15. Oktober 2007
Radio Free Asia, www.rfa.org

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Besorgnis um die in der Provinz Gansu festgehaltenen tibetischen Jugendlichen

Washington - Die Behörden in der nordwestchinesischen Provinz Gansu halten im Zusammenhang mit Graffitis, die vor kurzem in ihrem Dorf an den Mauern der örtlichen Polizeistation Freiheit für Tibet forderten, immer noch vier tibetische Schüler fest. Verlautbarungen zufolge wurden die Schüler im Polizeigewahrsam mißhandelt.

„Es gibt Berichte, daß die Kinder sichtbare Verletzungen davontrugen, daß sie mit Elektroschlagstöcken traktiert wurden und ihnen dann und wann auch Kapuzen übergestülpt wurden“, sagte Mickey Spiegel, ein China-Referent von Human Rights Watch in New York.

Die vier 15jährigen Schüler wurden letzten Monat festgenommen, weil sie angeblich im Dorf Amchok Bora, wo sich ihre Schule befindet, Parolen an Mauern gekritzelt hätten, mit denen die Unabhängigkeit für Tibet gefordert wird. Aus mehr als einer Quelle verlautet, daß ihnen der Kontakt zu ihren Angehörigen und rechtlicher Beistand verweigert wird.

Ein weiterer 14jähriger Junge hätte wegen der Kopfverletzung, die er durch die Schläge in der Polizeihaft davontrug, in ein Krankenhaus im Kreis Labrang (chin. Xiahe) eingeliefert werden müssen, heißt es ferner. Die vier Schüler wurden dem tibetischen Dienst von RFA als Chopa Kyab, Tamdrin Kyab, Gonphel und Dukar Tashi angegeben.

Ein Angestellter des Haftzentrums von Labrang bestätigte, daß dort vier Schüler festgehalten würden, er stritt jedoch ab, daß sie mißhandelt werden. Mickey Spiegel erfuhr aus einer dortigen Quelle, daß Chopa Kyab, in dem die Behörden den Anführer der Gruppe vermuten, wiederholt bei Nacht aus seiner Zelle zu Verhören geholt wurde: „Sie machen sich dort große Sorge über seinen physischen und psychischen Zustand“.

Zwei 14jährige Jungen, die im September zusammen mit den anderen festgenommen wurden, konnten inzwischen nach Hause zurückkehren, nachdem ihre Eltern die geforderten Geldstrafen zahlten.

Jetzt gibt es Anzeichen, daß die vier, die sich noch in Gewahrsam befinden, auch bald ihren Familien überstellt werden, sofern die geforderten Summen bezahlt werden, wobei die Strafen für alle vier zusammen entrichtet werden müssen: „Keiner von ihnen wird freigelassen, solange die Geldstrafen oder die Schmiergelder nicht für alle vier bezahlt sind“.

Kate Saunders, die Pressereferentin von International Campaign for Tibet in Washington meinte, es sei überhaupt nicht bewiesen, daß diese Schüler etwas mit den Graffitis zu tun hätten: „In der Tat wissen wir nicht einmal, ob es diese Jungen waren, die Graffitis an die Mauern pinselten.“

„Aber sicher ist, daß sie aus allen anderen Schülern herausgegriffen wurden, vielleicht um als Warnung für die gesamte Gemeinschaft ein Exempel zu statuieren“. In der Gegend von Labrang sei das Gefühl der Menschen für ihre tibetische Identität nämlich sehr stark, fügte sie hinzu.

„Die chinesischen Behörden haben ihre Anti-Dalai-Lama Kampagne in einigen Teilen Osttibets verstärkt, was nun ziemlich drastische Auswirkungen zeigt“, sagte sie.

In der Tat hat China seine Kampagnen gegen diejenigen, die sich gegenüber dem Dalai Lama loyal verhalten und die Befürworter tibetischer Unabhängigkeit in ganz Tibet wie auch den traditionell tibetischen Nomadengebieten von Gansu und Sichuan verschärft, wie von dem tibetischen Dienst von RFA berichtet wird.

Saunders zufolge ruft diese aggressive Politik Verzweiflung und Frustration unter den Tibetern hervor: „Diese Art von Konfrontationspolitik, die China da betreibt, erhöht das Risiko für Abspaltungstendenzen und Unruhen in der Gegend nur noch mehr“.

„Hier handelt es sich größtenteils um eine Nomadengegend und die wirtschaftliche Entwicklungspolitik, die Peking hier durchzieht, hat dramatische Auswirkungen auf die nomadische Lebensweise“, meinte sie und fügte hinzu, daß das groß angelegte Umsiedelungsprogramm für Nomaden in allen osttibetischen Gebieten deren Situation sehr schwierig mache.

„Das verursacht ihnen eine Menge Probleme, weil die Nomaden ihr Land verlieren und oftmals auch noch ihren Lebensunterhalt. Die Armut und das Stadt-Land-Einkommensgefälle sind allgemein im Steigen begriffen“.

Das buddhistische Kloster Labrang, das 1709 gegründet wurde und vier- bis fünftausend Mönche beherbergt, ist eines der größten Klöster des tibetischen Kulturkreises. In letzter Zeit wurde auch es massiven politischen Umerziehungskampagnen unterzogen und mit einschneidenden Restriktionen belegt.

Aktion Urgent Action von Free Tibet Campaign
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