Kloster umstellt
„Sie umstellten das Kloster und erlaubten niemandem das Gelände zu verlassen oder zu betreten. Einige Sicherheitsleute gingen ins Gebäude hinein und verhafteten Khenpo Jinpa,“ erzählte der RFA-Hörer, der aus dem Distrikt Serda anrief. „Die Sicherheitsbeamten durchsuchten auch sein Zimmer, fanden jedoch keinerlei belastendes Material. Gründe für seine Verhaftung haben sie nie genannt.“
Ein Beamter im Büro für Öffentliche Sicherheit (PSB) in Dartsedo, der einen Anruf von RFA entgegennahm, dementierte die Festnahme nicht und empfahl, mit seinem Vorgesetzten zu sprechen. Anrufe bei diesem während der Bürostunden blieben indes unbeantwortet.
Eine unabhängige Quelle in der nordindischen Stadt Dharamsala, dem Sitz der tibetischen Regierung im Exil und des spirituellen Oberhaupts der Tibeter, des Dalai Lama, bestätigte die Verhaftung des Abtes.
Die Quelle aus dem Distrikt Serda gab an, die Beamten vor Ort seien bei der Aktion übergangen worden, die Verhaftung habe ein Spezialtrupp aus Dartsedo vorgenommen.
Dem Anrufer zufolge vermuten die tibetischen Mönche in der Region, die Festnahme könnte mit den Unabhängigkeitsplakaten zu tun haben, die vor einem Jahr im Kloster aufgetaucht waren. Zum damaligen Zeitpunkt war niemand deswegen verhaftet worden.
Das Kloster Taklung ist eines der ältesten in der Gegend um Serda, es beherbergt zur Zeit etwa 300 Mönche. Der 37jährige Abt Khenpo Jinpa war Schüler von Khenpo Jigme Phuntsog, der starb, nachdem die Behörden 2001 sein Buddhistisches Zentrum Larungar zerstörten.
In Kardze, einer traditionell tibetischen Region, die von der chinesischen Provinz Sichuan verwaltet wird, wurde vor einem Monat auch die 16jährige Tibeterin Yiwang verhaftet, weil sie Flugblätter für die Unabhängigkeit Tibets verteilt hatte.
Der Dalai Lama floh 1959 nach einem mißlungenen Aufstand gegen die chinesische Herrschaft aus Lhasa. Er steht der tibetischen Regierung-im-Exil in Dharamsala, Indien, vor: Peking spricht ihm jegliches Mitspracherecht über die Zukunft Tibets ab. Bilder, Schriften und Videos des Dalai Lama, der von allen Tibetern verehrt wird, sind in Tibet verboten, und wer im Besitz solcher Gegenstände angetroffen wird, muß gewöhnlich mit einer Gefängnisstrafe rechnen.
Originalmeldung: RFA-Tibetischer Dienst. Übersetzung: Karma Dorjee. Chef RFA-Tibetischer Dienst: Jigme Ngapo. Englische Fassung: Luisetta Mudie. Redaktion: Sarah Jackson-Han.
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