17. Juni 2006
Radio Free Asia, www.rfa.org
Quelle: www.phayul.com

Seite drucken

Fünf Tibeter wegen des Verteilens von Flugblättern festgenommen

Wie Radio Free Asia aus Quellen in Tibet erfuhr, nahmen die chinesischen Behörden fünf Tibeter fest, weil sie angeblich Flugblätter verteilt hätten, auf denen die Unabhängigkeit Tibets befürwortet wurde. Bei den fünf handelt es sich besagter Quelle zufolge um Kayi Doega - er saß schon einmal wegen Darbringung von Gebeten für den Dalai Lama im Gefängnis - seine älteste Tochter Yiga, eine ehemalige Nonne, Sonam Lhamo, eine Nonne in dem einflußreichen Kloster Geci, sowie zwei weitere Frauen namens Sonam Choetso und Jampa Yangtso.

Yiga, Sonam Choetso und Jampa Yangtso wurden Anfang Juni in Lhasa festgenommen, weil sie in der Präfektur Kardze um die Mittagszeit an die Leute, die zum Mittagessen eilten, von einem Fahrzeug aus Flugblätter verteilt hätten. Alle fünf stammen aus Kardze, einer traditionell tibetisch besiedelten Gegend, die heute zur Provinz Sichuan gehört.

Am 1. Juni nahmen die Behörden von Kardze Kayi Doega unter dem Verdacht, die Verteilaktion organisiert zu haben, und am 2. Juni Sonam Lhamo fest. Der Vorfall ereignete sich am ersten Tag des heiligen Monats Saka Dawa (nach westlichem Kalender der 28. Mai) in der TAP Kardze. Das Public Security Bureau von Kardze und Lhasa führten gemeinsame Ermittlungen durch, um die Verhaftungen vornehmen zu können.

Ein per Telefon kontaktierter untergeordneter Beamter des Public Security Bureau von Kardze sagte: „Ich weiß von dieser Sache, aber kenne keine Einzelheiten. Wenden Sie sich an einen meiner Vorgesetzten“. „Wer hat Ihnen das erzählt? Wo haben Sie das gehört? So einen Fall gibt es nicht“, lautete die Auskunft eines höheren Kaders desselben Amtes.

Kayi Doega war bereits 2002 zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren verurteilt worden, weil er Gebete für den Dalai Lama dargebracht hatte, aus gesundheitlichen Gründen wurde er jedoch vorzeitig entlassen. Im Januar dieses Jahres wurden auf einen Aufruf des Dalai Lama zum Schutz der Wildtiere hin in Kayi Doegas Haushalt ganz offen Tiger- und Leopardenfelle verbrannt - zum großen Mißfallen der chinesischen Regierung. Die Polizei von Kardze nahm Kayi Doega daraufhin für einige Zeit in Gewahrsam.

Die Tibeter begannen Tiger-, Leoparden und Fischotterfelle in der Öffentlichkeit zu verbrennen, nachdem der Dalai Lama, der von den Chinesen als ein Separatist mit der Absicht, die chinesische Regierung zu untergraben, gebrandmarkt wird, an die Tibeter appelliert hatte, gefährdete Tierarten zu schützen.

Bilder, Schriften und Videoaufnahmen des Dalai Lama, der von den Tibetern allgemein hoch verehrt wird, sind in Tibet verboten, und Personen, bei denen man diese Dinge findet, werden mit Gefängnis bestraft. Der Dalai Lama wirft der chinesischen Regierung vor, sie betreibe in Tibet einen „kulturellen Genozid“. Zahlreiche Tibeter klagen über die ethnische Diskriminierung, der sie infolge der Massenzuwanderung von Han-Chinesen trotz der wachsenden wirtschaftlichen Entwicklung ausgesetzt sind. In dem globalen Bericht von Human Rights Watch für 2006 heißt es, daß des Separatismus verdächtigte Tibeter „routinemäßig inhaftiert“ werden und das kulturelle und religiöse Leben der Tibeter äußerst eingeschränkt ist.

19. Juni 2006

Umerziehungskampagne an Schulen in Tibet, Schüler in Kardze festgenommen

Berichten zufolge hat die chinesische Regierung den Umerziehungsunterricht nun auch für Schulkinder eingeführt, damit diese sich keiner tibetischen Kampagne mehr anschließen wie der von neulich gegen das Tragen von pelzbesetzten Kleidungsstücken.

Wie ein junger Tibeter, der unlängst aus der TAP Kardze geflohen ist, erzählte, „kamen uniformierte Soldaten in unsere Schule und erklärten uns, daß Tibeter keine Tierfelle verbrennen dürften, und wenn jemand es dennoch tun wolle, so müsse er es ohne Aufsehen zu erregen zu Hause machen. Sie gingen von Klasse zu Klasse und fragten die Schüler, ob sie Seine Heiligkeit den Dalai Lama gerne hätten, und diejenigen, die mit Nein antworteten, mußten als Beweis dafür auf einem Bild des Dalai Lama herumtrampeln. So etwas hätte ich nie tun können und deshalb setzte ich mich, einen Tag ehe die Soldaten zu meiner Klasse kamen, ab. Ich würde eher sterben, als so etwas jemals in meinem Leben zu tun. Weiterhin erzählte er, von Lhasa aus habe er seine Eltern angerufen, die ihm mitteilten, daß 17 Schüler von den Soldaten in Gewahrsam genommen worden seien, weil sie ihrer Achtung für den Dalai Lama Ausdruck verliehen. Was danach mit den festgenommenen Schülern geschah, ist unbekannt, da unser Informant sofort nach dem Telefongespräch mit seinen Eltern nach Nepal aufbrach.

Die Folgen des Aufrufs Seiner Heiligkeit des Dalai Lama während der Kalachakra-Belehrungen Anfang dieses Jahres, keine Felle von gefährdeten Tierarten wie Tigern, Leoparden und Fischottern mehr zu tragen, sind den chinesischen Behörden weiterhin ein Ärgernis, vielleicht, weil sie darin eine potentielle Gefahr für das Erstarken des tibetischen Nationalismus sehen. Nach dem kürzlich erfolgten Verbot der Verbrennung von Tierfellen in Amdo wurde ein ähnliches Verbot nun auch in Kham erlassen, und die Tibeter dürfen keine Tierfelle mehr in der Öffentlichkeit verbrennen.