klosters in dem von China besetzten Tibet mußte sein Amt niederlegen, nachdem er sich geweigert hatte, gegen den Dalai Lama gerichtete Dokumente zu unterschreiben, wie RFA von eben diesem Mönch und einem dortigen Beamten erfahren hat.
„Ich sagte laut und deutlich meine Meinung und verweigerte die Unterschrift. Ich erklärte, daß ich selbst dann nicht unterschreiben würde, wenn es mein Leben kosten sollte oder ich Gefahr liefe, ins Gefängnis zu kommen oder zum Tode verurteilt zuwerden“, teilte der 70jährige Khenpo Tsanor, der Abt des Klosters Dungkyab im Kreis Gade (chin. Gande) in der Tibetisch-Autonomen Präfektur Golog, Provinz Qinghai, RFA mit.
„Ich sah die Dokumente der Regierung… Da stand, daß der Dalai Lama entschieden kritisiert und sein spalterisches Verhalten hart verurteilt werden müsse“, fügte er hinzu.
„Ich hatte nicht die geringste Absicht zu unterschreiben. Ich bin mir sehr wohl bewußt, daß alle, die ihre Unterschrift verweigern, sich vor einem chinesischen Gericht verantworten müssen. Sie drohten uns sogar, daß sie das Kloster schließen würden, wenn wir die Schriftstücke nicht unterzeichneten“ (d.h. die Kader, die die patriotische Umerziehung im Kloster durchführten).
„Einige Beamte vom Landkreis kamen ins Kloster und fragten mich, ob ich zustimme, mein Amt als Hauptabt niederzulegen“. „Ich sagte ja, weil ich keine andere Wahl hatte“.
„Es fällt mir so schwer, an solch qualvollen Sitzungen teilzunehmen“, fügte er hinzu, wobei er sich auf die obligatorischen Sitzungen mit den Verwaltungskadern bezog, deren Zweck es ist, die Loyalität gegenüber dem tibetischen Oberhaupt im Exil, dem Dalai Lama, auszurotten.
Beamte in der Abteilung für religiöse Angelegenheiten von Gande verweigerten trotz mehrerer Anfragen, Stellung zu der Sache zu nehmen, doch ein anderer Beamter der Kreisverwaltung, der anonym bleiben möchte, bestätigte das, was Khenpo Tsanor uns mitgeteilt hatte.
Der Beamte sagte außerdem, die Behörden in dem Distrikt seien dabei, die Maßnahmen zur patriotischen Umerziehung aufzustocken, denn sie wollten Dungkyab zu einem vorbildlichen Kloster machen, in dem es nur noch China-loyale Mönche gibt.
„Die Leute sagen, die Mönche von Dungkyab hätten sich geweigert, den Dokumenten der patriotischen Umerziehungskampagne beizupflichten. Ich meine, diese Angelegenheit sei dieses Jahr besprochen und der Entschluß gefaßt worden, dem Amt des Khenpo ein Ende zu setzen“, sagte der Beamte weiter.
„Es ist wohl bekannt, daß alle China unterstehenden Klöster in Modellklöster umgeformt werden müssen“, d.h. daß sie die Richtlinien der Regierung befolgen, meinte er weiter. „Aus Sicht der Regierung müssen viele Klöster neu bewertet und zur Einhaltung der Vorschriften gebracht werden, aber ich weiß keine Einzelheiten darüber“.
Das Kloster Dungkyab, das etwa 20 km von der Kreisstadt von Gande entfernt liegt, wurde 1837 von dem angesehenen buddhistischen Lehrmeister Kyabje Wangchen Khenrab Dorje gegründet. Örtlichen Quellen zufolge beherbergt es über 200 Mönche, wozu noch 130 kommen, die von den chinesischen Behörden rekrutiert wurden….
Im März berichteten Mönche aus dem großen und bedeutenden Kloster Labrang in der Provinz Gansu, daß ihnen von den Chinesen in ihrer religiösen Lehrtätigkeit und ihrer Praxis immer engere Fesseln angelegt würden.
Obwohl das chinesische Recht die Freiheit des religiösen Glaubens und seiner Ausübung garantiere, so sagte ein Bewohner, würden die Mönche in Labrang von den chinesischen Behörden dazu gezwungen, ihr im Exil lebendes spirituelles Oberhaupt, den Dalai Lama, zu schmähen.
Das US State Department konstatierte in seinem vor kurzen herausgegebenen Bericht über die Menschenrechtslage weltweit, daß die chinesischen Regierungsbeamten „die buddhistischen Klöster häufig mit Unabhängigkeits-Aktivitäten in den tibetischen Gebieten Chinas in Zusammenhang zu bringen pflegen“.
„Der Grad der Repression in den tibetischen Gebieten war [während es ganzen Jahres] hoch“, hieß es außerdem in dem Bericht und „die Achtung der Regierung vor der Religionsfreiheit sehr gering“.
Original berichtet von Chakmo Tso für den tibetischen Dienst von RFA, übersetzt von Karma Dorjee. Direktor des tibetischen Dienstes: Jigme Ngapo. Englische Redaktion von Sarah Jackson-Han.
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