Wieder ein tibetischer Mönch verhaftet
Wie aus tibetischen Quellen zu erfahren ist, verhafteten die Behörden in der Region Kardze, die zu der im Südwesten Chinas gelegenen Provinz Sichuan gehört, kürzlich im Rahmen ihres massiven Vorgehens gegen antichinesische Elemente den 22jährigen Mönch Lobsang Palden aus dem Kloster Kardze. Dies ist bereits die achte Verhaftung eines Mönchs in diesem Jahr.
“Die Polizisten fanden bei der Durchsuchung seines Zimmers mehrere belastende Schriftstücke und auch Fotos des Dalai Lama”, berichtete ein Tibeter aus der Gegend RFA.
“Seine Verwandten hörten, daß er in der Haft schwer geschlagen wurde, als er sich weigerte, andere mit hineinzuziehen.” Die telefonisch kontaktierten Polizeibeamten in Kardze weigerten sich, die Verhaftung zu bestätigen.
Wie aus besagten Quellen verlautet, ist Lobsang Palden der achte Mönch, den die chinesische Polizei dieses Jahr in Kardze, wo der Widerstand gegen die chinesische Herrschaft offenbar im Zunehmen begriffen ist, festgenommen hat.
Einer anderen Quelle zufolge kommt es immer wieder zu Protestaktionen wie dem Anbringen von Plakaten bzw. Wandzeitungen an Regierungsgebäuden oder der öffentlichen Zurschaustellung der tibetischen Flagge.
Eine andere Person, die ebenfalls anonym bleiben möchte, sagte, Lobsang Palden hätte sich an Aktivitäten für die Unabhängigkeit beteiligt. “Er wußte genau, daß er eines Tages festgenommen werden würde, aber er wollte nicht fliehen. Er wurde unter großen Druck gesetzt, seine Komplizen zu nennen”, fügte sie hinzu.
Bei der Verhaftung von Lobsang Palden am 6. September wurde unserer Quelle zufolge ein offizieller schriftlicher Haftbefehl vorgelegt, in dem er separatistischer Aktivitäten beschuldigt wird.
“Üblicherweise formulieren die Chinesen nach zwei Monaten Untersuchungshaft eine schriftliche Anklage. Lobsang Palden wurde jedoch schon nach weniger als einem Monat unter Anklage gestellt.”
Erst im vergangenen Monat wurden in der schon immer von Tibetern bewohnten Region Kardze Khenpo Jinpa, der Abt des Klosters Choktsang Taklung, sowie die 16jährige Tibeterin Yiwang verhaftet. Das Mädchen wird beschuldigt, Flugblätter verteilt zu haben, auf denen die Unabhängigkeit gefordert wird. Wegen desselben Delikts wurden bereits im Juni fünf Tibeter verhaftet.
Dem umfassenden Bericht 2006 der in New York ansässigen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zufolge werden Tibeter, die man des Separatismus verdächtigt, “routinemäßig inhaftiert”.
Nach chinesischen Angaben befinden sich gegenwärtig 200 Tibeter wegen “Straftaten gegen die Staatssicherheit” in Haft. Nach Human Rights Watch gehen inoffizielle Schätzungen jedoch von einer ungleich höheren Anzahl aus.
Der Dalai Lama floh 1959 nach einem mißlungenen Aufstand gegen die chinesische Herrschaft aus Lhasa. Er steht der tibetischen Regierung-im-Exil in Dharamsala, Indien, vor: Peking spricht ihm jegliches Mitspracherecht über die Zukunft Tibets ab. Bilder, Schriften und Videos des Dalai Lama, der von allen Tibetern verehrt wird, sind in Tibet verboten, und wer im Besitz solcher Gegenstände angetroffen wird, muß gewöhnlich mit einer Gefängnisstrafe rechnen.
Originalmeldung: RFA-Tibetischer Dienst. Übersetzung: Karma Dorjee. Chef RFA-Tibetischer Dienst: Jigme Ngapo. Englische Fassung: Luisetta Mudie. Redaktion: Sarah Jackson-Han.
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